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cotopaxi

 
Wir sind zu früh in der Stadt, wir haben auf Einlass zu warten. Ergo stehen 28 SchülerInnen im problematischen Alter zwischen 12 und 14 beschäftigungslos auf dem Gehsteig. Vor uns eine zugeparkte Seitenstraße, hinter uns ein zugeparkter Vorplatz.

John Maynard: "Noch zehn Minuten nach Buffalo"

Bald entdeckt ein Aufgeweckter einen Wagen, der bis ans Dach mit eigenartigem Trödel beladen ist: Gewand neben Buchenholz über Vogelkäfig und Uni-Skripten. Die halbe Schülertruppe fühlt sich magisch angezogen und belagert das renovierungsbedürftige Auto. Sie lehnen an den Kotflügeln, wischen an den Scheiben, drängen sich nach vorne.
Ich muss einschreiten: "Hallo", schreie ich gegen den Verkehrslärm an, "das Auto gehört nicht euch. Lasst es in Ruhe."
Weiter komme ich nicht, weil hinter mir ein Jüngling die Technik eines rückwärtigen Scheibenwischers austestet. Er lernt dabei, dass sich der E-Motor mit viel Kraft überwinden lässt und dass ich auch damit nicht einverstanden bin: "Bist nicht ganz bei Trost oder was?"
Noch heftiger werde ich, als eine abseitige Gruppe beginnt, mit einem Kieselstein das Trottoir zum Fußballfeld zu erweitern. Richtig schreien mag ich nicht, weil sich gerade eine ältere Dame durch die Klasse drängen muss und ich die reglosen Schülerkörper bitte, ausreichend Platz für die Passantin zu machen.
In der Zwischenzeit hat sich eine fadisierte und neugierige Schülerin auf die Fahrbahn gestellt, um besser sehen zu können, was in der Nebengasse abgeht. Mitschülerinnen erkennen deren visuelle Pole-Position und drängen nach, bis ich beginne, über die Nachteile des städtischen Straßenverkehrs mit sorgloser Fußgängerbeteiligung aufzuklären.
Schon wünsche ich mir, zu den autoritären Kollegen wechseln zu können, die mit einem Befehl: "Zweierreihe! Stillstehen!" all diese Probleme erst gar nicht entstehen lassen.
Zu weiter führenden Gedanken über verlorene Autorität komme ich nicht, weil meine SchülerInnen persönlicheren Kontakt zum Autoverkehr aufnehmen: Die ersten winken, die zweiten schreien, schließlich habe ich mehr Stimmung auf dem Trottoir als Österreichs Fußballmannschaft im Stadion.
Zwei Mädchen stellen sich zu mir und sagen: "Die kennen wir nicht ... falls uns jemand fragt."
Auch ich möchte mich am liebsten hinter dem nächsten Baum verstecken. Gerade biegt das rote Auto einer Kollegin ums Eck und diese winkt erstaunt herüber ...
Nachtblau meinte am 10. Okt, 13:58:
Wieviele graue Haare waren das mehr? 
teacher antwortete am 10. Okt, 14:03:
Zu viele, für mein Alter. 
Nachtblau antwortete am 10. Okt, 14:06:
Vielleicht hättest du sie anleinen sollen (die Schüler) 
teacher antwortete am 10. Okt, 14:22:
Gute Tipps kann ich jetzt brauchen! 
Nachtblau antwortete am 10. Okt, 14:29:
Vielleicht baut dich ja auf, dass ich mit einer anderen Praktikantin eine 1. Klasse, die wir nicht kannten, ins Museum begleiten durfte. Am Nachhauseweg ist dann ein Schüler in der Ubahn verlorengegangen, und nichtmal die Lehrerin hat das gemerkt. Rausgekommen ist das erst, als die Mutter da kInd von der Schule abholen wollte. Das war glaub ich noch viel schlimmer für die Lehrerin damals ;) 
teacher antwortete am 10. Okt, 14:34:
Danke. Es geht halt immer noch ein bisserl schlimmer ... 
gulogulo meinte am 10. Okt, 16:00:
auf kindergartensprache wechseln - so, meine lieben kinderchen, jetzt stellts euch brav hin, so wie ihr es im kindergarten gelernt habt. 
teacher antwortete am 11. Okt, 12:00:
Das müssen sie alles wieder vergessen haben. Gruppendynamik siegt! 
 

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