stef (Gast) meinte am 22. Mär, 19:19:
also,
ob ihr es glaubt oder nicht ... aber ich hätte an solchen aufgaben meines spaß. habt ihr schon einmal einen programmsyntax durchstruktuirert oder logische schaltungen aufgebaut ?! da muss man durchaus abstrahieren können, um eine lösung zu finden. mich haben damals analysen in deutsch gefrustet, in denen ich mich in die gefühlslage sonst welcher menschen hineinversetzen musste. hohe mathematik ist nunmal abstrakt.
teacher antwortete am 22. Mär, 20:33:
Verstehe. Es gibt in jeder Klasse eine (eher kleine) Zahl an "abstrakten Mathematikern", die auch ihr Recht auf Förderung haben. Sie finden an den TUs etc. Superstudienbedingungen.Die Mehrheit aber möchte lieber verschont werden und ist mit den praktischen Seiten der Mathematik (z.B. Zins-, Prozentrechnungen) ausreichend gefordert.
stef (Gast) antwortete am 24. Mär, 16:28:
3+3 = 6 (juhu, ich kann rechnen)) ?!?!
das wäre aber höchst ungerecht!a) es wäre etwas spät, wenn man erst zum studium mit derlei mathematik beginnen würde
b) dann müsste man auch den deutschunterricht aufs geringste anforderungsniveau reduzieren (z.b. briefe schreiben, rechtschreibung, etc.)
c) ich hätte mich im mathematikunterricht seeeeehr gelangweilt (prozentrechnung ... aaaaargghhhh!!!)
d) man würde den heranwachsenden etwas grundlegendes und wundervolles vorenthalten: die schönheit der schlichten logik! ich kann mich an dieser nüchternen logik gar nicht genug erfreuen und entdecke sie doch in unterschiedlichster form (kunst, musik, technik) immer wieder neu.
außerdem:
das was sie hier als "praktische seite der mathematik" darstellen, ist langweiligstes "rechen-zeug" ... ebenso könnte man den deutschunterricht auf grammatik und rechtschreibung reduzieren. echte mathematik beginnt erst da, wo zahlen hinderlich werden.
von einem gymnasium erwarte ich schon etwas mehr als praktische lebenshilfe (einkaufslisten und kreditverträge überprüfen)...
teacher (Gast) antwortete am 24. Mär, 16:54:
Genau so argumentieren Leute, denen Mathe in die Wiege gelegt wurde.Aber ich kenne (primär) Mädchen, die Medizin oder Jus studieren wollen, und jahrelang am Rande des Nervenzusammenbruchs herumrechnen müssen.
Deutsch (und Sprachen u.a.) braucht jeder, die hochspezifischen Funktionen und Intergrationen etc. hingegen quälen die meisten Schüler sinnlos!
P.S.: Ich habe Mathe oder Physik eigentlich gemocht!
dawnrazor (Gast) antwortete am 12. Mär, 18:46:
Ich denke,
zwischen 'Mathe braucht keiner' und 'Abstraktion ist alles' gibt es noch ein weites Feld, in dem wir uns eigentlich bewegen. Natürlich braucht jemand, der Medizin studiert oder freier Journalist wird, keine Integrale oder Statistik. Ich erfahre den Schülerfrust täglich, da ich selbst dank des Zentralabiturs (alle müssen Mathe schreiben im Abitur, auf gleichem Niveau) gezwungen bin, Schüler trotz besseren Wissens bis zum Abschluss zu quälen. Besser wäre allemal eine vernünftige Grundbildung, die aber nicht bei Prozent- und Zinsrechnung aufhören kann. Denn das würde tatsächlich in etwa einem Niveau einfacher Rechtschreibung in den Sprachen entsprechen. Klar, da könnten wir auch aufhören, denn Hemingway oder den Faust braucht auch keiner!
Im Ernst: ich liebe den Faust, lese leidenschaftlich gerne Shakespeare. Aber einen Universalanspruch hat nunmal keine klassische Disziplin. Alles wird ab einem gewissen Grad abstrakt und speziell. Nicht nur die Mathematik.
Mathematik kann nicht beim einfachen Rechnen stehenbleiben, das Schulen logischer Strukturen ist für jeden von gewissem Nutzen.
Doch, um zum Känguru-Wettbewerb zurück zu kommen: Es wäre tatsächlich an der Zeit, Mathematik moderner zu unterrichten. Bodenplatten zu verlegen, Flüsse zu vermessen und Erbsen zu zählen ist weder spannend noch zeitgemäß. Gerade Aufgaben aus der Physik haben es den meisten Kollegen sehr angetan, mir und meinen Schülern nicht! Leider entspricht diese Art der Aufgaben aber genau der Mathematik-Lobby und ich als Lehrer kann den Schülern lediglich mein Verständnis ausdrücken.
Es wäre wünschenswert, dass der Mathematik endlich ihre rechtmäßige Position zukommt: Als eine Disziplin unter vielen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
teacher antwortete am 12. Mär, 21:08:
Gut, das zu hören.Mir fällt auch auf, dass unserer hardcore-Mathematiker keine Sekunde für didaktische Abwechslung sorgen: Beispiele an der Tafel und im Heft rechen. Aus. Nur wenige bemühen sich, ihre hehre Wissenschaft interessant zu machen.
Dabei habe ich sie gerne gehabt, weil ich einen verständnisvollen Lehrer genossen habe.