BIA (Gast) meinte am 5. Apr, 17:53:
Ich geb Dir inhaltlich 100% recht, den Teufelskreis Resignation -> Laufen lassen -> Frust -> Resignation usw. usw. beobachte ich verstärkt in meiner schulischen Umgebung.Die Frage ist doch, mit welcher Kraftanstrengung kann es gelingen, all die resignierten und frustrierten Kollegen an einen Tisch zu bekommen und ihnen klar zu machen, dass mit einer anfangs großen und unangenehmen Anstrengung ES UNS MITTEL- UND LÄNGERFRISTIG ALLEN BESSER GEHEN WIRD, aber nur, wenn wir gemeinsam, schnell und äußerst konsequent reagieren?
xconroy (Gast) antwortete am 5. Apr, 18:37:
Bevor man eine wie auch immer geartete Kraftanstrengung anstellt, sollte man sich wenigstens grob und besser genau im Klaren darüber sein, was man mit der großen und unangenehmen Anstrengung eigentlich meint... und warum man sich so sicher ist, daß besagte Anstrengung nur am Anfang doof ist und später quasi zum Selbstläufer wird?Denn wenn man es tatsächlich geschafft hat und alle Leuts versammelt hat (was eigentlich nicht schwer sein dürfte, es soll ja gelegentlich Konferenzen geben) und dann aber nur "äh also hauruck, irgendwie" sagen kann, dann wirkt man ein ganz kleines bißchen konzeptlos. Idealistisch und motiviert, keine Frage, aber trotzdem konzeptlos.
BIA (Gast) antwortete am 5. Apr, 22:31:
Ich glaube, dass schon das Achten auf Details Signalwirkung haben kann. Wenn z. B. ein Schüler in der Pause Papierl auf den Boden wirft und 70 Lehrer ignorieren das, während 30 ihn auffordern, das Papierl in den Papierkorb zu werfen, weil wir alle ein Anrecht auf ein ordentliches Schulhaus haben und weil wir möchten, dass das Engagement der Steuerzahler, die besagtes Schulhaus bezahlt haben, gewürdigt wird, dann kann ein papierkorbunwilliger Schüler davon ausgehen, dass er in 7 von 10 Fällen mit der Sauerei durchkommt. Je mehr Lehrer ihn auffordern, desto mehr wird es zur Selbstverständlichkeit, seine Papierln gleich wegzuwerfen, weil es eh nur Ärger bringt, den Boden zu vermüllen. Natürlich macht es keinen Spaß, ständig Schüler anzunörgeln, aber je mehr Lehrer anfangs nörgeln, desto eher werden die Papierl ordnungsgemäß entsorgt, desto eher schleift sich die Gewohnheit ein, desto weniger müssen sie später nörgeln.Das ist im großen Plan der Dinge natürlich peanuts, aber mir fielen viele Möglichkeiten ein, wo man an kleinen Schrauben dreht, um das große Ganze zu verändern (Hausaufgaben, Umgang miteinander, Pünkltichkeit, die ganzen Sekundärtugenden...).
Also, der erste Schritt wäre, zu überlegen, wie das große Ganze aussehen soll, der zweite, die konkreten (kleinen) Bereiche auszuwählen, wo wir aktiv werden wollen...denn den Umgang der Eltern mit den Kindern, die Werte, die in den Medien vermittelt werden, der Anteil von Computerzeit etc. etc.liegt sowieso kaum in unserem Einflußbereich.
teacher antwortete am 6. Apr, 10:20:
Das Fallenlassen von Müll ist ja ein gesellschaftliches Problem, schauen wir einfach in die Straßen oder in ein Kino nach dem Film. Wir haben einfach resigniert ... und Putzfrauen engagiert.P.S.: Wir haben in den Konferenzen gemeinsame Regeln erarbeitet ... aber nach wenigen Monaten geht uns die Kraft aus, diese Regeln ständig zu kontrollieren. Die Papierl fallen wieder ungestraft auf den Boden ...
teacher (Gast) antwortete am 6. Apr, 11:25:
Genau das meine ich - wie bekommt man das Kollegium dazu, dass es sich motivieren kann, auf diese Dinge zu achten? Mehr Druck seitens der Direktion? Das hat bei uns funktioniert, auch der Lehrmensch ist nicht immer nur für Einsicht zu haben.