konfusius (Gast) meinte am 17. Feb, 11:39:
Das ewige Rad
"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe." (Keilschrifttext aus Ur, Chaldäa, um 2000 vor Christus)"...die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat." (aus "Der Staat", Platon, 427 - 347 v.Chr.)
"Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen." (Aristoteles, Philosoph, 384-322 v. Chr.)
"...daß man die Flammen der jugendlichen Leidenschaft nur mit Hilfe der klösterlichen Aufsicht und einer strengen Disziplin besiegen könne." (Gregor von Tours, 580)
"... wenn der Knabe ... ins Jünglingsalter tritt, so hat er auch dann, weil sich dieses Alter ebenso leicht dem Bösen zuneigt, den Zügel der Zucht nötig..." (Vincent von Beauvais, um 1250)
"Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung." (Mönch Peter, 1274)
'... die immer lauter werdenden Klagen über die zunehmende Rohheit und Verwilderung unserer Jugend, besonders der erwachsenen Dorfjugend' (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1826, Abtlg. I, S. 201 - 107 [sic!] und S. 209 - 213)
"Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß bei der Schuljugend die früher kundgegebene Anständigkeit und das sittliche Benehmen ... mehr und mehr verschwinde." (Regierungsbericht, 1852)
Die Klagen der Älteren über den Niedergang der Jugend sind so alt wie die Menschheit. Und jetzt rekapitulieren wir mal im Geiste die letzten 4000 Jahre der Menschheitsgeschichte: Ist die Welt untergegangen? Sind die gesellschaftlichen Strukturen der kompletten Anomie gewichen? Herrscht seit Jahrhunderten das Faustrecht?
Nur zwei Mal haben mehrere "moderne", "fortschrittliche" und "zivile" Gesellschaften im 20. Jahrhundert die Welt an den Rand eines wirklichen Abgrundes gebracht. Und deren [massen]psychologische Grundlagen basierten nicht auf der Abwesenheit von Disziplin, Zwang, Drill und körperlicher Gewalt gegen Kinder, oder?
Die (besonders ohne nachvollziehbare Begründung ausgeübte) Macht des Einen ist die Ohnmacht des Anderen. Aus Ohnmacht erwächst nichts Gutes. Niemals.
Alles was uns Menschen auf dieser Erde bleibt, ist der Rest unser Lebenszeit. Und diese Zeit sollten wir nicht mit ungenügender Lebensqualität verschwenden. Jeder Erziehende und jeder Pädagoge hat die Aufgabe, dies für seine Schützlinge (ja, das kommt von Schutz und ist auch genau so gemeint) und für sich selbst zu meistern. Das Erdulden von Apologeten der Züchtigung und des Drills mit ihrer brachialen Brechstangenlogik gehört definitiv nicht dazu. Es wird möglicherweise interessant, wenn sich diejenigen, die Sam und Amy Chua erdulden mussten, irgendwann als Erwachsene selbst dazu äußern.
Falls jemand jetzt denkt "Ach so, wieder so ein Spät-68'er Laissez-faire-Elternteil" - weit gefehlt. In meinem Umfeld gelte ich als streng - dabei bin ich meist nur konsequent. Ich verachte die Methoden von Sam und Amy Chua trotzdem zutiefst und kann über ihre Begründungen nur lachen. Ich werde meine Kinder nicht drillen und nicht schlagen. Denn dann hätte ich als Mensch versagt.
"Achte die Jugend, du weißt nicht, wie sie sich entwickeln wird." (Konfuzius 551 - 479 v. Chr., latinisierter Name für Kongfuzi, K'ung-fu-tzu, "Meister Kong", eigentlich Kong Qiu, K'ung Ch'iu, chinesischer Philosoph)
[Alle Zitate aus: http://www.little-idiot.de/teambuilding/JugendvonHeute.pdf]
Mao-B (Gast) antwortete am 17. Feb, 13:35:
Genau!
Achte die Jugend. Sie wird dir einmal den Arsch abwischen...
timanfaya antwortete am 17. Feb, 16:08:
ich unterstütze den antrag. ich würde von meinem umfeld wohl auch eher als hardliner eingestuft. das liegt aber an meinem beruf, ich kann mir kein zaudern erlauben. und mit meiner privaten einstellung hat das nun mal garnix zu tun.was die chuas da veranstalten habe ich selber schon - in völlig abgeschwächter, westlich verweichlichter form - oft genug bei mitmenschen beobachten dürfen. daraus werden persönlichkeiten, die ihr selbstbild allein über leistung und anerkennung aufbauen. wenn so jemand krank wird, gefeuert wird oder schlichtweg die karriere nicht so zündet wie gedacht, ist das abo beim psycho onkel 'ne gemachte sache. solche menschen sind nie wirklich mit sich im reinen. die japanische gesellschaft war in den 80ern übrigens in ihren grundzügen so aufgebaut und wurde uns gerne mal als das erstrebenswerte wirtschaftliche non plus ultra verkauft, untergang des abendlandes inklusive. was da inzwischen ökonomisch draus geworden ist?! wie sich die jugend von damals entwickelt hat und zu welchen gesellschaftlichen schwierigkeiten das führte?! die geschichte hat immer recht ...
fedor (Gast) antwortete am 18. Feb, 08:30:
Wurden diese statements nicht zu einer Zeit geschrieben,in der die Hochblüte der Kultur bereits der Dekadenz zu weichen begann?Wie bei uns!
derbaron antwortete am 18. Feb, 10:29:
Fedor: Das ist eine Urban Lagend. In Wahrheit gehen Hochblüte und Dekadenz (was immer Sie darunter verstehen) immer Hand in Hand und treten zugleich auf. Ob die "Jugend schlecht" ist oder nicht, hat damit sehr wenig zu tunMit derart simplifizierten "Zusammenhängen" kann man am Stammtisch reüssieren, in einer Sachdiskussion sollten wir uns solche Platitüden aber eher sparen, denke ich.
BIA (Gast) antwortete am 18. Feb, 12:35:
Ich glaube, auch ein Bürger aus dem Goldenen Zeitalter Athens - für uns Nachgeborene deren HOchblüte - hätte auf die Frage, ob er seine Kultur für Hochblüte oder dekadent hält, geantwortet: "Naja, die Akropolis ist ja ganz toll...aber der Dreck auf den Straßen! Und die Olivenölpreise haben auch schon wieder angezogen!"Zu beurteilen, was dekadent oder "Hochblüte" ist, halte ich für sehr gewagt und sehr im Stil des moralisierenden "Ich-weiß-alles-und-kann-alles-besser-"-Historikers des 19. Jh.
fedor (Gast) antwortete am 18. Feb, 13:04:
Wenn Sie meinen,daß das ein Gerede am Stammtisch wäre,muß ich das zwar hinnehmen,stimme aber nicht bei.Gerade am Stammtisch herrscht doch die Meinung:eh alles super,wir haben genug zum Fressen und Saufen(entschuldige die Wortwahl) und im Übrigen ist eh alles halb so schlimm.Auch wenn ich das Buch SEICHTGEBIETE aus gewissen Gründen ablehne,es sind manche unangenehme Wahrheiten drinnen.