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cotopaxi

 
meinereine (Gast) meinte am 2. Mär, 08:38:
ich sehe es anders
aber ich kenne weder frau noch kind.
nur zum nachdenken ein liedtext von reinhard mey..
und von mri der gedanken, dass ich mir eltern gewünscht hätte, die immer hinter mir stehen....


Ich denke, ich muß so zwölf Jahre alt gewesen sein,
Und wieder einmal war es Zeugnistag.
Nur diesmal, dacht‘ ich, bricht das Schulhaus samt Dachgestühl ein,
Als meines weiß und häßlich vor mir lag.
Dabei war‘n meine Hoffnungen keineswegs hoch geschraubt,
Ich war ein fauler Hund und obendrein
Höchst eigenwillig, doch trotzdem hätte ich nie geglaubt,
So ein totaler Versager zu sein.

So, jetzt ist es passiert, dacht‘ ich mir, jetzt ist alles aus,
Nicht einmal eine 4 in Religion.
Oh Mann, mit diesem Zeugnis kommst du besser nicht nach Haus,
Sondern allenfalls zur Fremdenlegion.
Ich zeigt‘ es meinen Eltern nicht und unterschrieb für sie,
Schön bunt, sah nicht schlecht aus, ohne zu prahl‘n!
Ich war vielleicht ‘ne Niete in Deutsch und Biologie,
Dafür konnt‘ ich schon immer ganz gut mal‘n!

Der Zauber kam natürlich schon am nächsten Morgen raus,
Die Fälschung war wohl doch nicht so geschickt.
Der Rektor kam, holte mich schnaubend aus der Klasse raus,
So stand ich da, allein, stumm und geknickt.
Dann ließ er meine Eltern kommen, lehnte sich zurück,
Voll Selbstgerechtigkeit genoß er schon
Die Maulschellen für den Betrüger, das mißrat‘ne Stück,
Diesen Urkundenfälscher, ihren Sohn.

Mein Vater nahm das Zeugnis in die Hand und sah mich an
Und sagte ruhig: „Was mich anbetrifft,
So gibt es nicht die kleinste Spur eines Zweifels daran,
Das ist tatsächlich meine Unterschrift.“
Auch meine Mutter sagte, ja, das sei ihr Namenszug.
Gekritzelt zwar, doch müsse man versteh‘n,
Daß sie vorher zwei große, schwere Einkaufstaschen trug.
Dann sagte sie: „Komm, Junge, laß uns geh‘n.“
Ich hab‘ noch manches langes Jahr auf Schulbänken verlor‘n
Und lernte widerspruchslos vor mich hin
Namen, Tabellen, Theorien von hinten und von vorn,
Daß ich dabei nicht ganz verblödet bin!
Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt,
Die eine nur aus dem Haufen Ballast:
Wie gut es tut, zu wissen, daß dir jemand Zuflucht gibt,
Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!

Ich weiß nicht, ob es Rechtens war, daß meine Eltern mich
Da rausholten, und wo bleibt die Moral?
Die Schlauen diskutier‘n, die Besserwisser streiten sich,
Ich weiß es nicht, es ist mir auch egal.
Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt,
Und nicht zuletzt natürlich dir, mein Kind,
Wenn‘s brenzlig wird, wenn‘s schiefgeht, wenn die Welt zusammenfällt,
Eltern, die aus diesem Holze sind. 
teacher antwortete am 2. Mär, 15:03:
Mich wundert es, dass solche Eltern zu Helden hochstilisiert werden. Natürlich werde ich hinter meinen Kindern stehen - wenn sie ihre Fehler einsehen und daraus lernen (wollen). 
stichi (Gast) antwortete am 2. Mär, 16:51:
So ein grausliges Gesülze!!!! Würg! Schon dieses blöde Konstrukt, dass man unbemerkt ein Zeugnis kriegt und die Eltern nichts davon wissen, regt mich auf. Dümmlich und gutmenschelnd.

