bonanzaMARGOT meinte am 25. Apr, 14:35:
offensichtlich werden nicht nur die schüler doofer, sondern auch die lehrer, die dozenten an den unis, die professoren ...irgendwie seltsam. da ich nicht glaube, dass diese entwicklung aus der zukunft kommt, muss sie wohl oder übel von denen (mindestens zum teil) verursacht worden sein, die sie heute beklagen und anprangern.
oder man glaubt an sarrazin, der die genvermischung dafür verantwortlich macht. es gibt einfach zu viele blöde ausländer.
oder man glaubt daran, dass es an den kernkraftwerken liegt. zeitlich könnte das doch fast hinhauen.
oder gibt es vielleicht feen, zwerge und andere zauberwesen, die sich in unsere entwicklung einmischen?
oder haben wir den scheiß am ende selbst verschuldet??
aber woher denn?
steppenhund antwortete am 26. Apr, 08:50:
Das sind große Zyklen, ...
die sich da abspielen. Wenn man in der Geschichte liest, (und ich mag an sich keine Geschichte) stellt man fest, dass es die gleichen menschlichen Eigenschaften waren und sind, die damals und heute Kriege ausgelöst haben.Und genauso gab es Zeiten, in denen die Philosophie und weitere Geisteswissenschaften aufblühten und dann wieder Zeiten, in denen der Gegenausschlag gewann.
Die Jahrhunderte vom 6. bis zu, 10. nach Christus gelten als die dunklen. Da wurde nur gehauen und gefochten und auch die christliche Religion beschäftigte sich nur mit Unsinn. (Nachzulesen bei Bertrand Russell)
Im 3. Jahrhundert n.Ch. sprach man der Frau die Seele ab. Jetzt unter dem Einfluss des Kapitalismus kann man allen, sowohl Mann als auch Frauen in der Mehrzahl die Seele absprechen. Sie wurde vom Flachbildschirm und Reality-Shows weggewaschen. Denken ebenfalls ist out.
Im Großen und Ganzen ist das eine Folge, weil es uns gut geht und wir keine wirklichen Denkvorgänge mehr leisten müssen, damit wir überleben können oder den Traum eines Lebensstandards erfüllen können.
Das Leben ist heute "vom Glück abhängig". Gewinne ich, bin ich der beste Star, habe ich für ein Jahr ausgesorgt. Der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten kann nicht durch Denken wett gemacht werden.
Wir sind heute anders als vor 60 Jahren. Es liegen zwei Generationen dazwischen. Die Bildungskluft hat sich vergrößert. Es ist nicht die soziale Kluft, welche sie verursacht. Es ist der Mangel an Erfordernis.
Ich sehe das jetzt aus erster Hand. In einem Land, das vor kurzem noch bombardiert wurde, sind die Leute freundlicher, pfiffiger und weit mehr an Bildung interessiert als bei uns.
Die Studenten sind in meinem Fach besser und deswegen habe ich jetzt dort eine Firma gegründet. Es macht mehr Spass, in diesem Umfeld Pionierarbeit zu leisten als in unserem gesättigten Österreich.
Wir selbst machen den Scheiß, ob man uns deswegen schuldig sprechen kann, steht in Frage? Sind wir schuld daran, dass wir Menschen sind? Liegt es nicht in unserer Natur, nie zufrieden zu sein? Sind wir zu dumm, zu erkennen, dass die derzeitige Form des Kapitalismus unsere Lebensenergie aushöhlt?
IST HALT EINFACH SO...
teacher antwortete am 26. Apr, 13:53:
Ich erlebe meine Umwelt auch so: satt, denkfaul, selbstzufrieden. Wir leben vom Erbe - deswegen geht es uns - noch - gut.
BIA (Gast) antwortete am 26. Apr, 15:01:
Menschen sind halt ein fehleranfälliges System. Dass wir uns eher nicht klug und weise verhalten, sondern den Weg des geringsten Widerstandes gehen, zeigt sich doch an 100.000 Beispielen. Deshalb vielleicht auch der menschliche Zug, sich ein System zu schaffen, dass einen auf Trab hält - die Religion zwingt Menschen dazu, aktiv zu bleiben statt bequem zu werden...
bonanzaMARGOT antwortete am 27. Apr, 18:32:
ein großes problem ist doch wohl, dass immer mehr qualität bei erziehung, bildung und pflege erwartet wird, aber mit schwindenden resourcen gearbeitet werden muss. der administrative kopf wird größer, während man in der praxis vor überlastung, stress und demotivation nervenkrank wird oder den büttel hinwirft.
teacher antwortete am 27. Apr, 19:04:
Ich glaube, dass höhere Qualität nicht wirklich erwartet wird, sie wird nur herbeigeredet. Der Schein, mit dem man Wahlen und Image gewinnen kann, zählt mehr als das Sein. Deshalb spielen die mangelnden Ressourcen keine wirkliche Rolle.
