energy_7 (Gast) meinte am 31. Mär, 09:09:
ich hab' auch die Erfahrung
gemacht, dass das Ansprechen in vielen Fällen direkt eher negativ wirkt und genau das Gegenteil davon als sehr entlastend empfunden wird. Allerdings kenne ich mich mit der Thematik noch zu wenig aus (auch wenn ich schon 3 Fachbücher dazu eingebunkert habe, aber ich derzeit an etwas komplett anderem dran, inhaltlich). Ich hab' aber gehört, dass es sehr oft dabei auch um sehr belastende Beziehungen innerhalb der Familie geht (nicht immer, aber oft), insbesondere Beziehung zur Mutter bei Frauen. Aber ich kenne persönlich auch einen ganz anderen Fall, doch darüber darf ich nichts schreiben. Man darf nicht vergessen, dass bei der Essbrechsucht die schlechten Gefühle ja mehr oder weniger gegen sich selbst gerichtet sind, denn man verletzt sich ja selbst damit und trägt es nicht so sehr nach aussen. Daher leiden auch so viele Frauen oder Mädchen darunter, da sie Rollenklischeebedingt so erzogen wurden - ob von Familie oder Gesellschaft, ist in dem Fall egal...
teacher antwortete am 31. Mär, 13:00:
Exakt, die Mutter-Tochter-Beziehung dürfte hier im Vordergrund stehen, aber das Modelimage und die Schönheitszwänge spielen mit. Sie kennt die Gründe ihrer Probleme und spricht sie auch an, aber sie ist überfordert, die schulischen Ansprüche mit den familiären und ihren eigenen persönlichen zu bewältigen. Abnehmen als Hilfeschrei. Sie hat aber ein intaktes Gesprächsverhältnis zu Eltern, Freunden, Lehrern etc. und braucht primär Bestätigung, deswegen möchte ich sie nicht zur Therapie "abschieben".
Nachtblau antwortete am 31. Mär, 14:06:
Wenn das was du jetzt schreibst der Wahrheit entspricht, wäre das Mädchen aber ein typisches Beispiel für Magersucht. Mit der Bewältigung von schulischen, familiären etc Problemen hat sie Schwierigkeiten, also sucht man sich ein Betätigungsfeld, wo sie wirklich alles selbstständig unter Kontrolle haben kann, und das ist das Gewicht, wenn sie nix isst nimmt sie ab, wenn sie was isst nimmt sie zu.
teacher antwortete am 31. Mär, 14:44:
Widerspricht sich das nicht? "Sucht"-Gefahr würde ich hier nicht vermuten, weil sie es ja unter Kontrolle hat. Ausserdem überlagert sich hier die allmähliche Gewichtsreduktion, um ihr Idealgewicht zu finden (sie war vor 2 Jahren noch mollig).
lillibet (Gast) antwortete am 31. Mär, 19:23:
aufpassen muss man schon.
da geb ich frau lichtblau recht. vorsicht ist angebracht. wenn sie familiäre, schulische oder was auch immer für probleme über die ernährung und das essen austrägt, sollte man dranbleiben. aber wie gesagt - mit maß und ziel - denn sonst bewirkt man schnell das gegenteil und das mädel verschließt sich wie eine auster. es ist schön, dass sie in ihnen eine vertrauensperson hat. ich hatte das während meiner schulzeit nicht, ja nicht einmal heute. das ist, denk ich mal, sehr wichtig. und solange sie offen bleibt und bereit ist zu reden, ist das sicher nicht das schlechteste zeichen.krass, womit sich lehrer heute auseinander setzen müssen. ob da die uni gut drauf vorbereitet?
Nachtblau antwortete am 31. Mär, 20:21:
Nein.
teacher (Gast) antwortete am 1. Apr, 21:13:
Ich kritisiere die Lehrerausbildung gerne und heftig - aber hier wäre auch die allerbeste pädagogische Uni überfordert. Falls es sich nämlich um ein Krankheitsbild handelt (ich will es nicht annehmen), dann sind dafür medizinisch-psychologische Spezialisten zuständig. @ Vertrauensperson: Ich unterrichte das Mädchen seit vielen Jahren in unterschiedlichen Fächern. Ich war mit der Klasse auf Sprachintensivwoche, wir haben viele gemeinsame Veranstaltungen mitgemacht - da lernt man einander (gezwungenermaßen) ziemlich gut kennen. Kartenspielen, Shoppen, Fotos austauschen, Texte lesen und verbessern ... oft unternimmt (spricht) so ein Lehrer mehr mit den Kindern als die Eltern. Das sollte man nicht unterschätzen!
energy_7 (Gast) antwortete am 1. Apr, 23:46:
das kann' ich nur unterschreiben:
"oft unternimmt (spricht) so ein Lehrer mehr mit den Kindern als die Eltern. Das sollte man nicht unterschätzen! ". Das kommt nicht nur im Club der toten Dichter 'rüber (wenn auch poetisch und in 99 % der Fällen nicht wahrheitsgemäss), aber es gibt sie noch, die netten Lehrer, bzw. die Funktion einer erwachsenen Bezugsperson, von der man lernen kann, als eine Art "Elternersatz". Auf der einen Seite traurig, dass es so weit kommen muss, auf der anderen Seite bin ich dankbar für Menschen, die das (sich) noch (an)tun, ein bisschen "persönlich" zu nehmen (trotz des gegebenen und notwendigen Abstands). Abgesehen davon bin ich aber ohnehin der Meinung, dass man von so gut wie jedem Menschen etwas lernen kann (sogar von Kindern, manchmal) und die Erfahrung zeigt ohnedies dass natürlich Jugendliche ohnehin eher wenig zu ihren Eltern gehen als zu Freunden oder anderen, vertrauensvollen Menschen. Umso besser, wenn das halbwegs gute Vorbilder sind (perfekte Menschen gibt es ohnedies nicht). Und natürlich sind da die erwachsenen oder etwas erfahreneren Vorbilder erwünschter (kann auch ein älterer Freund oder eine ältere Freundin sein oder ältere, jugendliche Verwandte wie Geschwister oder Cousins, etc...). Lernen am Modell, ganz einfach. Was das Unterrichten selbst betrifft, so kenne ich mich natürlich so gut wie überhaupt nicht damit aus, weil nicht mein Fachgebiet, ausser die paar Male in denen ich selbst unterrichtete, oder Gruppen leitete. Ich denke, mit dem Unterrichten, wie mit dem Helfen, oder Kochen oder Sprachen Lernen ist es ähnlich: Die meiste Erfahrung + die grössten Lernfortschritte macht man in der Praxis. So lernt man, was man anwenden kann und was nicht und dass nicht jede Situation gleich ist. Möglicherweise sollte ich auch in die Politik gehen - nun habe ich viel geschrieben und doch nicht viel gesagt *gg*. Aber im Hintergrund läuft ein spannender Film - gn8 ^^ !
teacher antwortete am 2. Apr, 17:56:
Musste beim Lesen lachen - das Ende war so selbstkritisch realistisch, wie ich es bei ehrlichen Schülern so mag.War der Film OK?
energy_7 (Gast) antwortete am 2. Apr, 18:14:
*g*
ja, der Film war o.k. ;-). Altbekannt und dämlich (star wars, episode 4 auf DVD "Nein...., ich BIN dein Vater !" ^^ ;-) ), aber seeeeehr unterhaltsam (as usual).