Meisterbrau (Gast) meinte am 11. Sep, 19:23:
Ob das alles stimmt?
Als halber Student der Psychologie (Informatik + Psychologie) finde ich die Thesen doch sehr gewagt und als angehender Wissenschaftler glaub ich ohne Belegstudien sowieso erstmal gar nix.Zum ersten: Imho haben 1 & 2 schonmal nichts mit Kommunikationspsychologie zu tun sondern höchstens mit Kognitionspsychologie, Nr. 2. eigentlich Neurpsychologie bzw Neurologie. Mich würde doch mal daher sehr interessieren, wer diese Thesen so präsentiert hat und in welchem Kontext.
Zum zweiten: Um ersteres mehr als nur lokal zu belegen bedarf es einer sehr groß angelegten Studie, deren allgemeine Aussagekraft selbst bei optimaler Durchführung angezweifelt werden darf. Insbesondere der Schluss von Korrelation auf Kausalität wird da sehr interessant. Vielleicht bemühe ich nachher mal Google Scholar o.ä. um diesbezüglich ein paar Paper zu finden.
Weiterhin gibt es mit sicherheit auch gegenläufige Studien, die höhere Gedächtnisleistung aus Medienkonsum schließen, alles eine Frage der Fragestellung ;)
Was mich besonders stört: "oberflächlich". Das Wort ist hier nicht angebracht. Im Gegenteil. Aktuelle Studien zur "Intuition" zeigen, dass diese ein sehr intelligentes und vor allem sehr korrektes Werkzeug ist (vorrausgesetzt, man besitzt Wissen auf dem Gebiet, in dem man urteilt)- oftmals besser als gezieltes Nachdenken. Das "Schubladendenken" des Menschen wird leider oft als negative Fähigkeit angesehen, ist aber richtig eingesetzt eine extrem schnelle, effektive und hilfreiche Eigenschaft des Gehirns. Ich denke, der schlechte Ruf kommt aus der Unbewusstheit: Vernunft und Mündigkeit wird nunmal allg. mit bewusstem Denken gleichgesetzt, der Gedanke, dass unbewusste Entscheidungen sogar besser sein können als bewusste scheint unser Selbstverständnis als moderner Homo rationale zu stören. Ebenso ist der Schluss, dass wir uns "weniger" merken, auch irreführung: Es geht an Tiefe verloren, aber durch die Stereotypisierung entsteht ein Gewinn an Breite. Find ich gar nicht schlecht.
Zur 2. Aussage:
Was ist daran überraschend? Natürlich erzeugt jeder externe Stimulus eine interne Veränderung, wäre auch schlimm wenn nicht so. So lernen Kinder, so lernen Erwachsene, und durch die Vererbung sind wir zu dem geworden, was wir sind, und so werden wir uns weiterentwickeln. Dieser Prozess lässt sich nicht steuern und abschalten (zumindest noch nicht), man könnte natürlich versuchen durch gezielte Umgebungsbeeinflussung unserer Kinder deren Hirnstruktur so verändern, wie wir es für besser erachten, aber wäre das nicht schlimmer, als sie sich der Umwelt anpassen zu lassen, die nunmal existiert? Und die wir noch weniger verändern können - denn machen wir uns nichts vor: Unsere Chancen die Medien- und vor allem Medieninhaltsentwicklung zu steuern sind SEHR gering und würden auch unsere ehernen Grundsätze (Meinungsfreiheit etc) verletzen. Ein Dilemma, ich weiß.
zu 3. Alles nichts neues, und meiner Meinung nach auch selbstverständlich, das sind Schlüsse, dafür brauch man keine Psychologie zu studieren, das kann jeder mit ein bisschen Beobachtungsgabe etc selbst herausfinden.
Allerdings können nonverbal eben nur sehr begrenzte Inhalte vermittelt werden, sie ist allso kein Ersatz für verbale Komm.
Und am PISA Debakel ist (insbesondere imho in Deutschland) das System schuld - das System aus Bildungspolitikern, Hochschulen und Verwaltungsstrukturen, die Jahrzehnte hinter dem wissenschaftlichen Stand hinterherhecheln, sich in Ideologie-grabenkämpfen verschanzen und die Lehrer als Bauern auf dem Schlachtfeld hin und herschieben und als Sündenbock benutzen.
Habe mal grade bei einigen Lehramtsstudenten angefragt: Keiner von denen bekommt im Studium was über ihre eigene nonverbale Komm. beigebracht. Schon als Schüler hab ich gerne beobachtet, wir Lehrer unbewusst mangelndes Selbstbewusstsein oder Nichtwissen zeigen, und mich darüber amüsiert (wir hatten in einem deutsch-LK nonverbale kommunikation besprochen und an Beispielen erläutert, dabei kamen auch andere Lehrer unter die Lupe, "konstruktiver Lästerkurs" nannte das unsere Deutschlehrerin :) ). Ein bisschen schauspielerisches Training oder Kurse bei der Armee (die diese prinzipien bei der führerausbildung schon länger erkannt hat) würde nicht wenigen Lehrern helfen, denke ich.
Interessanter Artikel zum Thema heute auch auf Spiegel Online, Was sagt das "Plenum" (insbesondere natürlich teacher) dazu? :
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,576778,00.html
teacher antwortete am 11. Sep, 20:35:
ad a) Quelle: SAWETZ, J. (2008), Handbuch Marketing-Psychologie. Wien.(P.S.: Ich gebe hier nicht gerne Quellen an, weil das oft als Empfehlung gesehen wird.)
ad b) Spiegel: Ich habe den Artikel nicht fertig gelesen, weil mir n eine Seite über "Führung" gereicht hat. Wenn ich eines am Lehrberuf und an meinen Kollegen mag, dann dass sie nicht nach "Führung" gieren und Kinder führerkritisch erziehen. Ich mag Menschen (inkl. SchülerInnen), die sich ihre eigene Meinung bilden und dazu stehen.