virtualmono meinte am 12. Dez, 14:30:
Erst wenn man begriffen hat, daß Geld und Äußerlichkeiten vollkommen unwichtig sind kann man wirklich glücklich sein. Außerdem fühle ich mich mit meinem - für die Kids - biblischem Alter von immerhin 47 Lenzen dennoch cooler und gefühlt jünger als so manch auf dem Papier 20 Jahre jüngere(r) - und kann immerhin genau das tun was mir Spaß macht und lebe nicht schlecht davon - ätsch ;-) Dahin muß die "Generation Praktikum" erstmal kommen. Und nein, ich schaue nicht fern - ich lasse mich doch nicht für blöd verkaufen *g*...
teacher antwortete am 13. Dez, 17:03:
Geld und Äußerlichkeiten sind vollkommen unwichtig?Wann und wo?
Zentralfriedhof!
:-))
steppenhund antwortete am 13. Dez, 18:39:
Relativierung
Vielleicht sollte man den Ausdruck "vollkommen" etwas relativieren. Von irgendetwas muss man ja schließlich leben.Aber es geht um Entscheidungen, die man im Leben trifft. Wenn diese ausschließlich vom Geld bestimmt sind, wird man manchmal falsch liegen.
Und bei den Äußerlichkeiten ist das so eine Sache. Wenn ich gut genug bin, ist es egal, wie ich angezogen bin. Wenn sich im Hirn nichts befindet, muss halt die äußere Schale glänzen.
Ich kann es mir mittlerweile leisten, kein Auto zu haben.
teacher antwortete am 13. Dez, 19:51:
pictoral turn
Unsere Medien und unsere Kinder haben sich von der textbezogenen zur bildbezogenen Kommunikation gewandelt - jetzt wundern wir uns, dass Lesen out ist. Natürlich ist das Aussehen umso wichtiger geworden: Wir schauen besser als wir lesen können. Und müssen daher besser aussehen. Klar.Vielleicht ist lesen einfach überbewertet?
Schlimm ist, dass auch das Zuhören verkümmert (F. Tegethoff).
BIA (Gast) antwortete am 13. Dez, 20:14:
Schön, dass Du wieder da bist, teacher.In der Wirtschaftswoche ist ein Artikel über Shopping, der sehr interessant ist - drin steht u. a., dass das Finden einer Gruppe, der man scih zugehörig fühlt und mit deren Werten man sich identifiziert, im Bereich Marken/Shopping dem Bereich Religion durchaus ähnelt. Man stylt sich, wie man früher in die Kirche ging: um eine Gemeinschaft zu haben, um sich eine Aufgabe und einen Sinn zu geben usw. usf.
Interessant, ob sich hier die älteren Schüler wiedererkennen würden?
david ramirer antwortete am 13. Dez, 20:19:
die ganze (wirtschafts-)welt ist nicht dafür vorbereitet, dass eine entwicklungskurve einen einbruch hat, dass eine leistungskurve stabil bleibt: alles muss mehr werden, besser, schneller, teurer...mit ihrer ablehnung gegenüber diesem irrsinn zeigen die schüler (wenngleich auch für die gebildeten früheren generationen auf harte und nicht leicht annehmbare art), dass sie mit diesen prognosen weder mithalten wollen noch es können... denn die katastrophe ist für sie schon da: wie viele kinder in deutschland wissen genau, dass auf sie nach der schule nur HARTZ IV wartet und dass nichts daran vorbeiführt?
wie soll jemand, der schon in der schule erfährt, dass seine ganze mühe hier ihm auch im besten fall da draussen keinerlei anerkennung bringt, motiviert sein?
dass zentrale schmuckstücke früherer zeiten wie wahrnehmendes lesen und selbstständiges entwickeln dabei auf der strecke bleiben ist ein alarmsignal, das sich seit ca. 10 jahren schon deutlich abzeichnet. aber der gesellschaft ist die "wachsende wirtschaft" wichtiger, obwohl jedem selbstständig denkenden beobachter klar ist, dass weder die ressourcen des planeten noch die mentalen ressourcen der menschen das noch lange tragen können.
die kinder sind ein spiegel, wenngleich ein unangenehmer.
aber ein präziser.
