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cotopaxi

 
"Schule muss Spaß machen."

Ich lese es häufig, ich höre es oft, meist vorwurfsvoll: "Ihr seid doch lustlose Ungustln!"

"Schule muss Spaß machen", das ist eine populäre, ja populistische Forderung an die Lehrer (nicht an die Schule, den Lehrplan, die Schulbücher oder die Pädagogik als ganzes, dort wird man den Begriff Spaß nicht einfordern). Es ist auch ein Versprechen an die Kinder, eines, das praktisch nicht einzulösen ist. Die Spaßverkünder haben dabei den Vorteil, sich selbst ins Sonnenlicht kinderfreundlicher Heilsapostel zu stellen, ohne dafür Verantwortung übernehmen zu müssen:
"Liebe Kinder, seht her, wir sind die Guten. Wir gönnen euch Spaß, wir versprechen euch Wissen mit Freude. Uns könnt ihr lieb haben."
Sie nehmen andere, die Lehrer, in die Pflicht und sich selbst aus dem Spiel: "Ihr dort, macht doch mal ... aber mit Spaß!"

In Wirklichkeit nehmen sie die Kinder und deren Anstrengungen nicht ernst, sie wecken falsche Hoffnungen und prägen gefährliche Einstellungen.

Schulbeginn früher: "Jetzt beginnt der Ernst des Lebens."
Schulbeginn heute: "Lernen muss Spaß machen."

Da sitzen die Kinder fünf Stunden lang in miefigen Klassenräumen und mühen sich mit Buchstaben und Ziffern ab. Jedes Zeichen muss hundert Mal geübt werden, bis es halbwegs lesbare Formen annimmt. Spaß!

Da laufen 22 Kinder einem Fußball nach, alle wollen hinhauen, aber der Trainer lässt sie in Reih und Glied aufstellen, strecken, dehnen, warm laufen. Dann erklärt er die Taktik: Den Raum decken, den Gegner beschatten, laufen statt schießen. Spaß? Oder Erfolg.

"Schule muss Spaß machen?" Natürlich für die Kinder. Und die Lehrer? Sie werden zu seriösen Wissensarbeitern ausgebildet und sollen den billigen Clown spielen. Entertainement organisieren. Und gleichzeitig fürs wirkliche Leben lehren.

Sind die Spaßversprecher die Gefährlichen, weil sie unsere Kinder täuschen? Oder sind die Spaßverweigerer die Gefährlichen, weil sie die gleichen Kinder enttäuschen. Nur so eine von tausenden Fragen in meinem Berufsleben ...

Dazu ein Spruch aus dem Buddhismus (oder von J.M. Barrie):
"The secret of happiness is not in doing what one likes, but in liking one does."

Klostersprüche in Chiang Mai
Christian (Gast) meinte am 6. Okt, 14:42:
Freude statt Spaß?
Ich glaube schon, dass Schule unbedingt Spaß machen sollte. Das geht nur eben nicht immer kurzfristig - manchmal (dafür ist der Fußball ein schönes Beispiel) muss man sich etwas reinknien, um dann später umso größeren Spaß (vielleicht ist sogar Freude der bessere Begriff) am Erfolg zu haben - kurz gefasst vielleicht: Lieber Freude am Erfolg als Spaß im Moment. 
teacher antwortete am 8. Okt, 12:16:
OK - das gefällt mir. 
ich (Gast) meinte am 6. Okt, 14:51:
Ja, Freude...
...ist gemeint. Und dass Schule Spass machen (AKA "Freude bereiten") soll, ist auch nichts neues -- das heißt Didaktik. Die Freude am Lernen zu wecken. Das IST der Job des Lehrers (nicht des Lehrplans, der "Schule",...) 
teacher antwortete am 8. Okt, 12:17:
Da wird aber Didaktik ganz neu definiert. Und der Job der Lehrer auch! 
Simon Columbus (Gast) meinte am 6. Okt, 16:19:
Ich wollte gerade schon fragen, warum sich denn Lernen / Üben und Spaß widersprechen müssen. Aber dann ist mir mein selbsterklärter Leitspruch "ich hasse lustig" eingefallen und ich habe gemerkt, dass mein Verständnis von Spaß vielleicht doch ein anderes, nicht ganz mehrheitstaugliches ist.

