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cotopaxi

 
Das Lehrbuch muss geändert werden.
"Können wir dem Autor eine Mail schreiben?"

Ich mag Kinder, die sich engagieren. Aber in diesem Fall würde ich lieber auszucken.
Die Kinder haben im Buch gelesen, dass die Jungrinder tagelang auf der Alm bleiben.

"Alleine?"
"Ja."
"Bei jedem Wetter?"
"Ja."
"Der Bauer kümmert sich gar nicht um sie?"
"Nein."
"Das ist gar nicht lieb!"
"Ahhh ... das sind Tiere. Die leben in der Natur, haben zu fressen, zu trinken, finden alles, was sie brauchen."
"Trotzdem."

Unsere Stadtkinder wollen Rinder, Schafe oder Schweine so umsorgt sehen wie ihre Katzen, Hasen und Meerschweinchen. Die werden gestreichelt, gekuschelt, gebürstet. Aber der Bauer ist böse, misshandelt Gottes Schöpfung.

Deswegen sollte das Lehrbuch umgeschrieben werden!
Vielleicht sollte ich die Kinder demokratisch darüber abstimmen lassen, was der Landwirt zu tun und zu lassen hat. Was in einem guten Lehrbuch stehen darf und was nicht. Ob die Weidetiere unter freiem Himmel lieber leben als ihre Hündchen am Balkon.
walküre meinte am 1. Jun, 12:48:
Ach,
diese Mentalität findet sich aber keineswegs nur bei Stadtkindern ! Ich weiß, dass es gegen einen Bauern, der anfing, Schottische Hochlandrinder zu halten, anfangs Anzeigen von Leuten aus der Gegend gegeben hat, weil die Tiere schließlich fast immer draußen sind, und genau dasselbe widerfuhr einem anderen Bauern, der seine Viehhaltung auf Angus-Rinder umstellte, die zwar einen jederzeit frei zugänglichen Stall haben (was die Leute nicht wussten), von diesem aber nur selten Gebrauch machen, weil sie sich viel lieber - auch im Winter ! - auf den Weidegründen aufhalten.

Unter diesem Aspekt stellt sich mir die Frage, ob es Leute gibt, die ernsthaft glauben, eine permanente Haltung im Stall sei für die Tiere besser, weil sie dabei schließlich nicht ins Freie müssen ... :-( 
teacher antwortete am 2. Jun, 10:46:
Das Böse dran: Diese Leute halten es für Tierliebe, wenn sie ihre Tiere in Betonwohnungen sperren! 
stichi meinte am 1. Jun, 13:20:
Ich kenne die bösen Bauern in einer anderen Variante: "Die Bauern sind gemein, weil sie die Hühner in so enge Käfige sperren!"
Meine Frage daraufhin: Wo kauft ihr denn die Eier?
Antwort : Im Supermarkt.
Ich: Warum nicht beim Biobauern?
Schüler, entrüstet: Die sind doch viel zu teuer!!!!
Ich nutze solche Gelegenheiten dann für ein bisschen Klarstellen der Zusammenhänge. Wahrscheinlich habe ich schon in mancher Familie dadurch Diskussionen ausgelöst, was mir durchaus recht wäre. 
Jochen (Gast) meinte am 1. Jun, 15:32:
Hmmm...
Ich finde die Reaktion besser als irgendeine "I don't give a shit"-Haltung.


