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cotopaxi

 
Woo (Gast) meinte am 20. Sep, 20:07:
Also ich find an so einer Web-"Freundschaft" nichts verwerfliches. Man sollte es halt auch auf diesem Level belassen. Jeder muss selber wissen, was er ueber sich in den diversen Netzcommunities preisgibt, erst recht wenn er/sie/es seine Lehrer/Schueler dort als Freunde einlaedt.
Seit ich weiss, dass z.b. meine Arbeitskollegen (und evtl Vorgesetzte) meine Xing-Page und mein Blog kennen, bin ich auch vorsichtiger was ich dort von mir praesentiere.

Gerade die eben erwaehnte "professionelle Distanz" ging mir vor allem in den letzten Schuljahren ziemlich auf die Nerven.. da sind grade mal wenige Jahre zwischen den Lehrern und den Schuelern, und trotzdem muss man so tun wie wenn man dem Papst gegenuebersteht? Ich war ganz froh, dass die meisten unserer Lehrer darauf auch keine Lust hatten, und so ein relativ freundschaftliches Verhaeltnis entstanden ist. Das schafft eine viel angenehmere Atmosphaere zum Arbeiten, und gab uns die Moeglichkeit, unsere Lehrer auch mal privat kennenzulernen (Grillabende, Seeparties etc). Ein Lehrer ist schliesslich auch ein Mensch mit dem man interagieren kann, und keine Wissensverteilmaschine. 
teacher antwortete am 21. Sep, 13:18:
Ich sehe hier eine ähnliche Tendenz wie sie beim Verhältnis Kind-Eltern eingetreten ist. Der Generationenkonflikt hat sich aufgelöst, weil die Eltern immer mehr als Menschen denn als Erzieher auftreten. In der Schule läuft das langsamer ab, aber doch auch. 
stichi antwortete am 21. Sep, 14:02:
"weil die Eltern immer mehr als Menschen denn als Erzieher auftreten"

Also für mich sind Eltern und Lehrer, die erziehen, durchaus auch Menschen.
Das Ergebnis der Nichterziehung im Elternhaus erleben wir doch alle hautnah. Was wird, wenn auch in den Schulen nicht mal mehr versucht wird, so etwas wie Erziehung überhaupt zu leisten, weil die Lehrer gerne Menschen sein wollen?
Übrigens habe ich schon in meiner Schulzeit, die Lichtjahre zurück liegt, Lehrer, die auf Kumpel gemacht haben (ja, auch das gab es ab und zu), gehasst. Hinterher geben sie doch die Noten und da war dann die Objektivität, die ja eh schwer zu wahren ist, durch den allzu privaten Umgang doch sehr beeinträchtigt! 
teacher antwortete am 21. Sep, 17:33:
Freilich ziehen wir uns in der Schule auch aus der Erziehungsarbeit zurück.
Beispiele:
Rauchen? Egal. Pornos in der Schultasche? Geht mich nichts an. Im Nuttenlook erschienen? Keiner wagt ein Wort. Zu spät gekommen? Ein Augenzwinkern ... Selbst die Noten nimmt doch niemand mehr ernst.
Wir arrangieren uns. Wir erziehen nicht. 
Woo (Gast) antwortete am 21. Sep, 18:45:
Also erzogen wurden wir schon noch.. (auch wenn meine Schulzeit mittlerweile mindestens zehn Jahre zurueckliegt). Aber zumindest in der Ober- bzw. Kollegstufe hats dann doch deutlich gemenschelt.
Passt aber auch.. wer bis 16/17 noch keine Erziehung genossen hat, bei dem wirds danach auch nichts mehr bringen. 
teacher antwortete am 24. Sep, 16:24:
Zehn Jahre? Das ist in der Pädagogik eine mittlere Ewigkeit.

