"Ich will nur, dass meine Tochter glücklich ist."
Dieser Satz gehört zu den heikelsten, die mir mein Beruf aufbürdet. Gerne lasse ich dessen Hintertücke an meinem unsichtbaren Schild abprallen.
Bloß, dieses Mal ist alles anders. Da steht nicht ein ausgebufftes Girly, das die Naivität ihrer Mutter schamlos missbraucht, dieses Mal steht ein Mensch vor mir, der offen um das Wohl der Tochter bangt.
Oft erklingt die inkriminierte Phrase anklagend als Echo einer billigen US-Fernsehserie und fordert Milde für ein verwöhntes Frauenkind, das mehr nach Faulheit stinkt als nach Eau de Parfum.
Bloß, dieses Mal stehen Tränen in den Augen, weil das Erwachsenwerden der ganzen Familie Kummer bereitet:
Ein Mädchen, das im Schatten ihrer unbekümmerten Schwester steht, das an Übergewicht und pubertärer Figurverzerrung leidet, das jegliches Interesse jenseits emotioneller Sehnsüchte verloren hat, das Unsicherheit und Schüchternheit mit billiger Drogeriefarbe zukleistert, das über Monate Ausflüchte aus seinem deprimierenden Leistungschaos erschwindelt hat, und das jetzt vor den schriftlichen Zeugnissen seiner vergeudeten Schulzeit steht.
Schlechte Noten als Spiegelbild einer blutenden Seele!
Ein armes Wesen, eine liebende Mutter, aber beim besten Willen keine Energie zum Lernen.
Ich muss sie benoten, es ist Zeugniszeit.
Ich muss "Nicht genügend" unter ihre Leistungen schreiben, alles andere wäre gelogen.
Aber ich will, dass sie glücklich wird.
Dieser Satz gehört zu den heikelsten, die mir mein Beruf aufbürdet. Gerne lasse ich dessen Hintertücke an meinem unsichtbaren Schild abprallen.
Bloß, dieses Mal ist alles anders. Da steht nicht ein ausgebufftes Girly, das die Naivität ihrer Mutter schamlos missbraucht, dieses Mal steht ein Mensch vor mir, der offen um das Wohl der Tochter bangt.
Oft erklingt die inkriminierte Phrase anklagend als Echo einer billigen US-Fernsehserie und fordert Milde für ein verwöhntes Frauenkind, das mehr nach Faulheit stinkt als nach Eau de Parfum.
Bloß, dieses Mal stehen Tränen in den Augen, weil das Erwachsenwerden der ganzen Familie Kummer bereitet:
Ein Mädchen, das im Schatten ihrer unbekümmerten Schwester steht, das an Übergewicht und pubertärer Figurverzerrung leidet, das jegliches Interesse jenseits emotioneller Sehnsüchte verloren hat, das Unsicherheit und Schüchternheit mit billiger Drogeriefarbe zukleistert, das über Monate Ausflüchte aus seinem deprimierenden Leistungschaos erschwindelt hat, und das jetzt vor den schriftlichen Zeugnissen seiner vergeudeten Schulzeit steht.
Schlechte Noten als Spiegelbild einer blutenden Seele!
Ein armes Wesen, eine liebende Mutter, aber beim besten Willen keine Energie zum Lernen.
Ich muss sie benoten, es ist Zeugniszeit.
Ich muss "Nicht genügend" unter ihre Leistungen schreiben, alles andere wäre gelogen.
Aber ich will, dass sie glücklich wird.
teacher - am Freitag, 3. Februar 2006, 17:29
Der erste Durchgang ist vorbei, die Zwischenzeiten werden per Schulnachricht an die Eltern gemeldet. Wenn die Noten am Papier stehen, lässt der Druck auf allen Seiten nach.
"Entschuldigung, Herr Professor, wenn ich Sie mit meinen Notenwünschen belästigt habe."
"Schon gut, das ist 'part of my job' - du bist der erste, der sich dafür entschuldigt, dass er eine bessere Note verlangt als er verdient. Das rechne ich dir hoch an ..."
"Im Jahreszeugnis?"
Grinsen auf beiden Seiten.
"Entschuldigung, Herr Professor, wenn ich Sie mit meinen Notenwünschen belästigt habe."
"Schon gut, das ist 'part of my job' - du bist der erste, der sich dafür entschuldigt, dass er eine bessere Note verlangt als er verdient. Das rechne ich dir hoch an ..."
"Im Jahreszeugnis?"
Grinsen auf beiden Seiten.
teacher - am Freitag, 3. Februar 2006, 16:50