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cotopaxi

 
Jetzt gehören wir endlich ganz dazu.

Da ich 1997 Gäste aus Frankreich zu Besuch hatte, traf es mich nicht ganz unvorbereitet. Eine Französisch-Kollegin hatte einen Schüleraustausch mit Toulouse organisiert und ich durfte die Gourmets zum Wiener Heurigen begleiten. Nach drei Stunden bei Blutwurst und Veltliner verabschiedeten mich die (praktisch) unbekannten Südfranzösinnen mit herzlichen Bussis: links- rechts - und noch einmal links.

Ein wild geküsster Lehrer - das gefiel unseren SchülerInnen ausnehmend gut.

Vor drei Jahren war ich in die feine Wiener Innenstadt geladen, eine Nichte feierte im barocken Rahmen einer sponsernden Großbank ihren Abschied vom Gymnasium: Bussi-Bussi von der Lehrerin für alle reif erklärten Jugendlichen. Auf offener Bühne. Beeindruckend, bei uns "am Dorf" war so viel grüßende Körpernähe zu den SchülerInnen noch nicht angekommen.

Im Jahr darauf, bei der Verabschiedung "meiner" Klasse, begnügte ich mich auf der Festbühne mit freundlichen Worten, einem kleinen, privaten Geschenk und einem festen Handschlag. Nach der feucht-fröhlichen Feier im Bierkeller aber konnte ich es nicht lassen: "On se fait la bise" habe ich bei den Franzosen gelernt und allen (Mädchen) vorgeschlagen. Eine Überraschung.

Das änderte sich schnell. Heuer lud mich die Verwandschaft wieder zu einer Maturafeier und ich beobachtete gespannt, wie die Klassenvorständin ihre Abiturienten ins ländliche Leben schickte: Küssend bei allen Mädchen ... und bei wenigen (auserwählten?) Burschen. Die anderen wurden mit einem warmen Händedruck zufrieden gestellt.
"Hmmm ..." dachte ich, weil mir nichts Besseres einfiel.

"Muss das sein?", dachte angewidert ein Schüler aus Ostasien, der schon beim händischen Grüßen unangenehme Nähe verspürte. Eine Kollegin überwand tapfer seinen Widerstand und drückte ihn beherzt an sich. "Pfff...."