Und stimmt: Ab 14 schauts mit Erziehung schlecht aus. 
Hugelgupf (Gast) antwortete am 24. Sep, 21:55:
"Rauchen? Egal. Pornos in der Schultasche? Geht mich nichts an. Im Nuttenlook erschienen? Keiner wagt ein Wort. Zu spät gekommen? Ein Augenzwinkern ..."
Die Lehrer können teilweise ja nicht mit den neuen Medien umgehen. Pornos werden von den Schülern eben meistens über das Internet gezogen, da kann der Lehrer zum einen nichts machen, der Internetanschluss "gehört" den Eltern, und zum anderen wissen manche Lehrer einfach nicht, wie/was/wo Internet/Computer ist/sind. In der Schule scheitern viele ja schon am Fernseher. Und anstatt dann Hilfe zu erfragen, sich zu informieren, ignorieren es die meisten älteren Lehrer einfach - was wollen sie denn da auch machen?
Die Schüler pfeffern ja teilweise (kenn ich aus eigener Erfahrung, wir haben auch solche Leute in der Klasse..) damit um sich, dass die Lehrer keine Rechte haben, nach dem Motto "ihr könnt mir gar nichts". Meistens stehen die Lehrer dann ratlos vor der Klasse, wobei ich da "einfach" (so einfach wird's für die auch nicht sein..) sagen würde, dass Lehrer erziehungsberechtigt sind. Sie können dich ins Klassenbuch eintragen, Tadel erteilen, Klassenkonferenzen einberufen, am Ende den Schüler auch von der Schule werfen. (ich bin auf einer Privatschule, da geht das leichter als bei staatlichen...) Wenn der Schüler einem nicht glaubt, würd' ich ihn herausfordern: "Dann komm mit zum Direktor, der wird ein Schulgesetzbuch da haben." Das schreib ich hier jetzt so, als würd ich glauben, dass das für Lehrer leicht ist. Ist es aber wahrscheinlich nicht. Oder doch? Ich denk, das kommt auf den Lehrer an. 
teacher antwortete am 25. Sep, 08:30:
In Wirklichkeit haben diese Schüler recht: "Wir können ihnen gar nichts."
Eltern vorladen? Kommen nicht.
Direktor einschalten? Hat Wichtigeres zu tun. Für Disziplin nicht zuständig.
Klassenbuch eintragen? Keine Konsequenzen, außer Gelächter.
Tadeln? Grinsgesicht oder Aggression. Meistens: Gespielte Einsicht.
Konferenzen einberufen? Sehen die Kollegen als Bestrafung (für sie!). Hat auch keine Konsequenzen.

In der öffentlichen Schule haben wir seit Jahren niemanden mehr ausschließen können. Das Höchste der Gefühle: "Androhung auf Ausschluss" bei Schulkonferenz. (Da kommen alle 100 Lehrer am Nachmittag zusammen, um über 1 Schüler zu urteilen.)

Also: Wir arrangieren uns. Schauen weg. Tun so, als ob nichts passiert wäre. Verschweigen. Manche leiden (Burnout!). 
flashlink antwortete am 27. Sep, 03:42:
Ich würde das als Lehrer nicht aushalten. Das ist doch Irrsinn. Da muß man doch zum Selbstschutz von vornherein auf jeglichen Anspruch verzichten. Und dann die Schizophrenie mit dem öffentlichen Gefasel von der "immer besseren, höheren Bildung" und der Erfahrung von Ohnmacht, absolut fehlenden Grundvoraussetzungen (Schüler ohne Sprachkenntnisse, ohne Strukturen, ohne Disziplin, ohne irgendeine Bereitschaft oder einen Antrieb zum Mitmachen, null Sanktionsmöglichkeiten). Es wird hier gerdezu ein Zwang zur Heuchelei aufgebaut und durchgeführt.

Da würde ich irgendwie durchdrehen. Oder vollkommen zynisch werden. Vor allem, wenn es selbst in östereich schon so aussieht. Wie muß man sich da bitte Berlin vorstellen??

Wenn Sie jetzt schreiben: "das ist unvorstellbar" dann glaube ich das sofort. :) 
Hugelgupf (Gast) antwortete am 27. Sep, 12:10:
Unsere Klassenlehrerin macht das ganz anders - und wie sie es macht finde ich gut.

Einfaches Prinzip: Sie redet mit uns nicht als Lehrerin, sondern als Mensch. Sie gibt uns dabei das Gefühl, vollwertige Erwachsene zu sein, wobei sie trotzdem noch Vormachtstellung hat.

Gerade gestern hatten wir sowas erst wieder, nach unserer schlechtesten Englisch-Arbeit seit X Jahren war die Stimmung auch dementsprechend, manche viel versuchten, die Schuld bei ihr zu suchen - ich denke, das ist ein natürlicher Effekt in heutiger Zeit. Wir hätten zu wenig Zeit gehabt, die Arbeit war sowieso zu schwer und das-und-das haben wir auch noch nie gehabt. (Anm.: sie hatte in dieser Arbeit die short-forms wie "don't" unterschlängelt, weil das ab der 11. als vollwertiger Fehler gilt) Es ging das Gerücht rum, dass diese Unterschlängelungen auch jetzt schon ganze Fehler sind.

