Simon Columbus (Gast) meinte am 30. Okt, 02:50:
Kinderbetreuung ist der letzte Schwachsinn. Anders kann ich das nicht ausdrücken. Aber Politiker werden nie lernen, dass sich Mütter und Väter nicht nur Geldscheine und Krippenplätze ersetzen lassen.
An dieser Stelle werde ich sehr schnell konservativ - im Grunde sehe ich die ideale Lösung in der 3-Generationen-Familie. Denn die Alten sitzen zuhause und langweilen sich (viel zu häufig), während die Kinder vor den Fernseher abgeschoben werden. Beides könnte man auf einen Schlag lösen. Das klingt schwer nach der schwarzen Ecke in der Politik...
Vollkommene Lösungen kann es nicht geben. Wenn sich Eltern um ihre Kinder kümmern, dann haben diese auch eine Chance. Eine Frage von Vernunft?
teacher antwortete am 30. Okt, 18:37:
Vll. ist das nicht DIE Lösung, aber EINE, die sich lange gut bewährt hat. Eigentlich spricht nur die Arbeitszeitverlängerung (Wirtschaft, Geld) dagegen. Warum nicht Großeltern eine Art Karenz erlauben?Manchmal kommen auch Großeltern in meine Sprechstunde - wir führen immer erstaunlich gute Gespräche - abgeklärt, realistisch, respektvoll.
gulogulo antwortete am 30. Okt, 20:39:
es werden inzwischen schon altersheime und kindergärten kombiniert. beide altersgruppen profitieren davon.
Kitschprinzessin (Gast) antwortete am 30. Okt, 20:56:
"Kinderbetreuung ist der letzte Schwachsinn. Anders kann ich das nicht ausdrücken."Ist das nicht im Endeffekt eine Degradierung von den Erziehern?
Gut, ich muss zugeben in unserem Beruf gibt es durchaus auch schwarze Schafe (wo auch nicht!?), jedoch haben auch wir einiges an Last auf den Schultern.
Welche Eltern wollen das ihr Kind alle möglichen Kompetenzen erlangt, möchten ihre Kinder ordentlich auf die Schule vorbereitet sehen, verlangen Problemlösungen, Beratungs- und Fördergespräche.
Welche Schulen möchten von uns nicht, dass wir die Kinder "vorbilden" etc.
Im Gegenzug muss man sich dabei denken, dass viele Eltern wegen ihres Berufes von ihrem Heimatort weggezogen sind, somit sind die Großeltern auch nicht mehr greifbar oder es tritt der Fall ein, dass diese auch nicht mehr ganz so rüstig sind.
Dabei möchte bitte noch Bedacht werden, welche und wie die Fähigkeiten die verlangt werden von den verschiedensten Institutionen erreicht werden können.
Oder betrachtet man sich das Modell "Frau-Hausfrau und Mutter". Das ist vielerorts gar nicht mehr aus den verschiedensten Gründen durchführbar. Sei es nur deshalb, weil der arbeitende Elternteil nicht mehr genügend verdient oder man alleinerziehend ist.
Wir Erzieher in Krippen und Kindergärten/Tagesstätten werden zwar nie Vater und Mutter ersetzen können, jedoch wird versucht eine liebevolle und soziale Anlaufstelle für das Kind zu sein, damit es gerne dort die Zeit verbringt.
Das ist zwar leider nicht in allen Einrichtungen der Fall (siehe schwarze Schafe oben), aber ich hoffe doch es wird in den meisten so gehandhabt.
Und gegen ein paar Geldscheine mehr hätten wir auch nichts. ;)
Material ist teuer.
teacher antwortete am 30. Okt, 21:19:
Kinderbetreuung müsste den Stellenwert und das Image von medizinischer Betreuung haben. Mindestens! Jede Werbeassistentin steht besser da als eine "Kindergarten-Tante". Dann verlangt nicht, dass dort rund um die Uhr Spitzenleistungen passieren.
Kitschprinzessin (Gast) antwortete am 30. Okt, 22:11:
Dank dir Teacher. Du hast leider recht, oftmals sind wir nur die "Tanten" welche die Kinder über den Tag beschäftigen, mit ihnen spielen und versorgen.
Welche sozialen, pflegerischen und bildende Leistungen dahinter stehen erkennt leider kaum einer.
Es gibt leider auch Eltern, die einen Kindergarten, eine Tagesstätte als Aufbewahrungsstelle sehen und nicht als das, was es eigentlich sein sollte.
