steppenhund meinte am 16. Jun, 16:17:
Die Einkommensfrage mit einem Betragsverhältnis anzugehen, greift mE überhaupt nicht richtig.Selbst im unten erwähnten Beispiel des Chefs, der 100 Mitarbeiter kündigt, womit die Aktienkurse steigen und er mit Anteilen entsprechend zusätzlich verdient.
(In letzterem Fall wird laufendes Einkommen mit einem statischen Vermögen (in Aktien) verglichen.)
Ich möchte aber einen anderen Fall darstellen.
Nehmen wir den Fall eines hundertköpfigen Orchesters zweiter Wahl an. Die Musiker verdienen ein Gehalt von sagen wir 3000 €. (Ich weiß nicht, ob das der Realität entspricht, aber für die Annahme ist es unwichtig.) Jetzt kommt ein Stardirigent und arbeitet mit dem Orchester. Solche Fälle sind bekannt, wo Orchester durch die Interaktion eines Dirigenten in Klang, Präzision und Ansehen verbessert wurden. Es gibt bessere Konzerttermine, teurere Arrangements. Die Musiker können sich mit den Kollegen eines anderen Orchersters erster Güte vergleichen, welche 4000 € bekommen. Jetzt hat der Dirigent während seiner Arbeit (Konzerte, Proben) so en passant den Marktwert seiner Musiker gehoben. Entweder sie bekommen tatsächlich eine Gehaltserhöhung oder sie könnten auch wechseln. Nehmen wir an, dass jeder Musiker mit dem Dirigenten fity-fifty macht. 500 € bekommt der Musiker mehr Gehalt, 500€ * 100 bekommt der Dirigent. Wäre das unfair?
Würde nicht jeder Musiker davon weit mehr profitieren als wenn er dem Dirigenten den 12-fachen Zusatzverdienst neidig ist?
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Eine Studie zeigt auf, dass Mitarbeiter, denen man anbietet, dass sie 1000 € mehr bekommen und ein Kollege 1200€ oder beide bekommen nichts, lieber NICHTS wählen, weil "sie die Ungerechtigkeit nicht ertragen". Die Frage, ob der mehr arbeitet, effizienter oder produktiver, wird erst gar nicht gestellt.
Nach meinem Verständnis kann sich ein Unternehmer soviel ausbezahlen, soviel er will, solange es seinen Angestellten es kontinuierlich besser geht und er niemanden rauswerfen muss. Dann macht er nämlich seinen Job gut. Dann zählt aber nur Angebot und Nachfrage.
Da fällt mir ein, dass es ein sehr gerechtes allerdings nicht durchführbares Besoldungsschema für Lehrer geben könnte. Aus den Gehältern der Kinder, die er unterrichtet hat, bekommt er in Abhängigkeit der gewesenen Unterrichtszeit einen entsprechenden Prozent/eher Promillesatz. Werden seine SchülerInnen erfolgreich, so wird er reich. Werden sie es nicht, ist er und seine Kollegen selber schuld an der Armut.
In einigen Privatschulen gibt es ja Anklänge daran. Da zahlen erfolgreiche Eltern tatsächlich freiwillig mehr Schulgeld, aus dem auch die Gehälter der Lehrer bestritten werden. Ein allgemeines Prinzip daraus zu machen, könnte wohl nie funktionieren, wenn man die diversen Budgetdebatten anhört.