Lässt sich aber vermutlich erreichen, wenn man mit "aber dein{e,en} [Katze, Hasen, Meerschweinchen] isst du ja auch nicht" kontert. 
amadea (Gast) meinte am 2. Jun, 01:13:
Auf die Oim mit de Kinda. I schau enk um oane. 
teacher antwortete am 2. Jun, 10:19:
Klingt lustig, ist notwendig. 
Lektor (Gast) antwortete am 2. Jun, 12:49:
Und danach ab ins Schlachthaus. Wenn man den Kindern schon die Naivität austreiben will dann aber konsequent. 
leuman (Gast) antwortete am 2. Jun, 19:43:
Warum eigentlich nicht. Als ich (erst/schon 8 Jährchen her) in der 8. Klasse war, waren besonders Papas gut behütete Töchterchen schockiert, als sich herausgestellt hat, dass die Haut von der Wurst der Darm ist... Aber mal ehrlich: Die kippen dir im Schlachthof glatt um und die Eltern würden allein beim Vorschlag die Wände hochgehen... 
teacher antwortete am 2. Jun, 21:17:
Es reicht doch, bei Hermann Nitsch vorbei zu schauen. 
hajo (Gast) meinte am 2. Jun, 08:26:
"Vielleicht sollte ich die Kinder demokratisch darüber abstimmen lassen .."
.. welche Themen die nächste Klassenarbeiten/Klausuren haben
.. wie Beiträge zum Unterricht bewertet werden
.. ab wann es Hitzefrei geben soll
...
Themen über Themen!
Das Leben ist hart und ungerecht ;-)
Gruss aus Frankfurt am Main
Hajo 
teacher antwortete am 2. Jun, 10:20:
Manches kann man den Kindern schon zutrauen, vieles sollten die Erwachsenen mit ihrer Erfahrung selbst entscheiden.
Gruß zurück aus Ösiland. 
gulogulo meinte am 2. Jun, 13:19:
"aber kinder, die tiere sind doch nicht allein. jeden abend, wenn es dunkel wird, kommt der senner ..." 
teacher antwortete am 2. Jun, 21:59:
Erstens muss ich die Kinder schonen und zweitens der Senner die Jungtiere (meist Jungstiere), gu! 
Hausaufgaben Web (Gast) meinte am 2. Jun, 23:46:
Kinder von heute
...sind manchmal echt realitätsfern. Eine ehemalige Lehrerin hat mir mal erzählt, dass sie mit ihrer Klasse mal nen Ausflug aufs Land gemacht hat...und da hat tatsächlich jemand geweint, weil er festgestellt hat, dass es keine lila Kühe gibt. 
teacher antwortete am 3. Jun, 09:35:
Das zeigt, wie stark unsere Kinder von der Werbung und den Medien geprägt sind. 
vienna-beads meinte am 3. Jun, 08:22:
Ich kenne eine ähnliche Geschichte mit Pferden, die zu einem Pferdehof gehören und - obwohl sie einen Unterstand haben - lieber im Winter im Schnee draußen stehen. Die Besitzer wurden auch angezeigt, weil die armen Tiere im Winter im Freien waren. 
teacher antwortete am 3. Jun, 09:36:
Hallo vienna-beads, lange nix gehört.
Komische Auswüchse des Tierschutzgedankens sind das. 
Anke (Gast) meinte am 5. Jun, 07:43:
Böse angeschaut werden, weil die Ponys in Offenstallhaltung gehalten werden, den Stall aber nur zum Fressen betreten, das kenne ich. Von Anzeigen wurde abgesehen. Zum Glück, wie ich jetzt feststellen muss.

Das erinnert mich aber daran, dass wir vor einigen Jahren mal Besuch von einem Stadtkind bekamen:
Meine Schwester fragte ihn: Weißt du denn wo die Milch her kommt?
A: Aus dem Supermarkt
S: und wie kommt die dahin?
A *überleg* aus der Fabrik

Schwester nahm A an die Hand und gemeinsam gingen sie zum Bauern, Milch holen (so war das bei uns üblich). Er hat dann eine exklusive Melkvorführung bekommen inkl. selbst ausprobieren und gleich noch gelernt, dass nur die Kühe in der Werbung lila sind. Er hat zum ersten Mal eine Kuh live gesehen.

Ich bin für Bauernhoftage in den Schulen 
teacher antwortete am 5. Jun, 12:25:
Leider wurde der klassiche Bauernhof immer mehr zur Lebensmittelfabrik, wir dürfen da keine Illusionen haben. 
steppenhund meinte am 5. Jun, 07:51:
Tja, da plädiere ich doch gleich einmal für die Waldorfschule. Da hatten meine Kinder drei Wochen Bauernpraktikum. Da gehört es einfach auf den Lehrplan.
Aber schließlich wissen die Kinder auch besser mit Trigonometrie umzugehen, weil es auch ein Vermessungspraktikum gibt - und viele andere Praktika ebenfalls.
Vielleicht hat Lernen doch mit mehr als Stillsitzen in der Schule zu tun. 
teacher antwortete am 5. Jun, 16:01:
Wárum können wir uns das nicht alle leisten? 
steppenhund antwortete am 5. Jun, 18:17:
In der Zeit haben wir so auf manches verzichtet, worauf andere nicht verzichten wollen. Aber der Punkt ist ja, warum es generell nicht geht. Die Praktika sind nicht teuer. 
teacher antwortete am 6. Jun, 21:17:
Was ich meine:
Einkaufszentren sind moderne, bunte Glaspaläste. Banken sind Marmorburgen mit Hochsicherheitsanlagen, Autohäuser blitzen vor Chrom und Sauberkeit ...

Schulen sind reparaturfällige, alte, unbequeme Zwangsanstalten. Genau so viel sind sie unserer Gesellschaft wert. Autos, Shopping, Geld - das zählt halt viel, viel mehr als unsere Kinder.

Eine Kulturschande. 
walküre antwortete am 6. Jun, 21:23:
Für
diese Feststellung möchte ich Ihnen virtuell die Hand drücken und Sie zu Ihrer Offenheit beglückwünschen. Früher haben die Menschen Kathedralen zur Ehre eines höheren Wesens gebaut, jetzt tanzen sie um das Goldene Kalb (Ich bin o.B., aber der Vergleich scheint mir sehr treffend.). 
 

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