Kollegin R. kommt wutentbrannt vom Telefon zurück.
"Das gibt es nicht!!! Die will mich rollen!!!", schäumt sie umgangsprachlich erbost.
Unbeteiligten bleibt die Wahl, fluchtartig das Lehrerzimmer zu verlassen oder das Gewitter über sich ergehen zu lassen.
"Was ist los?", siegt die Neugier.
"Weißt Du, wer jetzt angerufen hat?"
Unter günstigeren Bedingungen wären mir halblustige Bemerkungen eingefallen: "Woher? Bin ich Hellseher, ääh -hörer?"
"Nein", säuselt hingegen meine beruhigende Stimme.
"Die Dorothée." ("Die Gurke" habe ich, glaub' ich, auch gehört.)
"Hat die nicht schon maturiert?"
"Eben nicht. Die ist im Sommer durchgefallen und hätte gestern ihren zweiten Termin gehabt. Ist aber - unentschuldigt natürlich - nicht erschienen."
(Hab' ich schon wieder "die Gurke" gehört?)
"Naja ..."
"NICHT: Naja! Ich bin gestern fünf Stunden beim Matthias sinnlos herumgesessen, habe auf EINEN Repetenten aufgepasst ... statt in den Klassen ordentlich zu arbeiten."
Gestern war der Herbsttermin für die Deutschmatura. Herbsttermin, das heißt, dass die Kandidaten für den Haupttermin im Juni gar nicht zugelassen waren oder durchgefallen sind. Eine Negativselektion, quasi. Sie bekommen über die Ferien Zeit, ihre Lerndefizite aufzuholen. Matthias und Dorothée haben sich für diesen Termin angemeldet, zweitere ist einfach nicht gekommen.
"Ich bin nicht rechtzeitig aus Frankreich zurückgekommen", war ihre simple Erklärung. "Kann ich mich für den nächsten Termin anmelden?"
Sie kann, sie darf. Kostet ja nix.
Was bedeutet das für die Deutschlehrerin? Sie muss eine dritte Prüfung zusammenstellen. Ein drittes Mal mit einem Kandidaten fünf Stundenversch ... verbringen.
Also: Zwei Tage (unbezahlte) Mehrarbeit für die Kollegin und ein Tag Unterrichtsentfall für die Schüler.
Weil eine "Gurke" nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zur wichtigsten Prüfung unseres Schulsystems gefunden hat.
P.S.: Wie hätte sie eigentlich den Sommer korrekterweise nutzen sollen?
"Das gibt es nicht!!! Die will mich rollen!!!", schäumt sie umgangsprachlich erbost.
Unbeteiligten bleibt die Wahl, fluchtartig das Lehrerzimmer zu verlassen oder das Gewitter über sich ergehen zu lassen.
"Was ist los?", siegt die Neugier.
"Weißt Du, wer jetzt angerufen hat?"
Unter günstigeren Bedingungen wären mir halblustige Bemerkungen eingefallen: "Woher? Bin ich Hellseher, ääh -hörer?"
"Nein", säuselt hingegen meine beruhigende Stimme.
"Die Dorothée." ("Die Gurke" habe ich, glaub' ich, auch gehört.)
"Hat die nicht schon maturiert?"
"Eben nicht. Die ist im Sommer durchgefallen und hätte gestern ihren zweiten Termin gehabt. Ist aber - unentschuldigt natürlich - nicht erschienen."
(Hab' ich schon wieder "die Gurke" gehört?)
"Naja ..."
"NICHT: Naja! Ich bin gestern fünf Stunden beim Matthias sinnlos herumgesessen, habe auf EINEN Repetenten aufgepasst ... statt in den Klassen ordentlich zu arbeiten."
Gestern war der Herbsttermin für die Deutschmatura. Herbsttermin, das heißt, dass die Kandidaten für den Haupttermin im Juni gar nicht zugelassen waren oder durchgefallen sind. Eine Negativselektion, quasi. Sie bekommen über die Ferien Zeit, ihre Lerndefizite aufzuholen. Matthias und Dorothée haben sich für diesen Termin angemeldet, zweitere ist einfach nicht gekommen.
"Ich bin nicht rechtzeitig aus Frankreich zurückgekommen", war ihre simple Erklärung. "Kann ich mich für den nächsten Termin anmelden?"
Sie kann, sie darf. Kostet ja nix.