BIA (Gast) antwortete am 28. Apr, 15:28:
@bonanzaMARGOT
Ja, und als zusätzliches Problem sehe ich, dass die guten engagierten Leutchen - oft Frauen - in Erziehung, Bildung und besonders der Pflege selbstausbeuterisch versuchen, noch das Letzte aus sich herauszuholen, um eine gewisse Mindestqualität zu erhalten. Klasse, denken sich dann die Verantwortlichen und der weniger abgeklärte Teil der Bevölkerung, passt ja eh, funktioniert ja alles, brauchen wir nicht weiter Geld hineinstecken oder uns weiter damit auseinandersetzen. Und die Pflegekraft kriegt später das Burnout.
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Apr, 16:41:
ich komme mir manchmal vor wie das frontschwein in einem schmutzigen krieg. im hintergrund diskutieren die hohen damen und herren, die kapitalisten und offiziere über taktik, effizienz etc., und wir werden an der front verheizt, kriegen vielleicht einen orden für besondere tapferkeit ...ehrlich, ich könnte kotzen.
teacher antwortete am 28. Apr, 16:53:
Wir wissen hier wovon die Rede ist, aber warum glauben so viele unbeteiligte Menschen, dass wir nur raunzende Minderleister sind???
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Apr, 17:08:
ja, auch ich kenne diese sorte menschen, die glauben, dass wir in der pflege nur kaffeetrinken. sie kommen wohl immer dann ihre alten besuchen, wenn wir pause haben ...im ernst: vielleicht haben sie ein schlechtes gewissen, weil sie ihre eltern ins heim steckten. dummerweise passiert aufgrund des personalmangels, der ausbeutung und der permanenten überforderung wirklich manchmal gefährliche pflege ...
bei euch lehrern ist es ähnlich. ihr könnt den pädagogischen anforderungen oft gar nicht mehr gerecht werden. und schon schimpfen wieder einige über die faulen lehrer ...
ebenso kann eine unterbesetzte polizei ihren aufgaben kaum noch gerecht werden etc. etc.
man presst die menschen an der front so lange aus, bis sie nicht mehr können. und dummerweise haben gerade diese berufsstände keine große lobby in gesellschaft und politik. für viele menschen bin ich als altenpfleger doch nur ein arschputzer. wie oft höre ich den satz: "das könnte ich nicht machen ..."
tja, nur jammern hilft nichts. es müsste in den medien viel mehr offen über die mißstände berichtet werden und auch über die hintergründe. es werden teilweise übermenschliche leistungen erwartet. und dieser druck führt dann in meinem beruf dazu, dass die mitarbeiter(innen) in der dokumentation lügen. auf dem papier sieht dann alles schön und richtig aus.
teacher antwortete am 28. Apr, 17:10:
Ich sehe immer mehr Parallelen zwischen unseren Berufen!
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Apr, 17:20:
hm. erst kürzlich war die heimaufsicht bei uns. die machten druck auf die pdl (pflegedienstleitung), und die gibt es an uns weiter. meist geht es um die ordnungsgemäße dokumentation. wer gut lügen kann, kann sich in diesem beruf ganz gut durchmogeln. man darf halt kein gewissen haben. es geht um die erfüllung der qualitätsstandards auf dem papier.wenn all die, die sich diese ganze bürokratie einfallen lassen und umher fahren, um diese zu überwachen, direkt in der pflege am menschen mitarbeiten würden, wäre wirklich etwas geholfen ...
wir reden doch nur noch über qualitätssicherung und über die pflegeeinstufung der alten aber nicht mehr wirklich über die menschlichen erfahrungen mit ihnen. am liebsten wäre es diesen pflegetechnokraten, wenn ein mensch wie ein objekt zu pflegen wäre. es findet seit jahren eine schleichende entmenschlichung statt.
teacher antwortete am 28. Apr, 17:49:
... dann kommen demnächst PISA-Standards für Pflegebedürftige auf euch zu. :-)
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Apr, 18:32:
früher oder später ist der wasserkopf so schwer, dass die füße nachgeben. und was dann passiert ... bildlich rollt dann alles in den abgrund.