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cotopaxi

 
"Meine Mama kann sich nicht entscheiden. Entweder den Volvo C70, du weißt schon, oder das neue 6er-Cabrio."
Kurze Pause, nicht lange genug, um die Zuhörer zu Wort kommen zu lassen.
"Ich glaub', sie wird dann beide nehmen ... und eines mir überlassen."

Carlo hat den Führerschein geschafft, die Schule ist links liegen geblieben. Die letzte Klasse hat er dreimal gemacht, er ist 18 geworden und fährt stolz die 195 PS seiner Mutter spazieren. Von den neuen Fahrzeugen können beide höchstens träumen, aber Carlo lebt blendend in dieser seiner Lügenwelt.

"Unser Hund hat uns schon 30.000 Euro gekostet."
Ein blöder Dackel.

"Ich lad' euch mal ein, dann koche ich - aber nur das beste."
Er freut sich, wenn seine Oma frisches Gulasch macht.

Manchmal bauen Kinder Welten auf, die nicht einmal im Second Life geglaubt werden. Niemand kann sie mehr ernst nehmen, ganze Klassen verdrehen die Augen, ein Fall für wen?
Man in Metropolis (Gast) meinte am 8. Mai, 14:37:
Das geht aber nur eine bestimmte Zeit gut.

Ich habe einen Freund, der hat dieses Programm, bzw. immer noch, bis Mitte 30 durchgezogen. Und der hat sein Leben mit dem Verleugnen der Realität ganz böse an die Wand gesetzt.

