Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Die letzten Wochen umweht das Raucherzimmer ein Hauch von Wehmut.
In der kalten Atmosphäre liegt lila Wolle auf einem Resopaltisch. Eine Kollegin denkt voraus, sie kauft nicht mehr in der Trafik, sie geht ins Wollgeschäft.
"Ich gebe zu, dass es eine Sucht ist. Aber wer wird denn das Rauchverbot büßen?"
"Ich nicht", sage ich.
"Na wer? ....... Die Schüler!"
Ich wundere mich, bei uns gibt es seit Jahren kein Raucherzimmer für Schüler. Sie rauchen nicht einmal mehr auf den Toiletten, das Rauchen hat seinen Reiz verloren, begehrt nicht gegen Verbote auf, es gehört zum Alltag: Zonen mit Rauchverbot akzeptieren sie wie Ausweiskontrollen vor Diskotheken.
Die wenigen Lehrer, die in den Pausen im Raucherzimmer zur Nikotinversorgung versinken, stehen vor einem Problem. Dem Direktor entkam unvorsichtigerweise ein hartes Wort bei seiner Aufklärungsaktion: "Suspendierung" für unbelehrbare Nikotinrebellen.
"Echt?"
"Angeblich kann er bis zur Suspendierung eines Kollegen gehen, wenn dieser im Schulgebäude zum Glimmstengel greift."
Da schießt er mit Kanonen auf Spatzen.
Raucher sind keine Gewalttäter, keine Vergewaltiger, keine Unmenschen. Schlechtestensfalls Suchtkranke!
"Ich brauche den Putsch, sonst werde ich unleidlich", droht eine Raucherin.
"Geh in die Apotheke", schlage ich vor, "die haben da was."
Die Nachbarin greift zu den Stricknadeln.
Tanja (Gast) meinte am 23. Feb, 21:35:
Also,
das mit den Schülern, die nicht mehr aufbegehren gegen das Rauchverbot im Schulhaus, hat schon mein Literaturlehrer (ein Achtundsechziger analog zu meinen Eltern) der Buchhändlerschule anno 1989 beklagt. Inzwischen haben wir in manchen Schulen (also nicht Unterstufe) sogar Rauchverbot auf den ganzen Schulhöfen.

Ein Raucherzimmer im Hause? Un-denk-bar. Dafür kommen 5% bekifft oder mit sonst was eingeworfen in den Unterricht. Ich habe aufgehört, dazu eine Meinung zu haben. 
teacher antwortete am 24. Feb, 12:04:
Das Verbot geht ok, weil es kein schultypisches, sondern ein gesamtgesellschafliches (gesundheitlich richtiges) Phänomen ist - selbst Italiener, Spanier etc. nehmen es ohne Radau zur Kenntnis. Ende einer Ära. Marloboro zieht nach Afrika! 
morast meinte am 23. Feb, 22:02:
Eine Freundin von mir macht gerade ihr Referendariat.
An ihrer Schule wurde jetzt auch Rauchverbot eingeführt. Das hat zur Folge, daß diejenigen, die es brauchen, sich in der Pause vor das Schultor stellen und dort rauchen, oder in den nahegelegenen Wald gehen - sowohl Lehrer als auch Schüler.

Außerhalb der Schule verfällt der Versicherungsschutz für die Schüler. Außerdem wird in Sommermmonaten erhöhte Brandgefahr bestehen. Hinzu kommt, daß überall Kippen rumliegen, weil noch für keien ordentlichen Entsorgungsmöglichkeiten gesorgt wurde.

Obige Freundin, selber Raucherin, raucht seitdem zwar weniger, doch läßt es sich nicht durch Verbote nehmen. 
teacher antwortete am 25. Feb, 11:55:
Das Abdrängen der "Suchtszene" wurde bei uns auch diskutiert. Wir wollen nicht, dass rauchende Lehrer-Schüler-Kohorten vor dem Schulgebäude märtyrerhaft oder mitleidserregend kontraproduktive Werbung betreiben.
Wir haben keine Lösung gefunden! 
mirka meinte am 24. Feb, 20:19:
Stricknadeln
haben den Vorteil, bei sachgerechter Benutzung weder für den/die StrickerIn noch für die anwesenden Mitmenschen gesundheitsschädlich zu sein ... finde ich sehr positiv :-)) 
teacher antwortete am 25. Feb, 12:53:
... und wirkt entspannend wie Nikotin.
Leider habe ich das Rauchen schon früher aufgegeben. 
mirka antwortete am 25. Feb, 13:06:
Wieso "leider"??? 
teacher antwortete am 26. Feb, 13:21:
... weil jetzt der Zwang hilfreich beim Abgewöhnen wäre. Damals musste ich mich alleine motivieren - ich bereue es aber nicht. 
wucher (Gast) meinte am 22. Nov, 16:16:
Die meisten Rauschgiftsüchtigen werden behandelt wie Gewalttäter, Vergewaltiger und Unmenschen und /nicht/ wie suchtkranke Menschen. Warum sollte man es mit Rauchern anders halten? 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma