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cotopaxi

 
balbalbalbla (Gast) meinte am 7. Nov, 19:49:
youtube ist das neue fernsehen
Ich wiederspreche: Wikipedia hat die Literatur ersetzt, Youtube das Fernsehen. Noch vor 4-5 Jahren, damals circa in der 10ten Klasse eines Gymnasiums gab es noch oft genug Wortmeldungen die als Quelle Galileo (Pseudo-doku Serie, die sich inzwischen vollständig auf XXL-Essen usw spezialisiert hat) angaben. Seltener wurden auch Tagesschau oder ernsthafte Dokus ins Feld geführt.

Neulich beschwerte sich ein Freund von mir tatsächlich darüber das er im Ethikunterricht erleben musste, wie mehrere Leute argumentierten der 11 September sei ein "von den USA inszenierter Fake gewesen" mit der Begründung:" hab ich in sonem Youtube Video gesehen. Ist vllt ein krasses Beispiel aber zeigt ansatzweise das Youtube wie "ehemals" das Fernsehen ein paar Wahrheiten und viele Halbwahrheiten verbreitet 
Stefan (Gast) antwortete am 8. Nov, 11:47:
Nichts neues
Das leidige "Es steht im Internet, also muss es war sein!" gab es früher auch schon, mit Fernsehen und Zeitung ist es genauso. Nur findet bei (den meisten) Fernsehsendern und Zeitungen ein gewisses Maß an Qualitätskontrolle statt. Wer nicht gerade Astro-TV & Co. schaut, wird vom größten Blödsinn verschont. Selbst die BILD (um mal aus deutscher Sicht zu schreiben) überspitzt und polemisiert gerne, aber sie beharrt nicht felsenfest auf abstrusen Theorien von der Landung Außerirdischer und Ähnlichem.

Im Internet galt lange Zeit ähnliches. Sicher gab es private Webseiten mit blödsinnigen Inhalten, aber sie waren der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Nahezu alle Nutzer griffen bei Recherchen auf Webseiten von Medienunternehmen, Zeitungen usw. zurück, also Quellen mit einem gewissen Mindestmaß an journalistischer Qualität. Selbst Wikipedia wird relativ streng moderiert und ist deswegen halbwegs brauchbar.

Das hat sich vor ein paar Jahren geändert, als Youtube und andere Seiten an den Start gingen. Plötzlich gab es die Kombination aus weltweiter Bekanntheit der Plattform, gigantischer Reichweite und gleichzeitig völlig unmoderiertem Inhalt oft unbekannter Herkunft.

Das Problem ist, dass sich viele dessen nicht bewusst sind. Wenn ich früher einen Bericht über steigende Ausländerkriminalität gesehen habe, konnte ich die Glaubwürdigkeit relativ einfach nachprüfen. Lag das Video auf dem Server einer seriösen Tageszeitung, war er wahrscheinlich inhaltlich korrekt. Gab es den Bericht auf Bild.de, dann waren möglicherweise einige Statistiken eher frei interpretiert worden. Wenn der Bericht stattdessen auf einer rechtsextremen Seite gehostet wurde, dann war er mit höchster Vorsicht zu genießen.

Heute finden sich das alles auf Youtube. Youtube ist bekannt und nicht "böse" wie beispielsweise eine rechtsextreme Webseite. Deshalb werden die dort gehosteten Videos von vielen als seriös eingestuft, obwohl sie es nicht sind. Youtube hat einen Vertrauensvorschuss, dem es nicht gerecht wird.

Dazu kommt dann noch, dass es auf Youtube gerade bei Themen wie den Anschlägen vom 11. September ein extremes Ungleichgewicht zwischen seriösen und unseriösen Inhalten gibt. Berichte von Fernsehsendern und Tageszeitungen sind durchs Copyright geschützt und eher selten zu finden, für weniger seriöse Urheber ist Youtube hingegen der beste Verbreitungsweg. Dementsprechend findet sich zum 11.9. dann sehr viele, aber wenig brauchbare Videos auf Youtube. Andere Themen wie Chemtrails und eine hohle Erde sind so abstrus, dass sich vernünftige Medien gar nicht erst damit beschäftigen - und gerade deshalb auf Youtube ein sehr einseitiger Eindruck entsteht, weil eben nur Befürworter dieser Thesen Videos dazu hochladen.

Letztendlich hilft wohl nur ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber "Reportagen" auf Youtube, ein kritischer Blick auf die Motive der Urheber und ein guter Schuss der vielgepriesenen Medienkompetenz. 
steppenhund antwortete am 8. Nov, 19:18:
@Stefan
ich stimme voll zu. 
teacher antwortete am 8. Nov, 21:35:
Deswegen brauche ich (meine SchülerInnen) ein moderiertes, verlässliches Youtube, ich nenne es halt tubimedia. 

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