Ich glaube aber, dass meine Vorredner recht haben: Es geht um Freude. Lernen sollte nicht nur auf einen fernen Abschluss ausgerichtete, mehr oder weniger erzwungene Pflichterfüllung sein, sondern Lebensinhalt

Ich muss sagen, dass ich auch schulisches Lernen durchaus als beglückend empfunden habe. Leider viel zu selten: Eigentlich nur da, wo ich eigenständig arbeiten konnte. Andere Schüler mögen andere Bedingungen benötigen. Entsprechende Lern-Räume zu schaffen wäre die Aufgabe für Lehrer. Mit Bespaßung und Clownerie hat das nichts zu tun. 
teacher antwortete am 8. Okt, 12:20:
Kinder sehen in vielen, unterschiedlichen Dingen Spaß bzw. Freude, Erwachsene auch - es ist sehr schwer, das auf einen Nenner zu bringen, selbst wenn das ein definiertes Ziel ist (woran ich zweifle). 
Susi-q (Gast) meinte am 6. Okt, 16:51:
Ich glaube Spaß am Lernen/im Unterricht/ etc. kann man nur haben, wenn das auch alle Beteiligten wirklich wollen...

Wenn ich (Mit-)Schüler sehe, die noch vor der ersten Unterrichtsstunde sagen, sie wollen wieder nach Hause, sind müde, haben keine Lust usw. dann mache ich mir schon Gedanken...
und als Lehrer solche Schüler zum Lernen animieren? Schwierig. Wenn nicht sogar unmöglich.

Außerdem finde ich sind die meisten Erwachsenen da nicht gerade ein gutes Vorbild. Theoretisch soll ihr Job ihnen doch auch Spaß machen. Und das einzige was man hört ist immer wie anstrengend die Arbeit ist, vom Ärger mit den Kunden oder dem Chef, was man alles machen MUSS...klar muss man auch Sachen tun, die einem keinen Spaß machen, aber Arbeit ist doch auch etwas Gutes...und gibt einem das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun.

Meistens übernehmen Kinder die Einstellung die sie vorgelebt bekommen...wen wundert es da, wenn viele Jugendlichen "keinen Bock" auf Arbeit haben?

An meiner Schule gelingt es den Lehrern übrigens Unterricht und Spaß zu verbinden ohne es zu übertreiben und gleichzeitig noch als Autorität ernst genommen zu werden.
Davor habe ich wirklich Respekt. 
teacher antwortete am 8. Okt, 12:21:
Das ist eine sehr realistische Sicht der Dinge - mein Alltag, wahrscheinlich auch deiner. Aber von außen möchte man völlig andere Realitäten sehen. 
Marie (Gast) meinte am 6. Okt, 17:48:
Es gibt Lehrer die können das - die Kinder für das Fach begeistern.

Mein Mathelehrer damals zum Beispiel konnte das total gut.
Mein Chemielehrer und Tutor bezeichnet sich selber als Clown.
Naja, er ist ja im gewissen Sinne auch einer. Er kann es sich erlauben, sich einen Kaffeefilter auf den Kopf zu setzen, auf den Augen aufgemalt sind. Trotzdem nimmt man ihn ernst, man lernt viel bei ihm.

Für andere Lehrer hingegen wäre sowas der persönliche Tod.
Von manchen Lehrern weiß man halt, dass sie hart und alles andere als lustig sind. Das finde ich auch okay - solange man was bei ihnen lernt. DAS ist wichtig. 
ketzerkatze (Gast) antwortete am 6. Okt, 17:57:
Begeisterung und Freude
Obige sind Geschwister - und imho erklärte Feinde des "Spasses". Der ist nämlich nur kurzfristig, kurz-weil, und flaut im Moment des Unterlassens sofort ab.

Obige aber tragen auch durch Anstrengung und Üben.

Es ist eine Sprachverrohung, anstatt "das macht mir Freude" zu sagen, es mache "Spaß". Spaß ist für kleine Kinder und für kleine Geister. Reifere Gemüter neigen zu anderem - ohne dem bitteren Ernst zu frönen. 
testsiegerin meinte am 6. Okt, 21:16:
Herr Lehrer,
Sie entwickeln sich zu einer ziemlichen "Zwiderwurz'n".
Wie sollen die Kinder Spaß am Lernen haben, wenn die Lehrer so grantig sind? 
errorking antwortete am 6. Okt, 21:41:
die politik und die wirtschaft unterstützen absichtlich die zwiderwurznschule, denn so kann man dann mit den kaputten und hörigen jungen menschen alles mögliche machen: sie zum sterben in den krieg schicken oder sie arbeiten lassen, bis man sie nicht mehr braucht und wegwirft. 
ich (Gast) antwortete am 7. Okt, 12:57:
@errorking: Was immer du geschluckt hast, nimm künftig weniger davon! 
teacher antwortete am 8. Okt, 21:23:
Tja, wer kritische Fragen aufwirft, muss auch mit Schlägen unter der Gürtellinie leben können. 
Jogurtbecher (Gast) meinte am 6. Okt, 22:00:
Freude am Lernen
Man muss glaube differenzieren:
Ein Lehrer muss Spass bringen, Spass und Freunde am Lernen, Spass daran sich Wissen anzueignen und neues zu entecken.