Und wo ziehen wir dann die Grenze? Leichte Körperverletzung? Schwere Körperverletzung?
Man kann ja wohl zu seinem Kind halten und ihm trotzdem klarmachen, was geht und was nicht.

stichi 
creature antwortete am 2. Mär, 18:09:
da meldet sich natürlich sofort die "ordnung muß sein" fraktion, und aus angst, aus unterschrift fälschen wird gleich ein verbrecher!
ich hoffe das sich dieser menschenschlag nicht allzusehr vermehren mag.. :-)

mir sind wirklich vom herzen die gutmenschen wesentlich lieber, die welche auch mal ein auge zudrücken können. 
stichi (Gast) antwortete am 2. Mär, 20:19:
Na da schaun wir doch mal, was der Gutmensch meint, wenn seine Unterschrift auf einem wichtigen Dokument gefälscht wird.

Und mit "Ordnung muss sein" hat das gar nichts zu tun, eher mit Recht muss Recht bleiben.

Ordnung muss sein 
Stef (Gast) antwortete am 3. Mär, 00:24:
So ein Blödsinn!
Das ist nicht die "Ordnung muss sein"-Fraktion, sondern ein Hilferuf von der Frontlinie ... wie ich ihn nur 1000x mal unterschreiben kann.

Beispiel hätte ich zuhauf: z.Z. ärgere ich mich über die Mutter einer Schülerin, die seit geraumer Zeit ihre Hausaufgaben nicht mehr ordentlich erledigt. Konsequenz: sie wird langsamer und langsmer, fauler und fauler, unsicherer und unsicherer ... und ist innerhalb eines Jahres von 3 auf 5 abgesackt. Alle meine Bemühungen prallen ab, begründet durch eine falsche Solidarisierung mit dem Kind. Dabei ist es so durchschaubar: die Mutter lebt in Scheidung und "fühlt" eine starker Konkurrenz zu ihrem Ex-Mann. Nun wird sich "Zuneigung" erkauft. Beziehung statt Erziehung!

Und dieserlei gibt es zuhauf ... 
tyndra (Gast) antwortete am 3. Mär, 09:07:
ja, genau das
sehe ich auch als das problem: wenn die eltern (oder die mutter oder der vater) bei der sache mitspielen, bist du als lehrerIn de facto machtlos. oder? 
Nachtblau antwortete am 3. Mär, 19:59:
Natürlich. Aber dann trotzdem schuld, wenn das Kind nix lernt und von der Schule fliegt. 
teacher antwortete am 3. Mär, 20:03:
Brutal wahr! 
Alex (Gast) antwortete am 5. Mär, 11:37:
dennoch die Schwerter halten....
naja, es kann bei so einer Sache, je nach Situation, so viel Unterschiedliches dahinterstehen, und wer vermag schon zu sagen, ob sich dass schlussendlich so negativ auswirken wird, wie manch einer hier befürchtet.

So wie *teacher* geschrieben hat. Wenn die Eltern das decken, sind die Schule und der Lehrer, aus der Verpflichtung dieses zu bemerken und zu kommentieren, raus.

Kleine Provokation am Schluss: Die Lehrer sollen sich vielmehr bemühen den Stoff so interessant zu gestalten, dass gar keiner fehlen möchte. 
stichi antwortete am 5. Mär, 14:11:
kleine Provokation als Antwort...
Wörtliches Zitat eines Schülers auf die Nachfrage eines Kollegen, ob jetzt alle den besprochenen Sachverhalt verstanden haben:

"Ach Herr P...., wir wollen doch gar nichts wissen, wir wollen doch bloß das Abitur."

Dann macht mal Unterricht, der für solche Schüler interessant ist UND ihr Wissen vermehrt! Viel Glück!!!

stichi 
teacher antwortete am 5. Mär, 18:18:
Der beste Koch kann einem Satten nicht genügen!
Ganz offen: Schüler (und Studenten!), die gar nix wissen wollen, bloß gut leben, gibt es in Hülle und Fülle. Auch unter den Erwachsenen und unter den Lehrern macht sich diese Wohlstandsättigung wunderbar breit. 

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