lbd (Gast) meinte am 1. Feb, 14:52:
verstummen oder hinausposaunen?
Ayse ist verstummt. Ich entnehme den Kommentaren, dass es Menschen - Lehrer - gibt, die sich darüber Gedanken machen. Auch wenn jeder eine andere Strategie hat, dem Schweigen zu begegnen - offenbar hat niemand sie gedrängt. Es ist oft schwer für uns auszuhalten, dass wir nicht wissen, was los ist, warum dieser oder jener Schüler sich gerade so oder so verhält und so rat- und hilflos zu sein. Aber umgekehrt wird es Ayse danken, dass man sie nicht bedrängt hat, ihre offensichtliche Not nicht noch vergrößert hat. Vielleicht lässt die diese Erfahrung Vertrauen fassen und ein andermal - wenn Pädagogen oder andere ihr vielleicht eher helfen können - sich Hilfe holen.Verschwiegenheit was die Angelegenheiten unserer Schützlinge betrifft ist wichtig, korrekt, wesentlich. Viel zu oft werden private Details an die "Öffentlichkeit" getragen und kommen auf unangenehmen Wegen zu den betroffenen Personen "zurück". Daher ist es - denke ich - wichtig, sich dessen bewußt zu sein und die Anonymität der Betroffenen zu wahren. Aber ich schließe mich ganz der Meinung an, dass das Studium von Fallbeispielen und die Diskussion darüber wichtig ist, um auch die eigene Lehrerpersönlichkeit weiterzubilden und so stetig besser zu werden - (das wollen doch schließlich auch alle von den Lehrern, oder?!)
Susi-q (Gast) antwortete am 1. Feb, 18:07:
Dem kann ich mich nur anschließen....
Letzte Woche war ich ziemlich schlecht drauf wegen einer privaten Sache...mein Chemielehrer merkte das sofort und versuchte herauszufinden, was mich so belastet. Ich blockte ab. Ich musste das selbst erstmal verarbeiten und darüber nachdenken. Klar das ich da in seinem Unterricht nicht richtig folgen konnte. Er verfolgte dieselbe Strategie wie teacher: er ließ mich in Ruhe. Und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Das Problem hatte sich dann relativ schnell erledigt.
...
Aber vor einem Jahr hatte ich mit einem anderen Problem zu kämpfen. Und zwar 3 Monate lang. Es war eine schwere Zeit für mich. Aber ich bloggte ab. Undi ch schwieg, wie Ayse. Auch damals ließ mir mein Chemielehrer Freiraum. Er machte sich ebenfalls Sorgen um mich und versuchte damals über Freunde etwas herauszubekommen. Aber ich war ihm unheimlich dankbar, und bin es auch jetzt noch, für die Ruhe. Es hat mir geholfen und ich habe mich nach den drei Monaten auch wieder gefangen (auch leistungsmäßig).
Mit der Zeit hat sich da echt ein großes Vertrauen entwickelt.
Wäre ich heute nochmal in der damaligen Situation, ich glaube, ich würde mich ihm anvertrauen.
Also teacher, ich bin für deine Strategie. Mit ein bisschen Zeit und Ruhe löst sich so manches Problem.
Nimmt dich so eine Situation sehr mit? Machst du dir da viele Gedanken? Wie hast du dich gefühlt?
Ich versuche gerade nach zu vollziehen wie es ihm damals ging...
teacher antwortete am 1. Feb, 18:54:
Vll. erwartest Du jetzt, dass ich mitgenommen bin, dass ein guter Lehrer mit Mitgefühl reagiert. Nein, ich versuche mit dem nötigen Abstand eine möglichst exakte Diagnose zu stellen (meist über viele Gespräche) und dann eine brauchbare Therapie zu entwickeln. Ein guter Arzt darf auch nicht mitleiden, denke ich. Aber so ausgefallene Situationen begleiten mich über Tage (und Nächte), weil ich weder das eine noch das andere schaffe. Wir besprechen das stundenlang im Lehrkörper, aber wir kommen manchmal auf keinen grünen Zweig.
Susi-q (Gast) antwortete am 2. Feb, 15:56:
Ich verstehe.Nein, erwartet habe ich das nicht, denn wenn ein Lehrer so sehr mitfühlen würden und das dann noch bei 150 Kindern, würde man ja kaputt gehen.