chicka (Gast) meinte am 11. Jun, 19:57:
Mir scheint Du solltest in eine dieser Klosterschulen wechseln, die noch immer rein mit Mädchen besetzt sind. Meiner Erfahrung nach sind dort die Streiche immer so ganz harmlos und am Ende der 8. bekommen die Lehrer sogar eine Flasche Wein und ein selbstgeschustertes Gedicht geschenkt. Deinen Postings zufolge kommt mir vor, als ob Dir die Schüler irgendwie über den Kopf gewachsen sind. Deine Einträge waren früher viel hoffnungsvoller und stärker, machten Lust Dich als interessanten Menschen kennenzulernen, jetzt wirken sie nur mehr trist. Hast Du echt Lust, Dein Leben auf diese Art verkommen zu lassen? Es gibt doch viel interessantere Jobs, die einen als Mensch aufbauen und nicht sukzessive abtragen, wie ein altes Gebäude? Oder brauchst Du diese Bürde wirklich, die gleichzeitig ja auch eine gewisse Sicherheit darstellt.
chicka (Gast) antwortete am 11. Jun, 20:04:
Was mir noch dazu einfällt: Geh doch zB nach Namibia auf eine Lodge und lerne dort den Angestellten Deutsch, Computer ein- und ausschalten oder Geschichte, ... Ich kann Dir gerne ad hoc 4 Adressen geben, die solche Leute wie Dich sofort nehmen wollen. Das Gefühl dort einem einzigen Menschen etwas beizubringen (und dabei selbst so viel zurück zu bekommen) erfüllt tausendmal mehr, als sich hier jeden Tag rumzuärgern.
teacher antwortete am 11. Jun, 20:46:
Danke. Das wäre eine Lösung für mich (und ein paar KollegInnen). Was wir brauchen, das ist eine Lösung für die Gesellschaft.P.S. Die Schüler wachsen nicht MIR über den Kopf, die Kinder entgleiten den Erwachsenen ganz allgemein. Was i.Ü. ein wesentlicher Grund ist, warum immer mehr Leute ganz auf Nachwuchs verzichten.
Trotzdem finde ich Deinen Eindruck interessant, er ist wichtig für mich, weil er zeigt, dass du Überblick bewahrst und brauchbares feedback gibst. Ich teile zwar Deine Meinung nicht, respektiere sie aber und nehme sie ernst. Danke.
chicka (Gast) antwortete am 11. Jun, 21:41:
Danke für Deine Antwort, die mich an das hier erinnert:"Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen." (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)
Allerdings springt mir das hier auch in den Kopf:
"Es kann nicht früh genug darauf hingewiesen werden, dass man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann, wenn man zuvor die Lehrer vernünftig erzieht." Erich Kästner
Jedoch glaube ich, daß Du dieser Zitate schon überdrüssig bist, da sie schon spätestens in den 70er Jahren in unzählige Maturazeitungen Einzug gefunden haben.
Ich finde aber, daß man trotzdem nur mit einer großen Selbstzufriedenheit, Ausgeglichenheit und Stärke wirklich ein Vorbild und Wissensverteiler sein kann, sei es in der Gesellschaft oder einem einzelnen Schüler. Die Maschinerie Schule fördert das meines Erachtens bei den Lehrenden nicht aktiv. Die Depressions-Falle kann da einfach und unbemerkt zuschnappen. Das mit Namibia gebe ich als Möglichkeit an, um zB für einige Zeit wieder rauszukommen und sich wieder aufzubauen. (Übrigends Wohnen und Essen ist dort gratis :-)
Es wäre schade, wenn Du Dich bald in die Stirnreihe der Weich-Birnen-Lehrer einreihen müsstest. Lass Dich halt nicht traurig machen. Jedenfalls wünsch ich Dir ganz viel Kraft.
BIA (Gast) antwortete am 24. Jun, 19:56:
@ chika
Das Problem ist: Namibia, Mongolei undw osonst noch dankbare Wissensabnehmer warten, ist keine Lösung für die meisten Lehrer.Wir müssen das Problem HIER lösen.
Du hast recht, die Depressionsfalle etc. schnappt sicher schnell zu. Wie z. B. bei einem Leinenweber, der bis 1830 sein Leinen gut verkaufen konnte und davon leben konnte; und dann kam die Industrialisierung und das war's dann.
Kein Wunder, dass der gute Mann seine Lage trist sah.
Wir bieten Wissen an und kaum einer unserer Mittelstufeschüler will's. Resultate sind dementsprechend trist.