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cotopaxi

 
aiiiia meinte am 30. Mär, 23:59:
bei allem respekt für (gute) lehrer:
warum entscheiden sich dann die besagten/befragten kollegen für diesen beruf? die negativen aspekte sind auch vor der tatsächlichen ausübung des berufes klar. andererseits sind aber auch vielen die aussichten auf 3 monate ferien pro jahr bei einem sicheren halbtagesjob bewusst. und ohne lehrer im allgemeinen in verruf bringen zu wollen (es gibt auch sehr, sehr gute ausnahmen): die lehrer, die faul sind - sind die es erst im lehramt geworden?

letztendlich lassen sich sehr leicht gegenargumente für die meisten antworten finden, die nicht das beste licht auf die jeweiligen lehrer werfen...

1. "Ich habe die Leistung meinem Gehalt angepasst."
sollte von vornherein klar gewesen sein. man muss prioritäten setzen: entweder gehalt oder den beruf / die berufung. wenns das gehalt ist, sollte evtl. ein jobwechsel angedacht werden...

2. "Meine Frau hat nicht studiert und verdient besser als ich. Mein Bäcker auch, der Nachbar sowieso ..."
siehe 1.

3. "Wenn ich doppelt so viel arbeite, können dann meine Schüler doppelt so viel?"
um das "viel" geht es in den meisten fällen gar nicht, sondern um das "doppelt so gut". dann können die schüler nämlich auch doppelt so viel.

4. "Was haben die Kollegen davon, wenn sie mehr arbeiten?"
ok, gebe ich zu: klarer fehler im system. allerdings sollten sich menschen, die sich tatsächlich zum lehramt berufen sehen, davon nicht abschrecken lassen.

5. "Ich muss noch 20 Jahre durchhalten. Das geht nur im Schongang!"
andere menschen müssen das schließlich nicht. wie hoch war noch schnell das durchschnittliche pensionsantrittalter von lehrern?

6. "Die Leute reden sowieso schlecht von uns."
ich sage nur: anwälte, frisösen, (andere) beamte, politiker, konzernleiter....

7. "Ich habe zuhause zwei Kinder und einen Haushalt zu versorgen, frage nicht."
falscher job oder falsche einstellung.

8. "Schau dir die Zustände hier an, alles frustrierend. Wer motiviert mich?"
siehe punkt 4. es sollte belohnungen für gute lehrer geben, keine frage.

10. "Wer mehr arbeitet, der hat bloß mehr Probleme. Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen."
ich freue mich darauf, die reaktion des jeweiligen lehrers zu sehen, wenn ein schüler ihm diesen satz serviert.

11. "Wer will denn, dass ich mehr arbeite? Die Schüler nicht. Die Eltern auch nicht, die Kollegen schon gar nicht ..."
siehe antwort 3 - nicht mehr, sondern besser.

12. "Was heißt faul? Ich stehe hier stundenlang unter Strom. Keine Mittagspause, keine Zigarettenpause, keine Telefonorgien ... die richtig Faulen sitzen in den Büros herum."
für manche fälle mag das stimmen, für manche sicher nicht - auf beiden seiten.

13. "Mein Idealismus wurde nur ausgenützt."
idealismus wird immer ausgenutzt oder enttäuscht. 2 möglichkeiten: damit leben oder den idealismus abstreifen. im zweiten falle würde ich mir wünschen, mein kind nicht dem jeweiligen lehrer anvertrauen zu müssen.

14. "Fällt das jemanden auf?"
siehe punkt 4 und 8.

15. "Ich schone meine Arbeitskraft, weil das sonst niemand macht."
ist das bei der betreffenden person wirklich nötig?

wenn ja: ok.
wenn nein: er/sie möge bitte den beruf wechseln.

wie gesagt: ich möchte keinem fleißigen und empathischen lehrer unrecht tun und ich weiß ja auch keine lösungen für die meisten probleme, aber die argumentation scheint mir doch recht fadenscheinig.
erzählen Sie uns, lieber teacher, doch lieber warum Sie nicht faul geworden sind - das würde mich viel mehr interessieren.

in der hoffnung auf anregende vorschläge,
aiiiia 
Nachtblau antwortete am 31. Mär, 00:49:
Hachja, immer wieder schön diese Vorurteile 
teacher antwortete am 1. Apr, 16:40:
P.S. Jobwechsel ist für Lehrer keine reale Option. Gibts praktisch nicht. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 3. Apr, 18:48:
Mh... mir fallen da jetzt ganz spontan zwei oder drei Beispiele von unserer (kleinen) Schule ein. Sind aber alle im "Millieu" geblieben (Funktionär beim Waldorfschulbund u.Ä.).