Leider wird eher vermittelt das er Spass in Sinne von Unterhaltung bringen soll. Spass wie eine seichte Nachmittagssoup ohne Inhalt. Schule und die Lehrer sollen amüsieren aber bloß nicht anstrengen. Das ist der Unterschied. 
Jogurtbecher (Gast) antwortete am 7. Okt, 00:41:
Verdammt
Mist, ich sollte nicht im Fieber irgendwelche Kommentare schreiben.

... Spass und Freude ... an zueignen .... entdecken... 
testsiegerin antwortete am 7. Okt, 08:13:
wäre mir gar nicht aufgefallen.
die schule ist zu defizitorientiert. ständig wird man auf fehler aufmerksam gemacht, anstatt dass auf die stärken geschaut wird. 
Jogurtbecher (Gast) antwortete am 7. Okt, 10:23:
Wäre was neues
Normalerweiße wird man sofort auf Rechtschreibfehler aufmerksam gemacht und wegen eines fehlenden Kommas disqualifiziert man sich für viele gleich aus der gesamten Diskussion.
Dies gilt nicht nur für die Schule. Es ist im Leben so, es wird nur darauf geschaut was man falsch macht (und jeder macht über kurz oder lang Fehler) und darauf stürzt sich das Umfeld dann wie Fliegen auf einen frischen Kuhfladen. Man wird über seine Fehler definiert. 
ich (Gast) antwortete am 7. Okt, 12:59:
@testsiegerin: Du hast auch ein seltsames Bild von der Schule... Nur wenn auf Defizite im Lernerfolg hingewiesen wird, kann sich der Erfolg einstellen. 
testsiegerin antwortete am 7. Okt, 14:22:
Ich hab nicht gesagt, dass man nicht auf Fehler hinweisen kann und aus Fehlern lernen kann. Ganz im Gegenteil. Man muss Fehler machen (und machen dürfen), um zu lernen. Es geht eher darum, wie man mit Fehlern umgeht.
Und dass ich eben das Gefühl hab, es wird viel mehr dort angesetzt als eben bei den Stärken, Talenten, Begabungen. 
teacher antwortete am 8. Okt, 21:27:
Die Fehlerorientierung war vorgestern: Ich lasse z.B. meine SchülerInnen wissen, dass ich Fehler sehr schätze, weil sie die besten Voraussetzungen für Fortschritte sind. Für manche Fehler vergebe ich sogar Pluspunkte, weil sie logisches Denken und Regelbeachtung signalisieren. 
Susi-q (Gast) antwortete am 11. Okt, 16:57:
"Fehler sind die besten Vorraussetzungen für Fortschritte."

Das hast du schön gesagt =)

Ich glaube das sage ich das nächste mal zu meinem Lehrer, wenn er wieder enttäuscht ist, weil ich nicht alles richtig gemacht habe... 
steppenhund meinte am 7. Okt, 13:23:
Auch: Freude statt Spass
Arbeit macht Spass und Spass kann ich nicht vertragen!
-
"Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens" habe ich zu meiner Zeit gehört. Aber es war ein interessanter Ernst.
Ich bin eigentlich gern in die Schule gegangen. Nur ein paar Professoren waren fad.
-
Aber ich sollte mich raushalten, weil ich nicht representativ bin. Vielleicht bin ich aber nicht representativ, weil ich gute Lehrer hatte.
-
Und vielleicht ein wesentlicher Unterschied. Ich hatte noch einen Heidenrespekt vor Lehrern. Bis zu dem Zeitpunkt, wenn sie sich irgendwann absolut blöd verhielten.
blöd=ungerecht, nicht nachvollziehbar, gelangweilt, ohne inneres Feuer, gerade noch ihre Arbeitszeit herunterbiegend. 
errorking antwortete am 7. Okt, 20:29:
an ich
geschluckt habe ich nix....(eine flapsige ansage, ich habe hier niemanden persönlich beleidigt)
viel eher haben unsere lehrer was geschluckt und zwar soviel das sich ein humaner mensch dabei verschluckt: lies einmal das buch von naomi klein: schocktherapie(keine verschwörungstheorie sondern alles nur fakten): dort wird bewiesen dass z. B.an den berühmtesten unis in den usa mittel der grausamen und unlogischen lehre des "nobelpreisträgers" fried!man nur das vernichten und ausnutzen von anderen kulturen gelehrt und immer weitergetragen wird.(sind in den letzten jahrzehnten millionen daran zugrunde gegangen, getötet worden)
wenn du weitere beispiele auch aus den unteren schulstufen willst, kannst du weitere faktenquellen haben. 
ich mal wieder (Gast) antwortete am 7. Okt, 22:36:
spaß ? freude ?
niveau macht spaß ! anspruch macht freude ! eine gute klassenarbeit schreiben das ist spaß pur. Tatsächlich sind die 4 Englischarbeiten im Jahr auch die 4 einzigen Englischstunden die mir positiv im Gedächtnisbleiben, da hat man was zu tun.

