Endlich gehören wir zur großen Welt, endlich hat auch in unserer Schule jemand ein Pornovideo aufs Handy geladen und stolz weitergezeigt.
Ein Elfjähriger, ein Berüchtigter, in der "1 F ... f wie fürchterlich".
Nun heißt es überlegen: Wie gehen wir vor?
Eine Kollegin zeigt mit zwei Fingern, wie groß das Handydisplay war: "Was kann man darauf schon erkennen?"
Früher wäre ein Aufschrei durch die Hallen gegangen, die Damen hätten die moralische Apokalypse gerochen, Maßnahmen gegen alle Sexismen der Welt gefordert und "Wehret den Anfängen!" geschrien.
Kommt ein Hardliner-Vorschlag: Wir sollten eine Disziplinarkonferenz einberufen! Also 100 Lehrer am Nachmittag versammeln, den Täter zur Rechenschaft ziehen, sprich bloßstellen, ein Urteil verkünden (schlimmstenfalls droht ihm eine Verwarnung).
Heutzutage geht es ums Deeskalieren, im eigenen Interesse.
Die Generation wächst mit Pornos auf, na und? Wir können uns die Konferenz sparen und heimgehen.
Eine mutige Stimme erkundigt sich schüchtern: "Hat den Film jemand gesehen?" Es war eine Frau, die konkret nachforscht - einem Mann hätte man voyeuristische Neugier unterstellt.
Niemand? Worüber diskutieren wir eigentlich?
Sehen Sie? Wir haben dazugelernt! Wie die modernen Eltern lassen die modernen Lehrer alles durchgehen.
Mangels an Beweisen?
Nein, es macht weniger Arbeit und erspart aufwändige Auseinandersetzungen. Die Ergebnisse dieser bequemen "Laissez-faire-Erziehung" spüren wir erst in 20 Jahren, da bin ich längst in Pension! Gute Nacht.
Ein Elfjähriger, ein Berüchtigter, in der "1 F ... f wie fürchterlich".
Nun heißt es überlegen: Wie gehen wir vor?
Eine Kollegin zeigt mit zwei Fingern, wie groß das Handydisplay war: "Was kann man darauf schon erkennen?"
Früher wäre ein Aufschrei durch die Hallen gegangen, die Damen hätten die moralische Apokalypse gerochen, Maßnahmen gegen alle Sexismen der Welt gefordert und "Wehret den Anfängen!" geschrien.
Kommt ein Hardliner-Vorschlag: Wir sollten eine Disziplinarkonferenz einberufen! Also 100 Lehrer am Nachmittag versammeln, den Täter zur Rechenschaft ziehen, sprich bloßstellen, ein Urteil verkünden (schlimmstenfalls droht ihm eine Verwarnung).
Heutzutage geht es ums Deeskalieren, im eigenen Interesse.
Die Generation wächst mit Pornos auf, na und? Wir können uns die Konferenz sparen und heimgehen.
Eine mutige Stimme erkundigt sich schüchtern: "Hat den Film jemand gesehen?" Es war eine Frau, die konkret nachforscht - einem Mann hätte man voyeuristische Neugier unterstellt.
Niemand? Worüber diskutieren wir eigentlich?
Sehen Sie? Wir haben dazugelernt! Wie die modernen Eltern lassen die modernen Lehrer alles durchgehen.
Mangels an Beweisen?
Nein, es macht weniger Arbeit und erspart aufwändige Auseinandersetzungen. Die Ergebnisse dieser bequemen "Laissez-faire-Erziehung" spüren wir erst in 20 Jahren, da bin ich längst in Pension! Gute Nacht.
teacher - am Dienstag, 16. Mai 2006, 13:07
Nein, in Nizza herrscht kein allgemeines Ausgehverbot. Nur unsere Schüler, die dort französisches Flair aufsaugen sollen, müssen bei Einbruch der Dunkelheit bei ihren Gastfamilien in Sicherheit gebracht werden.
Nizza liegt nicht in den Favelas vor Sao Paulo, Nizza ist ein schöner Urlaubsort mit mediterraner Stimmung, einer netten Altstadt mit schönen Häusern und teuren Lokalen. Nizza gehört deshalb zu den beliebten Zielorten von Sprachintensivwochen: Eine Klasse - eine Woche - volles Eintauchen in die fremde Sprache, so die Formel dieser Exkursionen.
Diese Projekte stehen und fallen mit der Qualität der Gasteltern. Da haben wir unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Unwillige, überforderte, haschende, geizige, belästigende Gastgeber kann man notfalls innerhalb einer Stunde austauschen, dafür garantiert die lokalen Betreuung.
Was wir nicht wegbeamen können?
Die soziale Umgebung. Viele Gastfamilien verdienen sich mit unseren zahlenden Schülern ein kleines Zubrot, besonders in prekären Situationen, bei geringem Einkommen, bei Arbeitslosigkeit. Diese Familien wohnen häufig in den berühmt-berüchtigten "banlieues", in den heißen Zonen, wo sich die sozialen Probleme des Neoliberalismus konzentrieren.
"Wir haben uns sowieso nicht hinaus getraut", versteht ein Siebzehnjähriger das nächtliche Ausgangsverbot. "Da lungern Typen herum, da muss ich nicht anstreifen."
Wie weit sind wir mitten in Europa gefallen? Jugendliche können Jugendliche nicht mehr treffen, um Kontakt und Verständnis aufzubauen. Jugendliche haben vor Jugendlichen Angst, ziehen sich hinter Fernseher und Computer zurück und freuen sich auf die Heimfahrt.
Wir haben unseren Nachwuchs nicht im Griff, und er beginnt darunter zu leiden.
Nizza liegt nicht in den Favelas vor Sao Paulo, Nizza ist ein schöner Urlaubsort mit mediterraner Stimmung, einer netten Altstadt mit schönen Häusern und teuren Lokalen. Nizza gehört deshalb zu den beliebten Zielorten von Sprachintensivwochen: Eine Klasse - eine Woche - volles Eintauchen in die fremde Sprache, so die Formel dieser Exkursionen.
Diese Projekte stehen und fallen mit der Qualität der Gasteltern. Da haben wir unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Unwillige, überforderte, haschende, geizige, belästigende Gastgeber kann man notfalls innerhalb einer Stunde austauschen, dafür garantiert die lokalen Betreuung.
Was wir nicht wegbeamen können?
Die soziale Umgebung. Viele Gastfamilien verdienen sich mit unseren zahlenden Schülern ein kleines Zubrot, besonders in prekären Situationen, bei geringem Einkommen, bei Arbeitslosigkeit. Diese Familien wohnen häufig in den berühmt-berüchtigten "banlieues", in den heißen Zonen, wo sich die sozialen Probleme des Neoliberalismus konzentrieren.
"Wir haben uns sowieso nicht hinaus getraut", versteht ein Siebzehnjähriger das nächtliche Ausgangsverbot. "Da lungern Typen herum, da muss ich nicht anstreifen."
Wie weit sind wir mitten in Europa gefallen? Jugendliche können Jugendliche nicht mehr treffen, um Kontakt und Verständnis aufzubauen. Jugendliche haben vor Jugendlichen Angst, ziehen sich hinter Fernseher und Computer zurück und freuen sich auf die Heimfahrt.
Wir haben unseren Nachwuchs nicht im Griff, und er beginnt darunter zu leiden.
teacher - am Dienstag, 16. Mai 2006, 09:06
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