Und wenn das so ist, dann "klärt" sie auf. Das geht dann so, dass sie für Ruhe sorgt, ganz einfach mit einer schneidenden Stimme "so, Ruhe jetzt" sagt. Nicht laut, nicht leise, einfach mit einer schneidenden Stimme. Und dann redet sie drauf los und bringt ihre eigenen Emotionen dabei ein, sie redet nicht als Lehrerin, sondern als Mensch. Gestern war es so:
"Also, was mir hier gegen den Strich geht, sind diese ganzen Gerüchte, die hier rumgehen. Irgendeiner behauptet was, und schon krieg ich hier die Anschuldigungen. Ich habe die short-forms angestrichen, weil sie ab der 11. als ganzer Fehler gelten. Ich habe sie hier nicht als Fehler gewertet, ich mache mir hier ja auch Arbeit damit, das ist meine Zeit, in der ich das immer wieder unterstreiche und long an den Rand schreibe, in fast jeder Arbeit. Ich habe die Bestimmungen ja nicht gemacht, das ist Vorgabe ab der 11, ich kann daran nichts rütteln. Und wenn ihr das in der Abi Klausur macht, die korrigiere ja nicht nur ich, die werden rausgeschickt, und was ist dann? Es wird euch als Fehler von anderen Lehrern angestrichen. Außerdem, ich habe in dieser Arbeit nichtmal mit dem Fehlerquotienten gearbeitet, das ist euch wahrscheinlich gar nicht aufgefallen! Ich hab schon nach dem neuen Prinzip gearbeitet, ich schaue nämlich in Blöcken, also Absätzen, sind in den einen viele Fehler und in anderen keine? Da kam auch jemand zu mir, ich weiß nicht, wer das war (Anm. von mir: ich wette, sie weiß, dass ich es war, sie lässt es aber weg, damit nicht irgendjemand bzw. in diesem Fall ich beschuldigt werde), und wollte seine Note verbessert haben, weil er ca. 100 Wörter zu wenig gezählt habe. Als ich dann die 100 dazu genommen habe, hätte er trotzdem unter Benutzung des Fehlerquotienten in dem Teil weniger Punkte bekommen als er schon hatte. Was wollt ihr denn noch mehr? Wenn das so weiter geht, fallt ihr in der 11 alle ab, ich muss in diese Arbeiten ja mindestens zwei Kompetenzen reinbringen! Ihr haut euch ja immer mit dem ersten Teil, Wortschatz und so 'nem Krams, raus! Und dann fallt ihr in der 11 auf ne 5 ab, und dann?
Außerdem, ich hab hier gestern (Anm.: also jetzt vorgestern) auch zu hören bekommen, ich würde euch mit den Lernstandserhebungen drohen! Ich mache die doch nicht, wenn ich in D. (Stadt) sitzen würde, würd ich die auch abschaffen! Ich sitze aber nicht da, also wollte ich euch jetzt darauf vorbereiten. Ich hab die LSE von den letzten Jahren gesehen, wir haben in der Fachschaft Englisch einen Ordner dafür und für Vergleichsaufgaben. Ich muss in der 10 mindestens eine mit der LSE vergleichbare Arbeit mit euch schreiben. [...] Also: Wer will, dass ich die LSE nicht mehr erwähne?"

Niemand. (Fast) Stille, und jedem ist klar geworden, dass das so nicht geht. Das wäre das positive Beispiel. 
teacher antwortete am 27. Sep, 19:50:
@flashlink:
Zur Richtigkstellung: Von den 150 Kindern, die ich heuer unterrichte, sind 95% liebe und nette Menschen. Bleiben 3 - 5, die der gesamten Gesellschaft auf der Nase herumtanzen, das Zusammenleben schwer machen und ihre Feiheit auf Kosten aller anderen z.T. brutal - und ungestraft - genießen. Aber unter den 150 sind vielleicht 30, die sich wirklich für meinen Unterricht interessieren (ich glaube, darum beneiden mich jetzt viele Lehrer!) und 10, die freiwillig und interessiert für ihre Zukunft lernen. 

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