Behaupten Sie nicht das Gegenteil - früher war alles einfacher! Man küsste (s)eine Freundin, man grüßte seine(n) Lehrer(ohne -In) ... und Chinesen wohnten in China.
Nachtblau meinte am 24. Jun, 20:45:
Ich mag sowas auch nicht, fremde Menschen brauchen mich nicht umarmen und/oder abbusseln, bäh. 
teacher antwortete am 24. Jun, 20:58:
Ich find's irgendwie nett. Aber ich habe zunehmend Probleme, mit wem und mit wem nicht. Auch mit Kolleginnen - da nimmt diese Sitte auch stark zu. 
Nachtblau antwortete am 24. Jun, 21:04:
Ich finds stark aufgesetzt, vor allem wenn mans zu allen und jedem macht 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:07:
Beim Auswählen hingegen wird es problematisch: Du bist mir's wert - du nicht. Du stehst mir nahe, du nicht.
Und SchülerInnen können sich gar nicht wehren! 
Nachtblau antwortete am 24. Jun, 21:12:
Ich geb niemandem Bussis, höchstens meinen Brüdern, weil sie sich damit ärgern lassen.
Schülerinnen können dir eine Watschn geben und dann hast du ein böses Grabscherimage, viel Spaß :P 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:26:
Ich mein natürlich nur das eine Mal: Maturafeierabschied.
Vorher: undenkbar! 
Nachtblau antwortete am 24. Jun, 21:27:
Na eben, das kommt dann noch schlimmer, wenn die dir auf der Bühne vor versammelter Mannschaft eine klebt :D 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:29:
Super-Horror-Vorstellung :-) 
Nachtblau antwortete am 24. Jun, 21:43:
Kannst du ja jetzt in deine Vampirträume mit einbauen ;) 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:44:
Ich habe eine harte Nacht vor mir :-) 
KiuStar meinte am 24. Jun, 21:15:
ja bussi bussi ist in..ich als schülerin überstehe nicht einen tag ohne mindestens einmal bussi bussi..und man küsst den freund nicht mehr der kriegt auch bussi bussi 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:24:
Ich erleb es eh ständig in den Gängen, alle überall. Für die kleinen Mäderl ist es meist der erste gewagte Schritt "IHN" zu erobern. 
walküre meinte am 24. Jun, 21:55:
Jetzt
frage ich mich ernsthaft, ob wir auf demselben Planeten wohnen ... In der Schule meiner Tochter ist dieses Verhalten überhaupt nicht "in", ebensowenig in meiner Verwandtschaft - und in meinem Umfeld nur unter sehr guten Freunden. Bei Menschen, die ich kaum kenne, bevorzuge ich einen Händedruck, alles andere löst bei mir Fluchtimpulse aus, weil ich es nicht ausstehen kann, wenn jemand ohne meine nonverbale Zustimmung und ohne Notwendigkeit (überfüllte Verkehrsmittel beispielsweise) in meine Intimdistanz eindringt. Außerdem verfüge ich über einen außerordentlich gut ausgeprägten Geruchssinn, der mich in solchen Fällen häufig mit Informationen versorgt, auf die ich lieber verzichten würde ... 
teacher antwortete am 24. Jun, 21:59:
Da gibt es große regionale und soziale Unterschiede.
Wenn du bei uns (egal ob als SchülerIn oder LehrerIn) ungeküsst bleibst, fragst du dich, ob du eine Schönheits-OP brauchst! 
walküre antwortete am 24. Jun, 22:14:
Dann
bin ich lieber Quasimodo, bevor ich mich als Esmeralda abknutschen lassen muss ! :-) 
teacher antwortete am 24. Jun, 22:19:
Vor wenigen Jahren hätte ich genau so reagiert ... vielleicht geht der Hype auch wieder vorbei.
Aber momentan küssen sich (eigentlich: einander) auch schon JUNGS. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 25. Jun, 00:56:
... aber sicher auch nicht alle und nur in bestimmten Gruppen. Oder? 
walküre antwortete am 25. Jun, 08:29:
Diese meine Meinung
wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern, weil ich nämlich mittlerweile alt und mutig genug bin, Verhaltensweisen abzulehnen, die mir zutiefst zuwider sind. Wie komme ich bitte dazu, mich anzusabbern und/oder mich indirekt mit fremdem Lippenstift, Make-Up und ähnlichem vollschmieren zu lassen ? 
teacher antwortete am 25. Jun, 08:36:
@ Simon C.: Ja, aber ich durchschaue das Netz nicht
@ Walküre: Dein "starkes" Verhalten kann aber als persönliche Ablehnung kränkend wirken. Und offen spricht man nicht darüber: "Du, ich möchte nicht" - hab ich noch nie gehört. 
walküre antwortete am 25. Jun, 08:43:
Damit muss
jeder leben, der glaubt, sich ohne entsprechende Signale von meiner Seite über meine Intimdistanz hinwegsetzen zu können. Ein herzlicher Händedruck und ein ehrliches Lächeln sind übrigens viel aussagekräftiger als das Herumgebussele, das viele Menschen meiner Ansicht nach nur praktizieren, weil sie dabei keinen Augenkontakt herstellen müssen.
Soviel Instinkt sollte an und für sich jeder Erwachsene haben, dass er in der Lage ist, zu spüren, wie nahe er jemandem kommen darf. Das Problem sehe ich hier bei den anderen, nicht bei mir. 
Side Affects meinte am 24. Jun, 23:23:
bussi.
das ist sehr viel nähe. nur meine beste freundin viola[platonisch] und meine schwester dürfen das. aber da lasse ich gewähren. ansonsten ist ein bussi für mich etwas,was mit liebe zu tun hat.
ich hasse oberflächlichkeiten und das abgebussele ertrag ich nicht.und würde es auch nicht mitmachen. man hat sich deshalb auch nicht mehr lieb.und ich weiß nie ob mein gegenüber gepflegte zähne hat,was mir sehr wichtig ist. 
teacher antwortete am 25. Jun, 15:13:
Es berühren einander nur zwei Wangen (statt zweier Hände) - das hat gar nichts mit Liebe zu tun. Feucht und hörbar darf es nicht sein. 
kaltmamsell (Gast) meinte am 25. Jun, 07:03:
Vielleicht wird das bildungsschichtspezifisch? Am Busbahnhof beobachte ich, dass sich Gymnasiastinnen ausgiebig busseln, Hauptschülerinnen hingegen betont die Hand schütteln ("yo!").
(Haben Sie auf dem EU-Gipfel mitverfolgt, dass Frau Merkel umfassend von ihren Kollegen gebusselt wurde? Bei der offiziellen Begrüßung auf der Bühne? Das hätten die seinerzeit mal mit Frau Thatcher versuchen sollen, da wäre die Handtasche geflogen.) 
walküre antwortete am 25. Jun, 08:25:
*lol*
Die Vorstellung einer von Mrs. Thatcher zur Waffe umfunktionierten Handtasche alleine hat mir den Tag gerettet ! Gab es da bei "Spitting Image" nicht ähnliche Szenen, in denen die Eiserne Lady schnell mit der Handtasche zur Stelle war ?
Aber davon abgesehen besucht meine Tochter ein Gymnasium, allerdings noch die Unterstufe - vielleicht ist hier der Unterschied zu suchen. Und was mich selber anbelangt, so hätte jemand, der offensichtlich unsensibel genug ist, meine Körpersprache nicht zu verstehen, keine oder nur mehr wenig Chance auf Aufnahme in meinen Freundeskreis. 
teacher antwortete am 25. Jun, 08:38:
Jetzt habe ich eine neue Vorstellung von "Thatcherismus". Viel *lol* 
Wii (Gast) meinte am 25. Jun, 08:28:
Ich finde dieses rumgebussle auch unangenehm, und vor allem antiquiert, und da gehört mMn auch das in Ö übliche Handküssen dazu. Mit "fremden" Leuten will ich keinen über das Händedrücken hinausgehenden Körperkontakt (auch wenn ich mich bei manchen Leuten nicht wehren würde *g*), und erst recht will ich sowas nicht in aller Öffentlichkeit (Abifeier etc) aufgedrängt bekommen.
Aber was tun? Zurückweichen würde komisch wirken. Man kommt diesem Ritual also nur schwer aus.
So unrecht hat dein Asiat also nicht. 
walküre antwortete am 25. Jun, 08:37:
Oh,
für den Handkuss möchte ich an dieser Stelle ein Lanze brechen ! Er darf natürlich keineswegs inflationär verwendet, sondern sollte nur in elegantem Ambiente zelebriert werden, wobei auch gewisse Formen gewahrt bleiben müssen (KEIN Sabbern, und kaum mehr als ein Hauch sollte zu spüren sein). Ein anlässlich einer nicht alltäglichen Verabredung (Oper z.B.) gegebener Handkuss eines im Auftreten stilsicheres Mannes ist eines der aufregendsten Komplimente überhaupt ! 
tyndra (Gast) antwortete am 25. Jun, 10:03:
der handkuss
ist ja berührungstechnisch gesehen eher ein händeschütteln, was für mich angenehmer ist als das bussi-bussi-zeug. und unendlich eleganter.
ich wehre mich auch dagegen, von wahllos jeder/m zwangsbeglückt zu werden. weil ich das, wie die walküre auch schon sagte, als eindringen in meine privatsphäre sehe. 
planeten.blogg.de (Gast) antwortete am 25. Jun, 12:55:
Wenn der Handkuss richtig gemacht ist
... dann lass ich mir das auch gefallen.