Vielleicht gibt es auch den Mut dazu nicht? Ich glaube halt nicht gerne an "Gibt's nicht". 
Nachtblau antwortete am 3. Apr, 19:58:
Gibts trotzdem nicht, weil man als Beamter schlecht bis gar nicht rauskommt. Waldorf"lehrer" zählen nicht, die sind nur angestellt. 
meoled (Gast) antwortete am 4. Apr, 17:56:
Ich kann mich aiiiia nur anschließen. Ziemlich schlechte Argumentaion, vorallem da man vorher schon weiß, was auf einen zukommt wenn man Lehrer wird.
Außerdem möchte ich auch nochmal an die 3-4 Monate Ferien erinnern, in denen ein Lehrer sicher genug Zeit hat, sich von seinem Alltag zu erholen. Das wird von einigen Lehrern gerne ignoriert!
mfg
meoled 
teacher antwortete am 5. Apr, 09:21:
1. Wenn man sich mit 18 Jahren entscheidet, ein Lehramtsstudium zu beginnen, hat man ein ziemlich unrealistisches Bild von diesem Beruf. Kurz, man weiß nicht, was da kommt.
2. Wenn man 15 Jahre später zurückblickt, merkt man, dass sich die Ansprüche radikal geändert haben.
3. Man kann mit Systemreformen diese eminente Schwäche großteils beseitigen, warum sollen wir sie einfach akzeptieren.

P.S.: In den Managementwissenschaften lehrt man, dass Prozesse verbessert werden müssen. Die Vorwürfe an die Akteure (= Lehrer) bringen gar nichts. 
aiiiia antwortete am 8. Apr, 11:42:
herr teacher, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. ich glaube, dass nicht alle leherer faul sind oder werden. aber ich glaube, dass die faulen lehrer es sich zu einfach in ihrer argumentationsweise machen.

ad 1)
mit 18 ist man so informiert über den lehrberuf wie über keinen anderen.

ad 2)
aber ist das nicht in so gut wie allen anderen berufen auch der fall?

ad 3)
für kaum einen anderen berufszweig werden systemreformen veranlasst. in den meisten anderen berufen passen sich die aktuere an die neuen bedingungen an, was auch blendend funktioniert.

ps: man lernt in den "managementwissenschaften" aber auch, mitarbeiter aufgrund von eignung und motivation zu evaluieren und dementsprechend zu handeln. wer bei dieser wertung durchfällt hat in dem betreffenden beruf - so hart das klingen mag - nichts verloren. 
teacher antwortete am 8. Apr, 20:02:
Viel zu viele Leute glauben, den Lehrerberuf zu kennen. Manche davon sind 18 Jahre alt und beschließen, diesen traumhaften Ferien-Halbtags-Kindersteicheljob zu ergreifen und stürzen furchtbar tief ab.
Nur ein Beispiel: In der Eingangsphase der universitären Lehrerausbildung beschäftigt sich eine Veranstaltung primär damit, die Studenten von der Schülersicht auf die Lehrersicht umzupolen. Die Vorstellungen der Studierenden sind oft haarsträubend naiv! Dann steigen die ersten aus ... viel zu wenige.

Die entscheidenen Prozessreformen für die Schule fehlen noch. Damit beschäftigt sich eigentlich niemand! Dabei könnte man Unterricht für Schüler und Lehrer kostenneutral effizienter gestalten. Warum sich dagegen wehren? Sicher ist, dass die Anpassung der Leute an das System seit Jahren scheitert! Beschreiten wir endlich den umgekehrten Weg. 
aaanja (Gast) antwortete am 20. Sep, 16:26:
- Wo gibt es die drei bis vier Monate Ferien?? Da will ich sofort hin!
- Zu behaupten, dass man mit 18 sehr informiert ist über den Lehrerberuf ist ungefähr so seriös wie zu sagen "Ach, ich will Anwalt werden, weil das in den Gerichtsshows beim Fernsehen immer so toll ist."
- Niemand kann auch nur erahnen, was auf einen zukommt als Lehrer - ausprobieren ist die Devise. Ich tausche gerne eine Woche mit den obigen Leuten, dann können wir weiter reden...
- Und wo sind eigentlich die tollen Schüler, die bei doppelt so gutem Unterricht auch doppelt so gut lernen? Viele aus der Wirtschaft vergessen, dass wir Lehrer
1. mit Menschen umgehen (ja, Schüler sind Menschen!) und daher normierte Arbeitsabläufe kaum möglich sind,
2. diese Schülermenschen fast die ganze Zeit auf der weiterführenden Schule in der Pubertät stecken - also reine Hormonschleudern sind, die sich für alles interessieren, aber nicht für Erwachsene!
3. mittlerweile die Erziehungsaufgaben der Eltern übernehmen (denn denen ist es egal, dass 13jährige verschlafen, wenn sie nicht geweckt werden - die Eltern brauchen schließlich auch ihren Schlaf)
usw usw 

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