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cotopaxi

 
BO ist zum Schlummerwort der letzten Jahre verkommen: Berufsorientierung.
Die Grundidee sieht vor, dass alle Lehrer unserer 13-14-jährigen einige Unterrichtstunden dem Thema Berufswahl widmen sollen. Der Biologe spricht vom Gärtner oder Forstwirt, die Deutschlehrerin simuliert Bewerbungsgespräche und die Latein-Kollegen saugen an ihren Fingern, was sonst.

Viel Herzblut legen wir in diese Orientierungshilfe nicht. Schließlich wollen wir die guten, braven Kinder bis zur Reifeprüfung bringen und nicht an die Konkurrenz der berufsbildenden Schulen verlieren.

Über wirre Umwege gelange ich zu einem österreichischen Spezifikum, der dualen Ausbildung.

"Wer nicht mehr lernen will, der lernt einen Beruf", meint einer, der weiß, wovon er spricht, auch wenn er sich in Gegensätzen verheddert.
"Du meinst, so ein Lehrling muss nicht mehr stundenlang in der Schule sitzen?"
"Stimmt."
"Und er verdient auch schon richtiges Geld."
"Genau."
Somit besprechen wir das Miteinander oder Nebeneinander von praktischem Lernen in den Betrieben und theoretischem Wissen aus den Berufschulen.

"Was macht man denn am Ende der Lehrzeit?", frage ich abschließend.
"Die Meisterprüfung."
"Na, da ist noch etwas zwischen dem Lehrling und dem Meister."
"Der Vizemeister."

Er weiß, wovon er spricht.
gulogulo meinte am 14. Feb, 19:29:
was wurde eigentlich aus der aktion "karriere mit lehre"? 
teacher antwortete am 15. Feb, 10:10:
Keine Ahnung. Das war halt so ein Werbespruch für die Öffentlichkeit. Und aus. 
gulogulo antwortete am 15. Feb, 10:27:
ich meinte nur deshalb, weil offensichtlich nichts die einstellung des gelernten einheimischen ändern kann, daß man es nur mit matura zu was bringen kann.
dabei gibt es genug bereiche - jenseits von mechaniker und friseuse - in denen man es als lehrling "zu was bringen kann". 
teacher antwortete am 15. Feb, 10:41:
Ich erzähle immer die Geschichte von meinem Installateur:
Kommt ein Mann im blauen Arbeitsoverall zu einem Porsche 911, geht herum, schaut sich einen Kratzer an, fährt mit der Hand drüber ... und wird bald von einem Polizisten als Verdächtiger angesprochen.
"Glaubens, Herr Inspekta, i kennt ma an Porsche leisten, wenn i die Matura gmocht hätt?"
Mein Installateur mit seinem Porsche! 
Seher (Gast) meinte am 14. Feb, 23:24:
Trugschluss
Lehre in Wien:
ca 20-25 % (je nach genauerer Betrachtung) der 20.000 Wr. Lehrlinge ist genau genommen arbeitslos. D. h. sie haben einen Lehrberuf ohne Beruf und sitzen daher... in der Schule. Nicht nur in der BS, sondern auch in den Schulen, die eigentlich keine sind, die eigentlich meinen dass sie Firmen sind, die eigentlich mehr oder weniger gut getarnte Sozialprojekte sind. Und je nach §30 oder nicht einen Abschluss ermöglichen ohne jemals eine Firma von innen gesehen zu haben. Und was machen die "Lehrlinge" dort? Pseudounterricht.
Das führt dazu, dass Lehrlinge von Firmen immer weniger Ahnung davon haben und senile bis abgehobene Fachinspektoren sich feiern lassen wenn sie Übungsfirmen(!) in BS installieren. Damit die Lehrlinge in der Berufsschule sehen, wie es in einer Berufsschule ausschaut. Bitte, wenn Du einen blöden Schüler hast der sich das einreden lassen will, schick ihn zu mir.

PS: wer WIRKLICHN einen Beruf erlernen will, sollte das tun - unbeeindruckt vom Schulsystem 
teacher antwortete am 15. Feb, 10:08:
Gutes Beispiel, wie wir in Österreich unsere Arbeitslosen verstecken. Schule hat eben viele Funktionen, auch diese. Warum suchen wir keine ehrlichen Lösungen? 
Seher (Gast) antwortete am 15. Feb, 16:51:
ehrliche Lösung
Naja, da fallen mir gleich einige Dinge ein.
1) eine ehrliche Lösung würde bedeuten, dass man die bisherigen Lösungen politisch in Frage stellt = nicht populär. Zumindest nicht bei denen, die davon leben.
2) Die Schule ist und sollte ein Abbild unserer Gesellschaft sein. Ob wir das wollen oder nicht, aber Pädagogik unterloiegt eigentlich einem Prozess. Ok, Pädagogen vor allem die Pädagogik unterrichten, sehen das selten wirklich so. Die Frage ist: wie reagiert Schule auf das Heute? (Leider kontraproduktiv, nämlich gar nicht - oder noch schlimmer: naiv. Siehe Übungsfirmen)
3) Da unser Wirtschaftsystem keine durchgehend vertikale Linie mehr hat, sondern Arbeit auslagert, gibt es auch - in der Regel - keinen Bedarf mehr an vertikaler Bildung (von der Urproduktion bis zur Dienstleistung). Daher KÖNNEN nicht alle Menschen mehr in die Wirtschaft/Schule integriert werden. Der Anteil der "Looser" wird größer, der Druck auf die Bildungseinrichtungen zur Levelanpassung ebenso. Ergo: die Bildungseinrichtungen verlieren an Reputation, Leistungsfähigkeit, Visionen und Bedeutung.

Kurz und gut: eine ehrliche Schulreform würde zwangsweise die Augen für die wirtschaftliche Entwicklung öffnen - und wer will das schon? BTW: wie erklärst DU Deinen Schülern was in Zukunft auf sie zukommt. Reden wir dabei NUR von den Dingen, die wir sicher wissen... 
marella (Gast) antwortete am 17. Feb, 14:02:
Matura+Lehre
Hier ein Modell, dass ich am eigenen Leib probiert habe und mir das Leben um ein Hauseck einfacher gemacht hat. Da ich mir nach meiner Matura die Universität+Wohnung+Leben nicht leisten konnte, entschloss ich mich stattdessen eine Doppel-Lehre dranzuhängen.

Vorteile:
ø Lehrzeitverkürzung (wegen Matura)

ø Mehr Reife = mehr Verantwortung und Herausforderung am Arbeitsplatz (zB weniger Kaffee holen oder kopieren...).

ø 2 fertige Berufe nach nur 2 Jahren Lehrzeit.

ø Bessere Noten in der Berufsschule als 15jährige, da das Lernen ziemlich leicht fällt nach einer abgeschlossenen Matura.

ø Pensionsjahre und Praktikumszeit sind gleich inklusive und das Geld reicht zum Leben.

Nachteile:
ø Die Bürokratie über zwei Bundesländer hinweg (Welches Bundesland zahlt...) und Ansuchen um Lehrzeitverkürzung machte das ganze etwas mühsamer.

ø Eventuell fühlt man sich im direkten Vergleich "weniger wert" als die Studierten.

ø Lukrative Nebenjobs sind fast nur am Wochenende erledigbar aufgrund der fixen Arbeitszeit. 
 

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