steppenhund meinte am 19. Dez, 19:28:
Richtig zum Lernen bin ich auch nicht in die Schule gegangen. In den Fächern, die mich interessiert haben, habe ich immer in den Schulbüchern vorgelesen oder mir die Info wo anders geholt. Und dann gab es Fächer, die mich nicht interessiert haben. Da habe ich Anwesenheitsdienst gemacht.In der Oberstufe war nur "Darstellende Geometrie" (hervorragender Professor) und "Deutsch" (begnadeter Professor) interessant, der Rest wurde abgesessen.
Aber zwei von 14 fächern ist ja schon mehr Interesse, als ich aus dem artikel herauslesen kann.
teacher antwortete am 19. Dez, 19:58:
2/14 = 1/7 = ziemlich gut. Wo kriegen wir bloß die "hervorragenden" bzw. "begnadeten" Lehrer her?
stichi antwortete am 19. Dez, 20:41:
Die gibt es dort, wo es die begnadeten und hervorragenden Schüler gibt, nehme ich mal an.
teacher antwortete am 19. Dez, 21:11:
Gut, aber die studieren bei uns Medizin, Wirtschaft oder Jus!Wie kriege ich sie aber wieder in die Schule?
stichi antwortete am 19. Dez, 21:36:
Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin gerade dabei, das Handtuch zu werfen nach 33 Jahren im Schuldienst. Seit Pisa sind hier die wichtigsten Aufgaben : Schaumschlagen, sich in die eigene Tasche lügen, Portfolios erstellen, Protokolle über unsägliche Arbeitskreissitzungen schreiben etc.pp.
Alles wird angeblich reformiert, kosten darf es aber nichts. Darum wird ein Methodencurriculum entwickelt, ein Sozialcurriculum, ein Schulleitbild usw.,selbstverständlich neben den 25 Stunden Unterricht ohne eine Deputatsstunde Nachlass.
"Der Unterricht ist nicht mehr so dominierend" Zitat des Direktors, weil man heute ja nichts mehr wissen muss, sondern Kompetenzen braucht, was immer das sein soll. Ich weiß nicht, wer einen Arzt als kompetent bezeichnen würde, der nichts weiß, aber sozial verträglich ist oder einen Automechaniker, der kein Wissen über Motoren hat. Meiner Meinung nach ist Wissen der Grundstock jedweder Kompetenz, aber das scheint veraltet zu sein.
Ich kann das ganze Gewäsch nicht mehr hören!
Ich würde z.Z. keinem raten, in den Schuldienst zu gehen.
teacher antwortete am 19. Dez, 22:25:
Gut, mein Blog heißt: niemehrschule. :-)
steppenhund antwortete am 19. Dez, 22:25:
Der Deutschprofessor ist in seiner Begeisterung aufgegangen, der konnte sogar einer reinen Bubenklasse in der achten Klasse Mittelschule s t o t t e r n d Lyrik vorlesen. Er stotterte, wenn er aufgeregt war. Acht Leute von uns haben einen Beruf ergriffen, wo sie mit Wort und Schrift gearbeitet haben.Der Daste-Professor (ja damals sagte man Professor) war durch seine Kompetenz, auch durch eine gewisse ästhetische Strenge, über jede Anfechtung erhaben. Da gab es einen Stolz unter uns Schülern: na diese Aufgabe bringen wir auch zusammen. Man kann sagen, dass er uns wirklich forderte. Für manche war es zuviel, da halfen dann die Mitschüler sogar freiwillig, damit die es auch irgendwie schafften.
In Mathematik hingegen - durchaus ein mögliches Lieblingsfach von mir - war die Professorin halt einfach "ausreichend". Den Schulstoff konnte sie vortragen, aber von der Schönheit der Materie konnte sie absolut nichts vermitteln.
Wenn man zB die Gleichung e^(2*pi*i )+ 1 = 0 betrachtet, dann sollte sich meiner Meinung nach der Professor durchaus eine Stunde daran austoben und den Schülern klar zu machen versuchen, warum diese Formel bei Befragungen als die schönste der Mathematik angegeben wird. (http://de.wikipedia.org/wiki/Eulersche_Identit%C3%A4t), (http://members.chello.at/gut.jutta.gerhard/imaginaer2.htm) Wenn der Professor gut ist, wird er zwei der Schüler für Mathematik bekehren können. Wenn ihm die Formel aber selbst nichts sagt, dann braucht er mir auch nichts anderes aus der Mathematik beizubringen. Dann kann er mir nämlich nichts "glaubhaft" rüberbringen.
Es tät mich interessieren, ob das auch Menschen lesen, die Mathematik unterrichten...
teacher antwortete am 19. Dez, 22:50:
Ich glaube, diese Zeiten sind endgültig vorbei. (Lyrik, Schönheit, Strenge ...)Lehrer begeistern nicht mehr mit Wissen, sondern sollen Bildungsprozesse managen - so schauts aus. Sollen erziehen, Chancengleichheit wahren, organisieren, etc., die alten Bilder, die den Erwachsenen von ihrem eigenen Unterricht in den Gehirnen stecken, haben (eigentlich) ausgedient.
steppenhund antwortete am 19. Dez, 23:53:
arme Lehrer,
wenn Du recht hast - und ich fürchte, dass das zutrifft, was Du schreibst. Natürlich muss ich im gleichen Atemzug die überholte Meinung aufräumen, dass Lehren Berufung sein könnte:(Ich könnte mir das so schön vorstellen, wie man Schülern zeigt, wie sie sich Information im Internet beschaffen. Es ist weniger das sprichwörtliche "Surfen" sondern mehr ein von Ast zu Ast schwingen.
Hi, Tarzan!
mathematicus (Gast) antwortete am 20. Dez, 20:47:
... Es tät mich interessieren, ob das auch Menschen lesen, die Mathematik unterrichten...
Ja.Aber ist eine Formel - zweifelsohne eine der bemerkenswertesten Formeln - nicht ein etwas unzureichendes Kriterium für die Qualität eines Mathe-Lehrers?
leonhard (Gast) antwortete am 21. Dez, 15:39:
@mathematicus: nun gut, dafür hatte ich mir die formel auch nicht ausgedacht. ein aufmerksamkeitsdefizit lässt sich damit aber allem anschein nach und völlig unerwarteterweise dennoch nachweisen :-))))@steppenhund: sie sind mir doch ein prächtiger spassvogel!