Was bedeutet das für die Deutschlehrerin? Sie muss eine dritte Prüfung zusammenstellen. Ein drittes Mal mit einem Kandidaten fünf Stunden
Also: Zwei Tage (unbezahlte) Mehrarbeit für die Kollegin und ein Tag Unterrichtsentfall für die Schüler.
Weil eine "Gurke" nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zur wichtigsten Prüfung unseres Schulsystems gefunden hat.
P.S.: Wie hätte sie eigentlich den Sommer korrekterweise nutzen sollen?
teacher - am Freitag, 14. September 2007, 15:26
stichi meinte am 14. Sep, 16:54:
Also bei uns (Ba-Wü) ginge das glaube ich nicht. Unentschuldigt fehlen = durchgefallen. Zwei Mal durchfallen = Ende der Fahnenstange.Man müsste der Guten wenigstens eine gesalzene Rechnung schreiben dürfen!
teacher antwortete am 14. Sep, 21:24:
Das würde ich auch sagen: Prüfungsgebühren ab dem 2. Termin.
Nachtblau meinte am 14. Sep, 17:31:
Euer Schulsystem ist diesbezüglich zu gutmütig. Hier gibt es fürs Abitur immer nur den Termin um Pfingsten rum, und wer unentschuldigt fehlt, ist durchgefallen. Find ich auch irgendwie richtig, sonst könnt sich ja jeder überlegen, dass er grad keine Lust hat
teacher antwortete am 14. Sep, 21:26:
Das oberste Ziel bei uns ist, dass möglichst alle Talente irgendwie gefördert werden und dass Kinder Fehler machen dürfen. Einige wenige nutzen das schamlos aus.
stichi antwortete am 14. Sep, 22:12:
Ich überlege mir gerade, welches Talent bei der "Gurke" durch diese Großzügigkeit gefördert wird!
Nachtblau antwortete am 15. Sep, 17:50:
Nö, wir fragen uns ernsthaft, was die Gurke dadraus jetzt lernen soll, eine kleine Auswahl:- Lehrer sind dumm und lassen sich auf der Nase rumtanzen
- Ich kann machen was ich will
- Ich muss keine Verantwortung für mein Tun übernehmen
Gerade der letzte Punkt ist in Bezug auf das Erwachsenwerden nicht sehr günstig.
teacher antwortete am 15. Sep, 17:55:
So viel denken und lernen Gurken nicht, denen passiert das einfach so. Und unsere Verordnungen regen auch nicht zum genauen Denken an.
walküre meinte am 15. Sep, 15:22:
Mir scheint,
zu meiner Schulzeit (70er-Jahre) war ein leichtfertig verbummelter Termin für eine Nachprüfung oder ähnliches soviel wie ein "nicht bestanden". Täusche ich mich da ?
walküre antwortete am 15. Sep, 18:39:
Ja,
jetzt schon - aber war das auch in den 70ern so ?
teacher antwortete am 15. Sep, 18:45:
Hat das Problem damals schon existiert? Da gibt es in meiner Erinnerung nur blumige Hosen und gute Musik .-)
Marco (Gast) meinte am 16. Sep, 12:57:
Viele Gurken...
...landen irgendwann bei McDonalds.Die haben auch in Frankreich Filialen. Und Schulbildung ist Nebensache.
benni meinte am 16. Sep, 22:27:
Sie hat
aber nicht einfach nur unglaubliche Prüfungs- wegen unglaublicher Versagensangst wegen unglaublichem Erfolgsdruck, der sowohl euer als auch unser Schulsystem wie auch eure als auch unsere Gesellschaft erzeugt, gehabt?Wird etwas unternommen, um ihr Druck zu nehmen und Mut zu machen, oder bekommt sie
teacher antwortete am 17. Sep, 13:15:
Wer sich in Österreich auf die Matura vorbereitet, ist eigentlich (und rechtlich) kein Schüler mehr. Er/sie kann in die Schule kommen und beim Lehrer Erkundigungen einholen, ansonsten arbeitet er/sie völlig unabhängig von der Schule. Wir machen keinen Druck mehr, wir können auch keinen mehr wegnehmen. Aber jede Abschlussprüfung erzeugt per se Druck.P.S.: Im konkreten Fall, wenn jemand nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkommt, sehe ich das Problem ausschließlich beim Kandidaten.