bonanzaMARGOT meinte am 28. Feb, 10:50:
ja, ist wohl so. überwiegend ideale eltern wird es ebenso wenig geben wie überwiegend ideale schüler(innen) wie jene sarah.ach so, ja, nur die lehrer sind ideal.
Gambetti antwortete am 28. Feb, 14:35:
Was meinen Sie mit dieser flach-provokativen Aussage?
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Feb, 14:41:
Ich wollte damit die Lanze für alle normalen, nicht idealen, nicht perfekten Menschen brechen. Wohin ein gewisser Perfekionismus-Wunsch führen kann, sehen wir plastisch an der derzeitigen Guttenberg-Affäre. Ich wette, der war wie "Sarah" für die Lehrer und Profs eine Art Wunschschüler und -Student.
Ronson (Gast) antwortete am 28. Feb, 14:48:
Aber ohne die Sarahs geht es in der Gesellschaft auch nicht. Vielleicht wird Sarah mal ein Mittelständisches Unternehmen führen und dafür sorgen, das andere Menschen eine Arbeit bei ihr finden.Daher muss es auch "perfekte" Menschen geben.
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Feb, 15:02:
Ich habe nichts gegen die "Sarahs" und "Guttenbergs" dieser Welt. Mir geht es lediglich um die Durchsetzung einer gerechten Bewertung. Es kommt mir doch leider so vor, dass die "Sarahs" dieser Welt nicht nur aus eigenem Vermögen besser abschneiden. Wenn sie dann auch noch begabt und anpassungsfähig sind, ist eine Karriere beinahe sicher. Als Lehrer und Pädagoge würde ich also versuchen, die Benachteiligten zu stützen, und nicht auch noch eine Bevorteilung durch mein Verhalten zu verstärken - was wahrscheinlich das Bequemste ist.
teacher antwortete am 28. Feb, 15:23:
Bei den "idealen Lehrern" muss ich einfach grinsen, schließlich sind wir ja (oft) auch Eltern ... und mit diesen Sorgen beschäftigt.Über meine "Sarah" lasse ich gar nichts kommen - sie ist nicht perfekt, fachlich eher mittelmäßig, aber hilfsbereit und freundlich. Und so bin ich dann auch.
Freundlich zu den Benachteiligten und gleichgültig gegenüber den Hilfbereiten - diese übermenschliche Größe habe ich nicht und halte ich auch nicht für pädagogisch wertvoll.
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Feb, 16:27:
Ich kann ja als Leser leider nicht erkennen, wie die Situation wirklich ist. Meine Meinungsäußerung ist also von meinem beschränkten Verständnis abhängig. In diesem Falle kam mir die "Sarah" einfach zu "guttenbergisch" weg. Entschuldigung.
BIA (Gast) antwortete am 28. Feb, 17:36:
@bonanzaMARGOT
Die "Guten" Schüler wie Sarah kommen sowieso zu kurz, also keine Sorge. Sie machen ihr Ding, sind unproblematisch und das entlastet uns soweit, dass wir die "Benachteiligten" von der 5 auf die 4 Minus hieven können. Wir sind - mit wenigen Ausnahmen - nicht soweit, dass wir die wirklich guten, begabten, "perfekten" Schüler gebührend fördern können.
teacher antwortete am 28. Feb, 17:50:
@bonanzaMARGOT:Stimmt. Aus der kurzen Beschreibung lässt sich vieles nicht ausreichend einordnen. Deswegen mag ich diese Kommentarfunktion, wo man sich sehr schnell kurzschließen kann. Entschuldigung ist gar nicht nötig :-))
@BIA:
Sarah kann so freundlich und hilfsbereit sein, weil sie fachlich nur mittelmäßig ist. Die wirklich Guten müssen ihre Qualitäten verstecken, sonst werden sie in unseren Klassen richtig fertig gemacht. Habt ihr das Problem auch?
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Feb, 17:54:
In erster Linie stände vielleicht an, die Lehrer zu fördern. Als ich zwischen 1968 und 1982 Schüler war, lernte ich hauptsächlich Lehrer(innen) kennen, die entweder Fach, Pädagogik oder beides nicht beherrschten. Bis heute dürfte sich nicht viel an diesem Missstand geändert haben, wenn man mal ehrlich ist.
Aber natürlich hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus.
Ich will damit nicht die Bemühungen vieler Lehrer klein reden. Es geht um den Mut, endlich Entscheidendes an dieser Tretmühle Schule zu ändern! Ich höre viel zu wenig (offenherzige) Selbstkritik ...
Von oben, also vom Kultusministerium, kommen doch eh keine Innovationen, welche das Verständnis zwischen Lehrern und Schülern besser befördern.
Also!
Ihr erinnert euch vielleicht an "The Wall" von Pink Floyd.
Wenn ich diese tolle Musik höre, frage ich mich oft: Was hat sich eigentlich seitdem (zum Besseren) verändert??
BIA (Gast) antwortete am 28. Feb, 18:07:
@bonanzaMARGOT
Ein entschiedenes JA zu allem, was Du sagst. Es ist unglaublich mit welchen Defiziten in der Ausbildung man auf Schüler losgelassen wird. Viele dieser Defizite baut man durch Erfahrung ab, aber dann läuft man in Gefahr, in einmal angelernten Routinen steckenzubleiben (zumal der Zeitdruck groß und die Zeit zu reflektieren gering sind).
Darum:
- Supervision!!!
- kleine Lehrerteams, die einander vertrauen, gerne zusammenarbeiten und sich gemeinsam immer wieder nach vorne pushen. Und für diese Lehrerteams Zeit zur Zusammenarbeit (also z. B. gemeinsame Freistunden).
@teacher:
nicht mehr so. In der Mittelstufe ist "Streber" noch ein Schimpfwort, aber nach Klasse 9 ernten die meisten, die gut in der Schule sind, Respekt. Wir sitzen aber in einem sehr leistungsorientierten, gutbürgerlichen Umfeld, das von seinen Kindern viel erwartet.
teacher antwortete am 28. Feb, 18:30:
@BIA: DAs ist meine größte Sorge an meiner Schule. Ich habe in jeder Klasse 2-4 hochbegabte Kinder, die völlig im normalen schulischen Unlustgetue untergehen. Niemand traut sich gut zu sein, das macht mich fertig.@bonanzaMARGOT:
Danke für die klare Aussage: Wir brauchen Lehrerförderung. Natürlich haben wir einen Haufen Defizite, die wir rucksackartig herumschleppen und nicht bewältigen. Und dann auf den Köpfen der Kinder ablagern. Ich versuche hier einige aufzuzeigen. Aber selbst die besten LehrerInnen in meiner Schule schütteln täglich den Kopf, weil sie an ihren Arbeitsbedingungen scheitern müssen.
bonanzaMARGOT antwortete am 28. Feb, 18:43:
So ist es. Auch ich in der Altenpflege (seit fast 30 Jahren) verzweifle am System ...Es wird uns nicht ermöglicht, das Wissen, welches wir in der Ausbildung lernten, in der Praxis umzusetzen.
Stattdessen wird von fast allen Seiten geheuchelt.
Störenfriede, die die Wahrheit benennen, werden isoliert ...
BIA (Gast) antwortete am 28. Feb, 19:43:
@teacherJa, mit dieser "ich-muss-cool-sein-und-muss-die-Existenz-meiner-Gehirnzellen-geheimhalten"-Haltung verlieren wir so viel Potential.
Ich bin mir nicht sicher, wie sehr die Schule da von sich aus die Stimmung leistungsfreundlicher (oder auch Leister-freundlicher) machen kann, wenn nicht das gesamte Umfeld mitzieht. An teuren Privatschulen funktioniert's ja auch: aber da ist wohl das Umfeld der meisten Schüler leistungsorientiert. Was meinst Du, können wir da als einzelne Schule einer Null-Bock-Haltung effektiv gegensteuern?
