EinBen (Gast) meinte am 12. Jan, 15:15:
"Sie lehnt jedes Jahr hunderte Kinder ab, die ihr Medien-, Kommmunikations- und Projektmanagement-Angebot konsumieren wollen, sie hat keinen Platz. "Sollen wir das aufgeben, weil wir vernachlässigten Kindern Chancengleichheit einräumen müssen?"Dieser letzte Satz zeigt doch schon, wes Geistes Kind die Kritiker des Gesamtschulprinzips sind: Sozialdarwinismus in reinster Form.
Und wenn "stärker sein" heißt, in günstigen Verhältnissen geboren zu sein: Tja, Glück gehabt. Der Rest soll doch kämpfen,das System ist ja ach so durchlässig (leider in der Realität nur in eine Richtung... Ausnahmen bestätigen wie so oft die Regel).
Offenbar geht es hier nicht um Fakten sondern um eine Diskussion basierend auf Befindlichkeiten, die von denjenigen ausgeht die sich Gedanken über die Zukunft ihrer Kinder machen - was durchaus lobenswert ist.
Auf der Strecke bleiben mal wieder die vermeintlich "Schwächeren".
Wobei immer die Frage bleibt: Was bedeutet eigentlich "schwacher Schüler"? Ein Kind, das zu Hause kaum Unterstützung bekommt, das eben keinen Doktorvater hat, von dem es bei Schularbeiten Hilfe bekommt, und der ihm zeigt, wie man im Internet recherchiert? Ein Kind, das mit TV statt Büchern aufgewachsen ist, weil die Eltern keine Geld für eine chinesische Tagesmutter (= schonmal als Kind chinesisch lernen) übrig hat?
Ein Kind mit (nie erkannten, weil Hauptschule) Lernschwierigkeiten, oder gar Hochbegabung? (Sowas gibts!???)
Oder gibt es am Ende Kinder, die einfach nur so "dumm" sind, hoffnungslose Fälle...?
Das Konzept der Gesamtschule, und vor allem die Art und Weise wie es denn nun umgesetzt werden soll, mag zu diskutieren sein. Aber bitte nicht auf der Grundlage solcher Aussagen!
"Ich weiß, dass alle Kinder die gleichen Chancen verdienen. Ich bin auch bereit dafür. Aber die Lösung heißt nicht Gesamtschule."
Sondern? Ich lese hier seit Kurzem erst (sehr interessiert!) mit, wenn sie bereits ausführlich darüber gebloggt haben, möge man mir verzeihen, ich hab es auf die Schnelle nicht gefunden. Es würde mich sehr interessieren, was sie unter "Chancengleichheit" verstehen.
stichi antwortete am 12. Jan, 15:29:
Unter Chancengleichheit verstehe ich, dass jedes Kind nach seiner Begabung bestmöglich gefördert wird. Das wird man kaum erreichen, wenn alles in einen Topf geworfen wird.Wichtig ist meiner Meinung nach, dass mit dem Klischee aufgeräumt wird, dass kleine Kinder zu Hause am besten aufgehoben sind. Gerade für Kinder aus den "bildungsfernen" Schichten wäre es wichtig, dass sie schon klein dem verdummendem Umfeld von Fernsehen und PC-Spielen entkommen. Wenn man dann aber eine Herdprämie einführt, dann kann man sich ja auch denken, welche Kinder wieder zu Hause bleiben und nicht außerhalb der Familie gefördert werden!
Kein Mensch sagt hier, dass nur die guten Schüler gefördert werden sollen, aber es ist auch nicht sinnvoll, sich immer nach den Schwächsten zu richten!
Nathaneal antwortete am 17. Jan, 12:24:
"Kein Mensch sagt hier, dass nur die guten Schüler gefördert werden sollen" - Verzeihung, aber genau das tun Sie doch:Gesamtschule ist nicht das richtige Modell - das lässt sich diskutieren, ich persönlich stehe der Gesamtschule auch skeptisch gegenüber.
Aber Sie reden doch in dieser Diskussion darüber, die "Guten" von den "Schlechten" zu trennen, um in den Gymnasien eine wunderbare, nette, ach so aufgeschlossene Elite zu bilden, und den "Rest" versauern zu lassen. Ich persönlich schäme mich für solche Ansichten wie sie Stefan verkündet hat: "gesellschaftlichen Bodensatz", "wie gut, dass wir Akademiker und Besserverdiener", "Wo ich wohne, sorgt das Einkommen schon ganz automatisch für's soziale Klima". Das ist genau die Form des assozialen Verhaltens, das bei Hauptschülern verallgemeinernd so gern angeprangert wird.
