Das Ende der Lehreinheit "Politische Bildung" soll Feuer sprühen, also greifen wir tief in die didaktische Trickkiste: Simulation!
Die sechs politischen Parteien schicken je einen Vertreter in die Elefantenrunde, das Fernsehen ist dabei (naja - eine Videokamera), das Publikum darf Zwischenfragen stellen und auch mal applaudieren. Natürlich sitzen jene Schüler auf den heißen Diskussionsstühlen, die ihre Gruppe (Partei) am eloquentesten und geschicktesten vertreten können.
Die Moderation bleibt in Lehrerhand: Er kümmert sich um faire Streitkultur, vergibt das Wort, nennt die Themen und ruft notfalls zur Ordnung.
Die Jungpolitiker gehen aufeinander los. Wie ihre großen Vorbilder poltern und plaudern sie, hören nicht zu und reden konsequent aneinander vorbei. Als Schüler beten sie herunter, was sie aus den Parteiprogrammen missverstanden oder in unbrauchbaren Internetseiten zusammenkopiert haben:
"Wir sind für die Verdoppelung der Kondomsteuer."
"Das Problem der Überalterung wird doch nur von den Medien aufgebauscht; in Wirklichkeit steigt die Sterblichkeit so an, dass wir kein Pensionsproblem bekommen werden."
"Wir fordern eine Negativ-Einwanderung!"
"Man sollte die Abtreibungen besteuern ... oder ... jedenfalls steuern?"
"Dazu hat die BZÖ keine Meinung."
Die abschließende Wahl zeigt, das sich die Frechen und Wortgewandten durchsetzen. Der schauspielerisch begabte Sprecher der KPÖ hat sich voll ins Zeug gelegt, kassiert über 30 % der Stimmen. Gelächter. Das BZÖ und die FPÖ bekommen mit ausländerfeindlichen Sprüchen auch über 20 %. Gejohle. Die Großparteien zeigen weder Kanten noch Ecken und schwimmen im Mittelfeld, die Vertreterin der Grünen bleibt mit seriösen Argumenten farblos im Hintergrund. Buuuh.
Eine Woche später, die Nachbesprechung.
"Wie hat euch die Elefantenrunde gefallen?"
"Geil ... warum heißt das eigentlich Elefantenrunde?"
"Welche Argumente sind euch im Gedächtnis geblieben?"
"Naja."
Das heißt: keine!
Also streichen wir die gängige Maturafrage "Vergleiche die politischen Positionen der österreichischen Parteien im Bereich der Bevölkerungspolitk" aus der Liste. Oder kehren zur herkömmlichen Didaktik zurück: "Hefte und Bücher heraus. Lest den Text 1 zur Bevölkerungspolitk. Welche Meinung vertritt die ÖVP? Schreibt in die erste Rubrik ... und nächste Woche: Test."
So herrschte Ordnung, Wissen, Disziplin.
Der Lehrer hat die Wahl. Verstehen Sie, warum der Frontalunterricht nichts an Beliebheit verliert?
Die sechs politischen Parteien schicken je einen Vertreter in die Elefantenrunde, das Fernsehen ist dabei (naja - eine Videokamera), das Publikum darf Zwischenfragen stellen und auch mal applaudieren. Natürlich sitzen jene Schüler auf den heißen Diskussionsstühlen, die ihre Gruppe (Partei) am eloquentesten und geschicktesten vertreten können.
Die Moderation bleibt in Lehrerhand: Er kümmert sich um faire Streitkultur, vergibt das Wort, nennt die Themen und ruft notfalls zur Ordnung.
Die Jungpolitiker gehen aufeinander los. Wie ihre großen Vorbilder poltern und plaudern sie, hören nicht zu und reden konsequent aneinander vorbei. Als Schüler beten sie herunter, was sie aus den Parteiprogrammen missverstanden oder in unbrauchbaren Internetseiten zusammenkopiert haben:
"Wir sind für die Verdoppelung der Kondomsteuer."
"Das Problem der Überalterung wird doch nur von den Medien aufgebauscht; in Wirklichkeit steigt die Sterblichkeit so an, dass wir kein Pensionsproblem bekommen werden."
"Wir fordern eine Negativ-Einwanderung!"
"Man sollte die Abtreibungen besteuern ... oder ... jedenfalls steuern?"
"Dazu hat die BZÖ keine Meinung."
Die abschließende Wahl zeigt, das sich die Frechen und Wortgewandten durchsetzen. Der schauspielerisch begabte Sprecher der KPÖ hat sich voll ins Zeug gelegt, kassiert über 30 % der Stimmen. Gelächter. Das BZÖ und die FPÖ bekommen mit ausländerfeindlichen Sprüchen auch über 20 %. Gejohle. Die Großparteien zeigen weder Kanten noch Ecken und schwimmen im Mittelfeld, die Vertreterin der Grünen bleibt mit seriösen Argumenten farblos im Hintergrund. Buuuh.
Eine Woche später, die Nachbesprechung.
"Wie hat euch die Elefantenrunde gefallen?"
"Geil ... warum heißt das eigentlich Elefantenrunde?"
"Welche Argumente sind euch im Gedächtnis geblieben?"
"Naja."
Das heißt: keine!
Also streichen wir die gängige Maturafrage "Vergleiche die politischen Positionen der österreichischen Parteien im Bereich der Bevölkerungspolitk" aus der Liste. Oder kehren zur herkömmlichen Didaktik zurück: "Hefte und Bücher heraus. Lest den Text 1 zur Bevölkerungspolitk. Welche Meinung vertritt die ÖVP? Schreibt in die erste Rubrik ... und nächste Woche: Test."
So herrschte Ordnung, Wissen, Disziplin.
Der Lehrer hat die Wahl. Verstehen Sie, warum der Frontalunterricht nichts an Beliebheit verliert?
teacher - am Samstag, 8. April 2006, 20:22
Energy_7 meinte am 16. Apr, 13:38:
frohe Ostern,
wünsch' ich dir und deinen Lieben, energy_7