teacher antwortete am 13. Dez, 20:48:
Das Interesssante ist, dass ich in euren Kommentaren positive Aspekte dieses jugendlichen Ablehnungsverhaltens erkenne - diese muss ich akzeptieren lernen. Vielleicht ist auch das Abschneiden bei PISA gar nicht so schlecht!
david ramirer antwortete am 13. Dez, 20:53:
PISA ist doch nur ein META-Test, der kaum stichhaltigen charakter hat - bei den versuchen, im PISA-test gut abzuschneiden gehen regionale ziele völlig abhanden.in meinen augen ist PISA ein überschätzter faktor, der lehrer und schüler sinnlosem zusätzlichem streß aussetzt.
die wirklichen probleme sind globaler natur.
steppenhund antwortete am 13. Dez, 20:59:
@teacher
"Vielleicht ist Lesen einfach überbewertet?" Diese Fragestellung bringt mich auf den Gedanken, dass der Begriff Lesen vielleicht bereits bei den Erwachsenen eine vollkommen falsche Bedeutung bekommen hat.Was ist den Lesen?
Ich beantworte meine Vermutung lieber bei mir, das ist ein eigenes Thema.
teacher antwortete am 13. Dez, 21:00:
@ramierer:Im Grunde sehe ich das genau so. Wenn aber viele Betroffene darauf reagieren, muss man mitziehen - wir kommen doch nicht dran vorbei.
@steppenhund:
Da bin ich gespannt, weil ich auch so eine Vermutung habe ...
BIA (Gast) antwortete am 13. Dez, 21:17:
zu den "positiven Aspekten jugendlichen Abwehrverhaltens"
Ich glaube, dass das einiges an persönlicher Erfahrung und Meinung auf dieses Verhalten projeziert wird. Es ist doch schön, wenn die "Jugend" so malerisch gegen etwas protestiert, das man selber auch nicht goutiert - aber gegen das man selbst so schwer aktiv werden kann, nicht wahr?
Aber dass Jugend von Erwachsenen instrumentalisiert wird, ist ja nichts Neues. Statt von Eltern, die sich ihre Aufstiegwünsche durch die Karriere ihrer Kinder erfüllen wollen, hier eben von Menschen, die gerne eine gepflegte Rebellion gegen "das System" sehen möchten...
Aus meiner österreichisch-deutschen Erfahrung heraus scheint mir übrigens, dass stilles (bzw. unter-der-Bank-smsendes) Verweigerertum in Österreich mehr Tradition hat als in Deutschland - heut bin ich (leicht erschüttert) draufgekommen, dass meine megapubertären 14-jährigen Gymnasiasten eine Art inoffiziellen Wettkampf laufen haben, welcher Notendurchschnitt besser ist. Nach jeder Schulaufgabe/Note/Test wird neu gerechnet und der neue Gruppensieger ermittelt. Wow. Das in meiner österreichischen Klasse gar NIE gegangen. Offenes Interesse an Schule zu zeigen war -s chon vor 20 Jahren - sehr verpönt.
david ramirer antwortete am 13. Dez, 21:27:
@teachermanchmal denke ich, dass die ganze depression, die den erdball überzieht und in allen bereichen immer spürbarer wird in diesen sich immer mehr an intensität verdichtenden tests und meta-tests fundamentiert. wie im sport: der weltrekord muss immer wieder gebrochen werden, und sei es nur um eine kaum wahrnehmbare (und nicht wirklich ins gewicht fallende) hundertstelsekunde. es wird über fünf heranfahrende autos gehüpft um zu zeigen, wie toll und super man ist... und übernimmt sich, und das vor zeugen.
doch diese weltumspannende depression nützt der wirtschaft: unglückliche menschen kaufen mehr, sind ein kalkulierbarerer wirtschaftsfaktor. wenn nahezu alles, was einen menschen interessiert, aus der röhre im wohnzimmer kommt (und er das schon bei der älteren generation sieht), dann endet dort auch der entwicklungshorizont.
sie, teacher, tun sicher ihr bestes (einige ihrer überlegungen hier zeigen mir das), aber auch sie stecken in dem wirtschaftsgeflecht und müssen tun, was die wirtschaft erwartet, weil das auch die kinder erwarten.
einen ausweg aus dem schlamassel weiß ich - keinen.
teacher antwortete am 14. Dez, 08:21:
@ramirer: Ich suche den Ausweg ... und weiß, dass es nicht leicht wird.