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cotopaxi

 
Nein, in Nizza herrscht kein allgemeines Ausgehverbot. Nur unsere Schüler, die dort französisches Flair aufsaugen sollen, müssen bei Einbruch der Dunkelheit bei ihren Gastfamilien in Sicherheit gebracht werden.
Nizza liegt nicht in den Favelas vor Sao Paulo, Nizza ist ein schöner Urlaubsort mit mediterraner Stimmung, einer netten Altstadt mit schönen Häusern und teuren Lokalen. Nizza gehört deshalb zu den beliebten Zielorten von Sprachintensivwochen: Eine Klasse - eine Woche - volles Eintauchen in die fremde Sprache, so die Formel dieser Exkursionen.
Diese Projekte stehen und fallen mit der Qualität der Gasteltern. Da haben wir unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Unwillige, überforderte, haschende, geizige, belästigende Gastgeber kann man notfalls innerhalb einer Stunde austauschen, dafür garantiert die lokalen Betreuung.
Was wir nicht wegbeamen können?
Die soziale Umgebung. Viele Gastfamilien verdienen sich mit unseren zahlenden Schülern ein kleines Zubrot, besonders in prekären Situationen, bei geringem Einkommen, bei Arbeitslosigkeit. Diese Familien wohnen häufig in den berühmt-berüchtigten "banlieues", in den heißen Zonen, wo sich die sozialen Probleme des Neoliberalismus konzentrieren.
"Wir haben uns sowieso nicht hinaus getraut", versteht ein Siebzehnjähriger das nächtliche Ausgangsverbot. "Da lungern Typen herum, da muss ich nicht anstreifen."

Wie weit sind wir mitten in Europa gefallen? Jugendliche können Jugendliche nicht mehr treffen, um Kontakt und Verständnis aufzubauen. Jugendliche haben vor Jugendlichen Angst, ziehen sich hinter Fernseher und Computer zurück und freuen sich auf die Heimfahrt.
Wir haben unseren Nachwuchs nicht im Griff, und er beginnt darunter zu leiden.
 

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