Ich stamme nicht aus einer Akademiker-Familie, aber ich habe das Glück in Verhältnissen aufzuwachsen, die mir einen Zugang zur Kultur und Bildung ermöglichen. Bildung ist etwas, das man sich sehr gut selbst aneignen kann und in Deutschland gibt es sehr wohl Möglichkeiten dies zu tun. Es braucht also nur mehr Bereitschaft in allen "Ständen" unserer "Ständegesellschaft". Diese Bereitschaft kann aber nicht mehr in der am Beginn der Hauptschule antrainiert werden, sie muss früher einsetzen - schon in der frühen Erziehung, im Kindergarten, in der Grundschule.
Ich gehe auf ein Gymnasium. Es stellt wie viele anderen Schulen hohe Ansprüche, aber ich sehe absolut keinen Grund, warum ein Mensch aus weniger vorteilhaften "sozialen Schichten" nicht den Grips haben sollte, es ebenso zu schaffen wie ich und meine Mitschüler. Wenn wir den "Bodensatz" unserer Gesellschaft von Anfang an zu einer niederen, minderen Masse degradieren und es so von Bildung fernhalten wollen, dann darf und diese gewaltige soziale Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, nicht überraschen.
teacher antwortete am 17. Jan, 13:12:
Für mich ist die Tennung zwischen Hauptschule und Gymnasium viel schlichter: Die Kinder, die zuhause weniger gefördert wurden oder intellektuell weniger Begabung mitbringen, werden in der Hauptschule besonders gefördert - die anderen gehen aufs Gymnasium und werden dort mit höheren Ansprüchen konfrontiert.Da profitieren beide Gruppen! Wichtig ist, die Durchlässigkeit zu verbessern und möglichst früh mit Kompensationsangeboten zu starten. Gesamtschule ist Gießkannenprinzip.
stichi antwortete am 17. Jan, 13:32:
"Aber Sie reden doch in dieser Diskussion darüber, die "Guten" von den "Schlechten" zu trennen, um in den Gymnasien eine wunderbare, nette, ach so aufgeschlossene Elite zu bilden, und den "Rest" versauern zu lassen. Ich persönlich schäme mich für solche Ansichten wie sie Stefan verkündet hat: "gesellschaftlichen Bodensatz", "wie gut, dass wir Akademiker und Besserverdiener", "Wo ich wohne, sorgt das Einkommen schon ganz automatisch für's soziale Klima". Das ist genau die Form des assozialen Verhaltens, das bei Hauptschülern verallgemeinernd so gern angeprangert wird.Meine Enkeltochter war in einer Kinderkrippe in einem "sozialen Brennpunkt". Die Krippe war gut, keine Probleme sehr engagierte Erzieherinnen, alles paletti. Mit drei Jahren stieg sie in den Kindergarten derselben Einrichtung auf. Es war eine Katastrophe. Jetzt waren dort alle Kinder versammelt, die entweder nicht Deutsch konnten, weil sie einen "Migrationshintergrund" hatten, oder weil sie zu Hause nur vor der Glotze sassen und die unmöglichsten Dreckserien anschauten, aber keiner mit ihnen sprach. Ihre Äußerungen erschöpften sich in Sätzen wie: ich sprüh dir Feuer in die Augen etc. Diese Kinder waren bis zu ihrem dritten Lebensjahr daheim und dort völlig verblödet und aggressiv geworden. Da richtet auch die Schule später nichts mehr aus.
Meine Enkeltochter erlebte eine für sie unerträgliche Zeit, nässte wieder ein und war kreuzunglücklich, bis sie in einem anderen Kindergarten in einem anderen Stadtviertel angemeldet wurde.
Jetzt frage ich mich, soll man seine Kinder als sozialen Schmierstoff verbraten um das Desinteresse und die Ignoranz bestimmter Bevölkerungsschichten abzufedern? Das kann ja wohl kein Mensch ernsthaft verlangen!!!
Die Kinder müssen frühzeitig aus ihrem Milieu heraus und das erreicht man nicht durch Herdprämien. Auch wird nichts dadurch besser, dass man Kinder mit völlig unterschiedlichem Leistungsniveau in riesigen Klassen zusammenpackt, wie sollen denn die einzelnen Kinder dort angemessen gefördert werden, das ist doch alles reine Idiologie und hat mit der Realität einfach gar nichts zu tun!!!!
teacher antwortete am 17. Jan, 13:51:
Für Lehrende ist es momentan fast tabu, solche konkreten Schicksale zu zitieren. Immer mehr Eltern zeigen einfach überhaupt keinen "Erziehungswillen" und lassen ihre Kinder verrohen - eine Gesamtschule löst hier keine Probleme, das muss klar gesagt werden. Sie schafft Probleme für ruhige, zurückgezogenen, nette, gut erzogenene ... Kinder, deswegen sind so viele Eltern gegen die Gesamtschule.