Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Wir bräuchten dieses berühmte Schild:

"Wenn Sie nichts zu tun haben, tun sie es wo anders."

Sie tun es, vor der Schule, hinter der Schule, um die Schule.
Plötzlich sind sie aufgetaucht.
Sie lungern herum, sie rauchen, sie trinken, sie schnorren, sie chillen.
Wenn man sie anspricht, sagen sie offen: "Wir tun ja nichts!"
Stimmt.
Du erkennst sie an ihrem Äußeren, sie tragen eine Art Herumlungerer-Uniform: Zerissene Jeans, besser schwarz als blau, schwere Stiefel, eher bedrohlicher Art, hart bedruckte T-Shirts. Die Bier-Dose in der Hand gehört zum Outfit wie die genieteten Armbänder und Gürtel.

Sie warten auf unsere Schüler-Innen. Mit 14 - 15 - 16 fahren diese manche auf das kollektive Nichtstun mit Alkoholbegleitung ab. Das richtige Leben, heeey! Keine Streber, keine Schwuchteln, keine Warmduscher.

Wir bitten die Polizei prophylaktisch vorbeizukommen, die Fußgängerzone zu kontrollieren. Damit sich nicht ein schwunghafter Handel mit Waren aller Art entwickelt. Damit die bedrohlichen Kampfsportübungen nicht zu echten Kämpfen ausarten. Damit wir unsere Kinder nicht den Schattenseiten der Großstadt blind ausliefern.
Sie hat es gelangweilt versprochen, aber offensichtlich hat sie andere Probleme: "Is wos passiert?"
"Nein. Warten wir darauf?"
tischNr2 meinte am 9. Dez, 21:14:
Prophylaktische Kinderpflege
Das erinnert mich an die Zeit in meiner (Kloster-)Schule, vor dessen Eingang einst hühnenhafte Vespafahrer in modischem Gewand herumlungerten und auf die herausströmenden Mädels warteten.
Wir Schülerinnen wurden persönlich und sehr eindringlich von der Schwester Direktorin gewarnt mit dem bitter ernst gemeinten Satz: "Wenn Ihr mit einem Motorrad fährt werdet Ihr schwanger".
(Diese Theorie könnte heute unsere Pensionen sichern, leider ist sie nicht zu 100% belegbar.)
Ich wurde nicht schwanger, obwohl Motorradfahren sogar zu einem Teil meines Berufes (und so meines echten Lebens) wurde.
Auch als ich mal einem Schwarzen die Hand gab, färbte er nicht ab.
Nicht einmal zum Nichtstuer, Alkoholiker oder Trendsetter wurde ich, nachdem ich meine Zeit mit den nutzlosen Jungs in verrauchten Kneipen in aufgewetzten Hosen verbrachte.

Nun was hab ich dadurch gelernt?
1) Nichtstun ist manchmal inspirierend aber auf Dauer langweilig.
2) Ich weiß wieviel Bier ich vertrage ohne peinlich zu werden.
3) Die Mode ändert sich zum Glück alle paar Jahre.

Das Dazu-Lernen setzt sich nicht immer nur aus dem Positiven zusammen, sondern bedarf auch ausreichend negativer Beispiele.
Doch wir denken oft, dass wir unseren Kindern etwas vorenthalten und verbieten müssen, um sie auf dem rechten Weg zu halten.

Rechtzeitig handeln ist bestimmt eine lobenswerte Möglichkeit Ärgeres zu verhindern doch hoffe ich, dass sich die medial geschürte Angst hinter dem (Mode-)Wort "Prophylaxis" irgendwann wieder relativiert. 
teacher antwortete am 10. Dez, 13:10:
Interessante Aspekte
Danke für die Anregungen - vieles davon habe ich bisher überhaupt nicht bedacht.
Aber:
1. Bei uns werden zunächst die Beschützerinstinkte wach, wir sind ja PädagogenInnen, oft auch Väter und Mütter.
2. Sicherlich kommt auch die Imagefrage zum Tragen: Wenn ungepflegte Typen herumhängen und Müll, Lärm und Unruhe stiften, dann färbt das nicht nur auf unser Schüler sondern auch auf das Image der Schule ab.
3. Ich weiß von einer anderen Schule, die untätig zusah und eine Menge rechtsradikaler Auseindandersetzungen vor der Tür hatte.
Die Typen warteten auf alle "Langhaarigen" und "Linken" und begannen ohne viel Worte mit Prügeleien.
4. Mode ist auch Ausdruck von Zeitgeist und Ideologie: Beispielsweise diskutiert eine Schule das Verbot von sog. Springerstiefeln! 
tüpfel meinte am 10. Dez, 00:19:
ich denke es kommt ne zeit wo jeder jugendliche an so nen punkt kommt: möcht ich zu den "Bösen" gehören oder nicht?
Das muss nicht heißen, dass diese coole Gruppe in der Schule abhängt... Vor allem in größeren Städten ist es ja so, dass der Freundeskreis von Schülern sich nicht nur auf die Klasse beschränkt. (In meiner alten ländlicheren Schule waren Freunde=Klassenkollegen)

*ok einige sagen von vornherein: nein danke die sind nichts für mich.
*dann gibt es einige die sich das anschaun und dann merken doch nix für mich
*es gibt die die merken es erst kurz vor der Reifeprüfung oder wenn sie sich dann um ihre Zukunft Gedanken machen, und bekehren sich.
*und es gibt die die bleiben dabei...

man kann gegen das beeindrucktsein eines jugendlichen nur wenig machen...sie müssen ja selber drauf kommen was gut für sie ist und was nicht. 
teacher antwortete am 10. Dez, 13:59:
Die Gruppe erzieht die Jugendlichen stärker als die Eltern oder Lehrer. Wer in die "falsch Umgebung" kommt, wird für seine gewohnte Umgebung zum Problem. Also auch für die Schule.

P.S. tüpfel bloggt nicht, aber liest + kommentiert *freu* 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma