timanfaya meinte am 17. Feb, 15:44:
als vater eines 16 monate alten sohnes setze ich mich gerade sehr mit diesen themen auseinander. um nicht einen roman zu schreiben versuche ich es mal in schlagwortartigen stichpunkten. 1) unsere jugend ist zu nichts mehr nutze. falsch. und ich kann's auch wirklich nicht mehr hören. in meinem bekanntenkreis der zu 50% noch aus alten schulfreunden besteht reden wir unter der hand immer über die älteren kinder (max. 18 jahre alt). unter der hand, weil es uns allen fast peinlich ist, wie lieb und sozial angepaßt die alle sind. schlimm. wir hingegen haben während der abizeit in richtung drogen, alkohol, sex und leistungsverweigerung echte exzesse gefeiert. wie das mit "unseren" kindern passieren konnte ist uns ein rätsel, wir haben unsere eltern damals definitiv in den wahnsinn getrieben.
2) das hooligans argument ist so ziemlich das beschissenste, was ich je zu dem thema gehört habe. ich erkenne durch beobachtung an einem jungen kind sofort, wie es erzogen wird. kinder machen nun mal alles nach. ein kumpel von unserem kleinen belehrt ihn immer mit erhobenen zeigefinger. der grund: der bekommt zu hause immer ziemlich viel mecker, und das nach meiner sicht auch zu harsch. mit dem schlagen verhält es sich ähnlich. und ich befürchte, von 100 sexualstraftätern haben im schnitt etwa 99% keine gewaltfreie jugend erlebt.
3) wo die gemüter hochkochen, steht selten ein festmahl an. ich würde sagen: das gesamtthema ist inzwischen medial angebrannt. ich bin sowohl anhänger einem teil der meinungen von michael winterhoff (der als medialer hardliner diesen ami drill seargent übrigens zutiefst ablehnt) als auch vom gesamtansatz von jesper juul. auf dem bildschirm paßt das nie zusammen, aber wenn man das mal im kopf verbindet funktioniert das. kinder brauchen regeln, aber keine prügel und keinen drill. unser sohn hört für sein alter erstaunlich gut und ist mit einem äußerst erstaunlich positiven selbstbewußtsein ausgestattet (was schon mal dazu führt, dass er seine eltern schlichtweg "vergißt"). das liegt nach meiner festen überzeugung allein daran, weil er uns als beziehungspartner achtet und nicht als machtausübenden vorturner, dem man irgendwann paroli bieten muss (macht erzeugt ohnmacht). jesper juul spricht in diesem zusammenhang vom kooperativen kind. ich kann seine these aus der eigenen erfahrung bestätigen. früher dachte ich immer, solche kinder wären glücksfälle, also mehr oder weniger dem zufall überlassen. wie blöd man doch manchmal sein kann, wenn die eigene erfahrung fehlt. beide autoren analysieren überwiegend "nur" die fehler und sind daher keine ratgeber (kochbuch: kind). ich empfehle die rezensionen zu den büchern, ersteres ist rein wissenschaftlich zugebenermaßen streitbar, aber ich lese das buch nun mal nicht als wissenschaftler ...
4) zur person: wenn ich eine bekannte figur nennen müßte der ich ähnlich bin so würde ich sagen "mr. spock". meine einstellung hat also nix mit jute, müsli und gutmenschentum zu tun. trotzdem darf unser kind durch gewachsene überzeugung - also ungeplant - nach wie vor in unserem bett schlafen. allein mit der aussage kann man heute schon die massen in zwei lager bewegen. dabei ist es für mich das einfachste von der welt: wo haben kleine kinder wohl im mittelalter geschlafen, damit sie im winter ohne zentralheizung nicht erfrieren?
ich habe fertig. doch 'n roman ...