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cotopaxi

 
"Da kommt was auf uns zu!", lässt der Schlossermeister Dampf ab.
Er sei ja in Pension und helfe nur aus, aber eine Woche reicht ihm.

Die Pflichtschüler suchen Berufe, manche Berufe suchen Lehrlinge. Anlässlich so genannter "Berufspraktischer Wochen" treffen sie aufeinander.
"Ich bin an der Drehmaschine gestanden, ich habe 400 Schachfiguren gedreht. Damit sie halt eine Ahnung bekommen. Ich zeig' ihnen, wie man das Werkstück einspannt, dann sollen sie einmal 5 Runden drehen. In Alu geht das ja perfekt, wenn man bis fünf zählen kann."
"Das wird ja noch gehen", unterbreche ich des Schlossers Redefluss.
"Vielleicht. Aber manche hören nach zwei Runden auf, andere würden ewig weiterdrehen ... ich kapier' das nicht."
"Die haben halt nicht zugehört. Das ist normal."
"Und während ich drehe, fangen die anderen zum Herumraufen an. Bei laufenden Maschinen, das geht halt nicht!"
"Jaaa ... Wem sagen Sie das! Wenn ich mich drei Minuten zur Tafel drehe, ist hinter mir die Hölle los."

Ich falle mit dem Schlosser ins Schema F: "Die heutige Jugend ist halt nichts wert." Eine jahrtausendalte Grundregel.

"Und dann im Kinosaal, ein Kommen und Gehen. Die können keine halbe Stunde ruhig sitzen. Wie sollen die was lernen?"

Früher fühlte ich mich als Lehrer leicht angegriffen. Schließlich könnten wir ja in der Schule ein paar kulturelle Grundregeln vermitteln:

1. Im Kino sitzt man ruhig und schaut einem Film zu.
2. Man liegt nicht auf den Kinostühlen. Zumindest nicht quer.
3. Man geht vor oder nach dem Film aufs Klo oder zum Buffet.
Geht man während der Vorstellung, dann möglichst unauffällig.
4. Man dreht das Handy ab, fotografiert nicht und hört nicht mp3.
5. Man spricht höchstens mit der Nachbarin, im Flüsterton.
6. Man wirft nicht mit Lebensmittel. Ausser in sein eigenes Fressloch.

Heute ernte ich zunehmend Mitleidsbekundigungen: "Wie kommen Sie mit 30 Solchigen ... über die Runden?"
"Es ist schon anstregend ... 6 Stunden am Tag halte ich es auch nicht mehr aus."
Der Schlossermeister: "Wenn die einmal unsere Pension zahlen sollen, na servus."
"Auf Wiedersehen."
gulogulo meinte am 5. Dez, 08:18:
seine pension wird schon noch sicher sein.
und bei den meisten normalisiert sich das ganze spätestens dann, wenn sie mit ihrer art keinen job bekommen. dann wachen sie auf. 
teacher antwortete am 5. Dez, 19:32:
Sicherlich. Auch wenn einige (!) Jugendliche immer ausgeflippter werden, irgendwann holt sie die Realität ein: Geld, Job, Wohnung, Partner ... 
gulogulo antwortete am 5. Dez, 20:08:
und dann kommts ganz schlimm ... eigene kinder. ;-) 
teacher antwortete am 6. Dez, 08:30:
... die schulpflichtig werden! 
 

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