Mir hat mal ein Wiener Kollege, ein älterer Herr mit echtem Schmäh ,erklärt, dass bei einem formvollendeten Handkuss die Lippen die Hand auf keinen Fall berühren dürfen.

Ansonsten ist in Frankreich, das Busseln seit Jahrzehnten gang und gäbe. Nicht unbedingt bei der ersten Begrüßung, aber wenn man sich das zweite oder dritte Mal sieht, ist man bereits zum "Abschuss" freigegeben.

Ist mir auch irgendwie "seltsam" 
teacher antwortete am 25. Jun, 15:17:
Als Ostösterreicher lernt man das "Küss-die-Hand" sogar im Tanzkurs. Kein feuchter Kontakt, niemals! Das hat Stil! 
pringle meinte am 25. Jun, 13:49:
Ich hab' bei der Diplomfeier nur Schülerin K abgebusselt. Von Lieblingsschüler G kriegte ich einen Schmatz aufgedrückt, was doof ist, weil a) ich den ja nächstes Jahr wieder unterrichten könnte und b) Schüler V zuschaute, der dann seinerseits auf das doofe Bussi-Bussi bestand. Und die Lehrerkollegen kriegten sich sowieso gar nicht mehr ein vor lauter Rumgebussle. Und bei jedem ab 40 ist mir das zuwider. Bin nicht wirklich Italienerin in dieser Hinsicht, die lassen sich ja auch ziemlich gehen mit sowas... da ist mir ein Händedruck piefke-style tausendmal lieber. 
teacher antwortete am 25. Jun, 15:27:
Wenn du nun bei einer Schülerin anfängst, dann ist die Lawine los getreten. Da musst du dir doch was gedacht haben, oder?
P.S.: Ich bin leicht über 40 und stark indigniert :-) 
pringle (Gast) antwortete am 26. Jun, 12:21:
naja, mit der schülerin hatte ich ein recht freundschaftliches verhältnis, die hat mich immer um rat gefragt, wenns um typen/ausgehen/kleidung ging... so kleine-schwester-mäßig. und ausserdem hab ich sie auf klassenfahrt 2mal heimtragen müssen, das verbindet :)

und bei dem kommentar "über 40" hab ich nicht wirklich mitgedacht :-P 
teacher antwortete am 26. Jun, 14:49:
Das erklärt einiges.
Keine Sorge, ich halts schon aus, über 40 zu sein, kannst ruhig weiter ehrlich bleiben. 
 

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