steppenhund meinte am 28. Feb, 08:38:
Lernen und Spass machen
Ja, das Lernen MUSS Spass machen, sonst ist die Zeit für die Katz'.-
Aber heißt das jetzt nur Jux und Tollerei?
Mitnichten.
Das Lernen teilt sich in zwei Komponenten auf:
1) Wissenserwerb
2) Praktizieren des Erworbenen (sprich Übung)
Der Wissenserwerb muss (vielleicht nicht lustig) interessant sein, dass er fesselt.
Die Übungen sind mühsam und lähmend, aber das sind sie nur, wenn man sich damit quält. Wenn man die Hausaufgaben einigermaßen beherrscht, kann sich eine gewisse Funktionalitätslust einstellen, die auch nicht ohne ist. Wenn nach einer halben Stunde plötzlich das Gefühl da ist, ha, das kann ich ja jetzt, schafft das eine nicht zu verachtende Befriedigung.
Warum üben die Menschen 2, 3 Monate vor einem Marathon und quälen sich beim sportlichen Training, ohne dass sie murren? Beim Laufen stellt sich nach der Überwindung des Totpunktes ein Glücksgefühl ein. Wenn man mit Läufern spricht, erzählt jeder das Gleiche.
Das sich-Quälen in geistigen Dingen wird als Zumutung empfunden. Es handelt sich um denselben Mechanismus. Oder werden die Kinder bereits von Eltern und Fernsehen und ihrer Umgebung so gehirngewaschen, dass nur mehr FRESSEN, SAUFEN und FICKEN ihr Lebensinhalt ist. Dann brauche ich auch nicht in die Schule gehen, dann kann ich meine Lebenslust auf viel direktere Weise verfolgen.
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Ich gebe hier noch ein Beispiel aus dem Schulunterricht, um meine Aussage zu verdeutlichen.
Siebte Klasse Mathematikunterricht, Beginn von Differenzial- und Integralrechnung. Start mit Reihen und Folgen. Absolute Frustration und Unverständnis bei der Nachhilfeschülerin. In der 6. gerade noch so durchgekommen.
Was habe ich mit ihr "geübt"? Bruchrechnen und Prozentrechnen. Stundenweise, vielleicht hunderte Aufgaben. Auf einmal war das Integrieren von Polynomfunktionen kein Problem mehr. Auf einmal wurde verstanden, dass die Integration von x^3 auf (x^4)/4+C sich recht einfach beweisen lässt, ja, dass da eine gewisse Schönheit enthalten ist. Auf einmal wird die Frage aktuell, warum die Integration von x^-1 so etwas ganz anderes als Resultat hat. In den meisten Fällen wird die Beherrschung der Algebra durch die Schwierigkeiten mit Bruchrechnen und dem kleinen Einmaleins behindert.
Wenn ich zu fett bin, werde ich mich auch bei einigen Sportarten sehr ungeschickt anstellen und z.B. beim Skifahren viel mehr Energie verbrauchen, verbunden mit einer gesteigerten Angst hin zu fallen usw.
Die oben zitierte Nachhilfeschülerin hat letzten Endes mit Sehr gut in Mathematik maturiert. Sie ist kein Einzelfall geblieben. Ich war damals 20 Jahre und habe mir mit den Nachhilfestunden meine regelmäßigen Fahrten nach Norddeutschland verdient. Meine Schüler mussten Erfolg haben, daher habe ich sie so unterrichtet, dass sie nachher in dem Fach keine Probleme mehr haben sollten.
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Dass Üben per se am Anfang keinen Spass macht, sehe ich ein. Nach einer gewissen Zeit des Gehirnjoggens macht es das sehr wohl. Weil das äußere Erscheinungsbild der Menschen so wichtig geworden ist, wird die Quälerei im Fitness-Studio als Spass empfunden. Schließlich glaubt man dann auch, dass man gesünder lebt. Dass das Gleiche für das Denken gelten könnte, dafür sind die Leute zu DUMM (das Thema behandele ich ja gerade mit Vorzug.) Deswegen haben es ein Hitler, ein Stalin, ein Madoff, ein Papst und ein Anlagenberater so leicht. Ich lasse jemand anderen für mich denken, da brauche ich mich nicht quälen.
Da habe ich dann aber auch kein Mitleid mit den Nicht-Spasshabenden - die können später ruhig in ihren Massengräbern verrecken.
teacher antwortete am 28. Feb, 19:07:
Denken ist Arbeit und ohne Denken geht kein Lernen. Wenn TV, Computer oder Freundin warten, kann nur mehr Angst vor dem Durchfallen motivieren. Leider.
steppenhund antwortete am 28. Feb, 21:31:
Das war aber nicht immer so.-
Aber philosophische Frage: wenn Denken Arbeit ist und uns so schwer fällt, warum bilden wir uns dann ein, besser als die Tiere zu sein, bzw. intelligenter.
Dann sind wir nämlich wirklich nichts anderes als konditionierte Affen. Und eigentlich haben wir dann als Art die Lebensberechtigung verloren. Dazu wird die Evolution auch gegebenfalls sorgen.