Übel... ganz übel. 
flyhigher meinte am 8. Mai, 15:10:
Wenn der Kerl schon 3x die Klasse wiederholt hat, ist sein Selbstbewusstsein im Keller. Er glaubt, um von den anderen wenigstens gesehen zu werden, und nicht als vollkommener Trottel dazustehen, muss er sich so präsentieren, wie er es eben tut. Er spielt eine Rolle. Aus der er, so er nicht irgendwann einen guten Psychologen findet, nie herauskommen wird.
Bedauernswerter Carlo! 
D (Gast) antwortete am 8. Mai, 17:32:
Man kann eine Klasse 3x machen?!? 
Anke (Gast) antwortete am 8. Mai, 21:43:
In Deutschland nicht bzw nur nach Sonderantrag und viel betteln und vllt noch etwas Bestechungsgeld an den/die zuständigen. 2x durchrasseln und dann auf einer anderen (niedrigeren) Schule noch einmal machen, das klappt schon eher. 
atrazin antwortete am 9. Mai, 21:04:
Ja, seit 2 Jahren ist das bei uns auch in.
Die Schüler melden sich kurz vor der Notenkonferenz von der Schule ab und schließen daher das Schuljahr nie ab. Im nächsten Jahr werden sie dann wieder aufgenommen. 
teacher antwortete am 17. Mai, 19:17:
In Österreich muss man (formlos) ansuchen und eine Begründung einbringen, wenn man eine Klasse zum 3.Mal wiederholen "will". 
walküre meinte am 8. Mai, 23:22:
Ein ehemaliger Mitschüler
meiner Tochter, allerdings mit einigermaßen reichen Eltern, hat regelmäßig mit den Besitztümern seiner Eltern geprahlt, als ob es seine eigenen gewesen wären (Witziges Detail am Rande: Eines Tages hat er sich in seiner Angeberei dazu hinreißen lassen, hinauszuposaunen, seine Mutter hätte sich schon mehrmals liften lassen ...). Menschliche Werte haben in dieser Familie allerdings kaum Platz, und so manifestiert sich dort Größe lediglich durch finanzielle Potenz.
Im oben geschilderten Fall kann ich mir vorstellen, dass der junge Mann ebenfalls dem Irrtum erliegt, Geld alleine schaffe Anerkennung. Oder er versucht, der möglichen häuslichen Armut (oder dem, was er als solche empfindet) durch überbordende Tagträume zu entfliehen. Ich wünsche ihm, dass er als Zivildiener Sozialarbeit leisten kann/muss, damit er ein Gespür für Werte bekommt und lernt, dass es Dinge gibt, die mit Geld nicht zu kaufen sind. 
BIA (Gast) antwortete am 8. Mai, 23:25:
Ja, Diskretion ist nicht so ganz ihre Sache...nach einer Stunde Sexualkunde weiß ich genau, welche Mütter in welcher Klasse keine Eierstöcke und/oder Gebärmutter mehr haben. 
Eleonore (Gast) antwortete am 9. Mai, 09:05:
Diskretion - von wem?
BIA, ich glaube dir, dass das eher zufällig herauskommt.
Aber wie oft lautet, gerade bei den jüngeren Kindern, ein Aufsatzthema "Mein letztes Wochenende" oder das Thema für das Bild im Kunstunterricht "Mein Zimmer" - ich habe mich immer sehr geärgert, wenn unsere Kinder mit einer solchen Aufgabe heimkamen, weil ich das als üble Schnüffelei empfunden habe. 
BIA (Gast) antwortete am 9. Mai, 22:19:
Lebenswelt
Naja, die Begründung ist wohl, Schüler mit Aufsatzthemen aus der eigenen Lebenswelt einen ordentlichen Schreibanlass zu liefern. Und ihre Lebenswelt ist - bei den JÜngeren - nun mal ihr Zuhause. Ich versuche, potentiell indiskrete Themen eher zu vermeiden; ist bei meinen Fächern auch leichter als bei deutsch. Trotzdem bin ich immer überrascht, was die Schüler selbst bei unverfänglichen Themen locker vom Hocker ausplaudern! 
Aurisa antwortete am 9. Mai, 22:34:
Zum Glück sind wir Blogger da ganz anders und viel diskreter und plaudern nie leichtfertig was über uns oder andere aus *hüstelhüstel*...
Ist jetzt zwar ein wenig off topic, aber ich glaube heute müsste man den Kindern schon in der Schule beibringen, wo und wie sie auf ihre und anderer Leute Daten acht geben müssen...
Ich würde heute auch vieles nicht mehr schreiben, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiss...
Und zum eigentlichen Thema:
ohne ein gewisses Maß an Illusionen, Lügen, Verdrängung etc. könnten wir alle vermutlich gar nicht leben... aber die Grenze zum zuviel davon ist schnell überschritten und wenn dann alles nur noch schön geredet und Probleme geleugnet werden, dann können sie auch nicht gelöst werden...
Es ist leider zu befürchten, daß der junge Mann so lange in seiner Traumwelt weiterleben wird, bis er damit irgendwann ganz böse auf die Nase fällt...
Wir alle ändern doch meisstens erst dann was, wenn es so richtig weh tut... und viele nicht mal dann...
Viele Grüße
Aurisa 
steppenhund antwortete am 10. Mai, 00:52:
Ja! 
Eleonore (Gast) antwortete am 10. Mai, 09:28:
Ganz gewiss
fliegt er damit auf die Nase - wenn man's genau nimmt, ist er ja schon öfter auf die Nase geflogen (Klasse wiederholt z.B.).
Nur, und jetzt kommt das eigentliche Problem: Soweit ich solche Kerle kenne, wird er NIE, NIEMALS sich selber die Schuld daran geben oder gar auf den Gedanken kommen, er müsse selber etwas ändern. Das sind immer die bösen anderen! 
Lisa Rosa antwortete am 14. Mai, 11:13:
Die bösen anderen
und die böse Gesellschaft oder die bösen Ausländer ...
Ja, das scheint dann offenbar die einzige Möglichkeit, sich nicht das SCHEITERN eingestehen zu müssen. Das ist die perfekte Startbedingung für die Bereitschaft zum Rechtsextremismus. Da muß jetzt nur noch der Zufall spielen ...
Manche aber wursteln sich ihr ganzes Leben so durch und sind dabei selbst kreuzunglücklich und einsam - würden das aber nie zugeben. Manche haben Glück und finden in eine Therapie. Denn ohne kompetente Hilfe von außen kommt man aus solchen Deutungs- und Verhaltensmustern nicht raus. 
teacher antwortete am 17. Mai, 19:22:
Für mich ist Carlo bloß eines von mehreren Kindern, wo ich einfach total anstehe. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihm helfen könnte - also tun wir einfach so, als gäbe es gar kein Problem ... 
lillybet antwortete am 18. Mai, 07:32:
Hm.
Aber wenn Carlo die Achte schon drei Mal gemacht hat, dann ist er sowieso mal kein "Kind" mehr, sondern ein Erwachsener (was auch immer das heißen mag - ich bin 33 und würde mich hüten, mich als erwachsen zu bezeichnen). Da kann man halt dann auch nicht mehr viel machen, er ist für sein Handeln voll verantwortlich.

Aber ich versteh schon dein Problem, was soll man zu so jemandem sagen: Hör mal, du tischt doch hier nur Lügengeschichten auf? Eben. 
teacher antwortete am 18. Mai, 13:29:
Ich könnte hier ja mehrere positive Seiten von Carlo aufzählen: Gut erzogen, höflich etc. Aber was nützt das, wenn seine Geschichten nicht auszuhalten sind? 
Ex-Schülerin (Gast) meinte am 2. Sep, 14:12:
Das ist wirklich traurig... 
 

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