(Ich bin auf keinen Fall die Amy Chua unter dem bayerischen Lehrpersonal, aber keine guten Leistungen in der Schule = Startnachteil für unsere Schüler bei Ausbildung & Studium.)
teacher antwortete am 28. Feb, 20:48:
Ich versuche es in meinem Bereich: Wissen = cool. Wenn genug Lehrer mit genug coolem Wissen mitmachen, dann geht es. Mit Lehrplänen und Standards und PISA etc. gehts nicht, fürchte ich - das erleben wir als Druck ohne Sinn.
steppenhund antwortete am 1. Mär, 07:34:
PISA ist nicht Druck. Es ist einfach ein Messinstrument. Die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, mögen Druck bedeuten. PISA sorgt für Schlagzeilen und dafür, dass Politiker auch von anderen Themen ablenken können.Prüfungen sind notwendig, irgendeine Benotung auch. Falls nicht, so gehört jeder Sporttrainer, der irgendwann eine Stoppuhr in die Hand nimmt, standesrechtlich erschossen. Und dazu sämtliche Sportler, die trainieren. Und die Leute übergeben wir ihrer Langeweile, wenn sie neben dem Bier keine Ablenkung mehr im Fernsehen mit der Sportsendung sehen.
Denken ist auch eine Disziplin, die geübt werden muss.
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Ich habe immer ein sadistisches Vergnügen erlebt, wenn ich von durchaus klugen Leuten herausgefordert wurde, mit ihnen eine Schachpartie zu spielen. Weil sie klug waren, dachten sie, dass sie eine Chance hätten. Ich behaupte, dass ich auch heute noch jeden schlage, der noch nie eine Turnierpartie gespielt hat. Und ich spiele seit Jahren nicht mehr. (Zur Erklärung: eine Turnierpartie bedeutet extremen Druck: Adrenalinausstoß pur und Gewichtsabnahme bis zu 2 kg pro Partie. Ist allerdings nur eine am Abend, die 5 Stunden dauert.)
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@teacher: sich nicht trauen, gut zu sein, ist ja eine Folge der Vereinheitlichung. Wenn Schulen auf Teufel komm raus zusammengelegt werden und der Coolness-Faktor von den Mittelmäßigen bestimmt wird, trifft das zu.
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Aber in Wirklichkeit sind es nicht die 4, die gut sind sondern die 80% der Mittelmäßigen, die auch gut sein könnten, die es nicht cool finden, gut zu sein.
Und da spielen die Erwachsenen mit, die den Elite-Gedanken verteufeln. Statt dessen hofieren wir heute eine Elite a la KHG, Meischis etc. "Du, das musst Du mir noch einmal ganz genau erklären, da bin ich supernackt!" Wichtig ist es, dass man gut aussieht und mit der Mode geht.
Und 70% der Deutschen finden es ganz normal, dass eine Dissertation erschlichen wird. ES SIND NICHT DIE KINDER, es sind die Erwachsenen, die aufgehört haben, Qualität und Ehrlichkeit zu schätzen.
Ich arbeite in einer Branche, wo uns die Inder konkurrenzieren. Und unser Nachwuchs hat da überhaupt keine Chance mehr.
Aber dafür haben wir auch keinen "Druck" mehr, weil der ja schlecht ist.
teacher antwortete am 1. Mär, 08:48:
Zunächst ist PISA nur ein Messverfahren - daraus wird aber ein Steuerungsmechanismus. PISA gibt uns allmählich vor, was wir wann lernen sollen. Ende der Individualisierung und Kreativität.Ja, natürlich sind es wir, die Erwachsenen, die das Wissen und Lernen zur Untugend gemacht haben. Nur bei den Kindern spüren wir es, dabei sind sie besser gebildet und schlauer/flexibler als die meisten Erwachsenen - bloß werden die nicht mehr getestet und geprüft.
Das fürchten wir: Die Studierenden (die Elite) in China und Indien sind nicht nur besser ausgebildet, sie sind auch hungrig und in großer Zahl vorhanden. Billiger sind sie auch. Warum sollte ein Weltkonzern bei uns Arbeitsplätze schaffen?
Aber bei uns zählt es mehr, auch die Schwächsten zur Matura zu schleppen als die Stärksten zu fördern. Bloß darf man das nicht laut sagen, sonst gilt man als Asozialer (Lehrer).
steppenhund antwortete am 1. Mär, 09:22:
Note 1^:) Sinnerfassendes Lesen: mein Kommentar wurde hervorragend interpretiert und verstanden.Ich stelle bei mir einen kurzen Eintrag ein, der vielleicht an der Wurzel rührt.
bonanzaMARGOT antwortete am 1. Mär, 10:28:
letztlich ist`s doch wurscht, ob ich abi/matura habe oder nicht, wenn ich danach keinen job bekomme. die schule sollte nicht nur wissen eintrichtern, sondern verstärkt auf die berufs- und erwachsenenwelt vorbereiten.