In einigen Ländern (ich weiss jetzt leider aktuell, wie das bei euch ist) ist diese Ausbildung mittlerweile ein direkter Studiengang und ich hoffe, dass Deutschland auch endlich in die Hufe kommt, das System umzustellen. Geplant ist es schon länger.
Hätte unter anderem dem Vorteil das diversche schwarze Schafe schon vorher aussortiert werden könnten und es würde dem Ansehen auch nicht schaden.
Den, was machen wir schon groß? Spielen, basteln und ein bisschen tüdelüt. Den ganzen Tag über. *lol*
Btw. Nebenbei gesagt, wenn man nicht grade bei der Stadt oder der Kirche angestellt ist (mit viel Glück auch mit einem 38,5 Vertrag) verdient man auch nicht unbedingt ein Vermögen. Dies im Gegensatz zu den Leistungen gesehen ist manchmal gar unverschämt.
Von den diversen Problematiken die sich aufzeigen können wenn man mit unterschiedlichem Klientel zu tun fang ich gar nicht an zu schreiben, sonst würde ich morgen noch hier sitzen.
Schönen Abend noch.
Die Kitschprinzessin
teacher antwortete am 31. Okt, 09:27:
@Gu: Super Idee, Kindergarten + Seniorenresidenzen!@Kitschprinzessin: Bei uns wird die akademische Ausbildung von KinderbetreuerInnen zwar diskutiert, aber nicht ernsthaft erwägt ("dann würden sie mehr verdienen wollen")
BIA (Gast) antwortete am 1. Nov, 10:39:
Naja...
Drei-Generationen-Familie. Ich bin in einer aufgewachsen und sie hat natürlich Vorteile - aber hauptsächlich für die alten Leute und die Kinder. Das ganze Gewicht lastet auf der mittleren Generation, die alles organisiert und Prellbock sowohl für Omas und Opas als auch für Kinder ist. Ich habe es als Kind natürlich genossen, bei meiner Oma zu sein - aber als Erwachsener organisiere ich mir lieber Kinderbetreuung mit Leuten, die ich mir selbst aussuche, als mich in Geiselhaft einer Dreigenerationenfamilie zu begeben. Ich bin einfach kein Masochist.
teacher antwortete am 1. Nov, 20:09:
"Kompromisse" muss man dabei schon eingehen!
BIA (Gast) antwortete am 2. Nov, 11:17:
Klar...
habe ich selbst erlebt. Bloß "Kompromisse" müssen am ehesten die eingehen, die Kompromisse eingehen können. Das sind nicht die Kinder und nicht unbedingt die alten Leute (schon mal was von "Altersstarrsinn" gehört? :-) ). Und, wer bleibt über? Die Sandwichgeneration in der Mitte, die alle Seiten bei Laune halten muß, und zwar idealerweise 24/7.Da zahle ich doch lieber für eine Leistung, und damit ist die Sache erledigt, statt die paar Stunden Kinderbetreuung mit mindestens ebensoviel Stunden Seniorenbetütern zurückzuzahlen. Das mag zwar furchtbar hart klingen, aber jeder, der sich nicht jahrelang die Dreigenerationenfamilie gegeben hat, sollte das mal machen, bevor er ihre Leitungen über den grünen Klee lobt. Es ist nicht alles Gold, was Dreigenertionenfamilie heißt.
teacher antwortete am 2. Nov, 17:23:
Es ist keine generelle Lösung, aber eine, die lange funktioniert hat und auch heute noch in vielen Gesellschaften funktioniert.
BIA (Gast) antwortete am 3. Nov, 12:43:
Ja, aber auf wessen Kosten?
Die klassische Mehrgernerationenfamilie in Indien funktionierte nur über den geringen Status der Kinder bzw. besonders der Schwiegertöchter. Ditto China. In so einem System - wie in jedem anderen System - zahlt immer einer drauf. In der Mehrgenerationenfamilie die Leute, die zwischen Kindern und Alten stehen; in der Kleinfamilie, so könnte man argumentieren, die Kinder, denen mitunter das soziale Netz fehlt. Ach ja, und die Alten, denen auch das soziale Netz fehlt.
Trotzdem vermag mich das nicht davon zu überzeugen, mich freiwillig wieder in eine Mehrgenerationenfamilie zu begeben. Wer's schafft, schön, herzliche Glückwünsche.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 3. Nov, 18:37:
@ BIA:Der Weg soll und kann nicht zurück zu der Großfamilie führen, wie du sie beschreibst. Das System muss freier und individueller sein, wenn es funktionieren soll - aber natürlich müssen wir für einen Gewinn immer auch etwas geben. Das Leben ist ein Tauschgeschäft...