Dem Lehrer die Worte hinwerfen von dennen man weiß das er sie hören will (Diskriminierung, Hitler, oder spezielle Fachbegriffe je nach Fach eben) das macht keinen Spaß.

Einen Text von einer halben Seite eine Doppelstunde behandeln, kein Spaß. Eine längere Abhandlung ? Keine ahnung musste ich mich nie mit auseinandersetzten (13. Klässler)

Gruppenarbeiten, Theaterspiele, alternative Arbeitsformen... kein Anspruch -> keine freude !

fordert die Schüler (bis zum versagen durch nicht können nicht durch nichts tun) den wen ich mir sicher bin das ich kann was von mir verlangt wird werde ich es nicht machen.

Progressive Steigerung auch in der Schule, das wäre eine Massnahme für Spaß, doch viel zu viele Lehrer glauben alles vorgekaut auf dem Silberteller servieren zu müssen. Und Trotz allem, vorgekaut schmeckt eben zum kotzen !

mfg Ich 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 8. Okt, 13:27:
Erinnerung
*zurückdenk". GENAUSO hab ich mich selbst in der Schule gefühlt - gelangweilt bis zum Erbrechen, bis auf den Unterricht bei den wenigen LehrerInnen, die einen bis zum Schweißausbruch gefordert haben. Tifteln, Knobeln, Denken, Grübeln - jau, das macht deutlich mehr Freude als roboterartiges Widergeben von Einzelinformationen.

Übrigens: an der Uni gehts genauso weiter. Sei klug im Wählen deiner DozentInnen - meist sind die Achsogefürchteten die Guten, die mit Anspruch ;-) 
teacher antwortete am 8. Okt, 21:30:
@ ich mal wieder + Ketzerkatze: So verschieden sind eben die Vorstellungen von "Spaß". Mehrheitsfähig sind eure Meinungen aber nicht. 
fedor (Gast) meinte am 8. Okt, 10:35:
Spaß am Unterricht mutiert sehr rasch zum Spaß im Unterricht;und danach geht lernmäßig nichts mehr weiter.Empfehle allen:Kraus Josef "SPASSPÄDAGOGIK" 
teacher antwortete am 8. Okt, 21:35:
Die Grenze ist wirklich sehr durchlässig und es bedarf vieler Kraft und Erfahrung, Freude und Arbeit in einer Klasse zu kombinieren. 
Jochen (Gast) meinte am 8. Okt, 10:59:
> "The secret of happiness is not in doing what one likes, but in liking one does."

Achtung, hier spricht der Englisch-Lehrer:
"... but in liking WHAT one does"

Vgl. das Original Barrie-Zitat:
http://www.quotationspage.com/quote/36070.html 
teacher antwortete am 8. Okt, 21:33:
Hm, 100% Englisch-Lehrer. Danke, ich lerne aus Fehlern und freue mich über Korrekturen. 
fraufreitag (Gast) antwortete am 12. Okt, 08:29:
Spaß in der Schule...spaß ist doch wohl in der Realität ein Luxus, über den man sich freuen kann, wenn er in einzelnen Stunden in der Bildungsanstalt mal auftaucht. Dann freuen sich ja auch alle - Schüler und Lehrer. Zurerst muss man doch menschenwürdige Arbeitsbedingungen für die Schüler und die Lehrer schaffen. Diese ewige Forderung nach "Spaß in der Schule" wälzt doch nur wieder die Bildungsmisere auf den einzelnen Lehrer ab. Sollen doch die Spaß- und Freudeforderer mal an die Schulen gehen und ihre Ideen praktisch umsetzen! theoretisch kann man sich viel überlegen.
by the way -was dem einen Spaß macht, macht nicht unbedingt den 29 anderen Spaß - Schüler sind keine gleichgeschaltete amorphe Masse. 
 

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