das land braucht selbstbewusste junge menschen, die die fähigkeit entwickelt haben, ihr leben mutig und einigermaßen zielbewusst anzugehen.
motivation muss da ein großes thema sein. lustlose jugendliche scheißen auf alles. irgendwer sagt ihnen, dass sie sowieso keine chance haben. und wenn man ihnen z.b. durch pisa auch noch zu verstehen gibt, dass sie blöd sind, dann muss man sich nicht wundern, wenn sie darauf trotzig reagieren und sie sich noch mehr zurückziehen.
mit den chinesen sollten wir uns nicht vergleichen.
das führt zu nichts, wenn man immer zu denen schielt, die angeblich besser sind. jeder muss erstmal lernen sich wertzuschätzen, wie er ist: mit seinen schwächen und seinen fähigkeiten sowie begabungen ...
wir wollen doch glückliche menschen! diese aussortierungspraxis, die aber viele erleben, schafft nur frust und ängste.
nur wenige menschen sind diese ellenbogentypen, die schon ihren weg machen werden. diese idealschüler gibt`s. okay. schön. das liegt auch oft am elternhaus.
aber sehr viele haben eben nicht dieses selbstbewusstsein und ein ideales elternhaus, und diese jungen menschen sind vorallem auf eine gute pädagogische begleitung in den schulen angewiesen.
steppenhund antwortete am 1. Mär, 10:46:
Das ist die Gretchenfrage: können Lehrer noch etwas reparieren, was die Eltern nachhaltig beschädigt haben?Meines Erachtens ist das eine Aufgabe der Politik, das entsprechende Bewusstsein zu schaffen. Aber da sind wir in Österreich ganz schlecht aufgestellt.
Was die Chinesen angeht: es geht nicht um den Vergleich sondern lediglich um die Aussage, dass wir übrig bleiben werden, wenn wir nichts tun.
Die Ausage: "man kriegt eh keinen Job." gewinnt für mich langsam den Charakter einer Ausrede oder eines Teufelskreis.
Persönlich verwehre ich mich gegen die im Raum stehende Unterstellung, dass nur Ellenbogenmenschen ihren Weg machen.Ich kenne genug zufriedene Menschen mit gutem Job, die nicht zu den Ellenbogenmenschen zu rechnen wären. Ich würde sogar sagen, dass mein Chef deswegen selbstständig ist, weil er sich nicht einem Ellenbogenmenschen unterordnen will.
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Ich denke, dass es die Aufgabe der Lehrer ist, den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas verstehen und beherrschen können. Dann stellt sich das Selbstwertgefühl von selbst ein. Aber das setzt auch Selbstwertgefühl der Lehrer voraus. Aus diesem Blog lässt sich herauslesen, dass dieses von einigen Seiten angenagt wird, und das dauernd.
bonanzaMARGOT antwortete am 1. Mär, 11:48:
insgesamt ist freilich alles differenzierter zu sehen, steppenhund.mit ellenbogenmenschen meinte ich eben jene, die geistig, charakterlich, konstitutionell und von ihrem elternhaus her einfach die besten voraussetzungen haben, um ihren weg zu machen.
und nicht jeder, der nicht zu dieser gruppe gehört, ist ein verlierer.
auch gibt es jene, die mit unlauteren mitteln nach oben stürmen ... (guttenberg tritt heute zurück).
der lehrer sieht die menschen. hoffentlich sieht er sie - und nicht nur deren potentiale, welche sich in noten und zeugnissen widerspiegeln.
mir geht es um die wertschätzung des jungen menschen, auch wenn seine leistungen (warum auch immer) schlecht sind.
nein, die lehrer können schwere defizite, die im elternhaus passieren, nicht ausgleichen - aber sie können ihnen entgegenwirken, z.b. durch die stärkung des selbstvertrauens eines problembelasteten jungen menschen.
die aufgabe der politik ist es, meiner meinung nach, wiederum die lehrer, pädagogen und sozialarbeiter zu unterstützen, nicht zu vergessen die eltern.
bonanzaMARGOT antwortete am 1. Mär, 11:53:
umgekehrt:
auch die eltern können nicht alle defizite, die in den schulen passieren, ausgleichen.