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cotopaxi

 
Denken Sie kurz an ihren wichtigsten Schulnachbarn.
Hatte er/sie einen Tick?
Wenn ich hospitierend Kollegen oder Klassen beobachte, stechen mir immer wieder Alltag-Ticks ins Auge:
Armin kann nicht ruhig sitzen, er wackelt ohne Ende mit dem linken Bein, die Schulbank wippt rhythmisch mit. Der abgebrühte Nachbar erträgt das mit stoischer Ruhe.
Sue kritzelt ständig auf der Tischplatte herum, hat diese mit einem Packpapier überzogen, damit sie die Kunstwerke ab und zu austauschen kann.
Marianne fährt sich regelmäßig mit den Händen durchs Haar, bis nach fünf Stunden Unterricht der fettige Glanz nach einer Dusche giert.
Die Kollegin sucht fieberhaft nach Schreibstiften, mit denen sie so lange herumspielt, bis sie irgendwo verloren gehen. Weitersuchen, weiterspielen. Nervig.
Hubsi kaut. Kaut Kaugummi, kaut Bleistifte, kaut Nägel, kaut Bücher, ich fordere medizinische Handschuhe zum Korrigieren seiner Hefte.
Chris hat allein in meinen Stunden drei Abstürze geliefert. Er schaukelt und trotz seiner jahrelangen Übung verliert er das Gleichgewicht. Zum Lachen - bis es schiefgeht.
Selma pfaucht. Sie beherrscht die Muskulatur um die Nasenlöchern wie die Philharmoniker das Konzerthaus, leider klingt es anders.
Tom stochert begeistert mit zwei Fingern in den Luftraum seines Vordermannes. Es ist ihm nicht auszureden, dass Mitarbeit nicht in "Bitte-Ich"-Schreien besteht.
Carla liebt ihren Nabel. Sie trägt ihn auch winters zu Schau und spielt darin mit entzückter Miene. Ein Fortschritt, das Nasenbohren hat sie aufgegeben.
Ines hat einen schweren Klopfer: Ihre Finger finden auf der Tischplatte keine Ruhe, ihren Fingernägeln (und meinen Ohren) zuliebe wurde eine bunte Schreibunterlage angekauft.
Andy kneift wie eine altersschwache Pendeluhr. Er verkrampft nicht umsonst die gesamte Gesichtsmitte, er schiebt damit die herabgeglittene Hornbrille an seinen Zielort. Alle drei Minuten.
Der Bär zieht mit wackelndem Kopf seine Runden, vollführt auf der linken Tatze eine volle Drehung und vegetiert weiter.
Der ganze Zoo tickt nicht richtig.
Und Sie, liebe Leser?
Haben auch Sie einen Tick? In der Schule erworben?
Violine meinte am 13. Mär, 13:05:
Mein Tick - aus der Schule - ist, viel zu schnell zu reden. Dabei kann ich auch anders. 
teacher antwortete am 13. Mär, 19:24:
Oh Gott! Wie kann ich das meiner Sophia (17 Jahre) abgewöhnen? O.K. früher sprach sie mit 170 km/h, heute nur mehr mit 120 - aber ich verstehe sie erst unter 100, die Klasse ab 80 km/h. 
Tanja (Gast) meinte am 13. Mär, 13:18:
Tick als Lehrerin
Auch Lehrerinnen haben ziemlich viele Ticks. Meiner war - bevor die Hospitantin mich darauf aufmerksam gemacht und es mir verboten hat - mit ausgestrecktem Arm auf die Leute zu zeigen, die sich melden, anstatt sie mit Namen aufzurufen. War schwierig abzugewöhnen.

Eine Kollegin von mir hatte einmal ein "vielleicht"-Verbot. Pro Lektion dreissig "vielleicht" das war einfach zu viel.

Und privat habe ich auch jede Menge Ticks und vielleicht sogar Neurosen, genau wie es die Landleute den Urbanisierten nachsagen. 
teacher antwortete am 13. Mär, 20:01:
Hinzeigen wirkt tatsächlich aggressiv, aber mir fällt beim konzentrierten Denken oft der Name der aufzeigenden Schüler nicht ein.
Die Landeier sagen den Städtern Ticks nach? Die sollen bloß nicht ... 
schnuten meinte am 13. Mär, 14:37:
mir wurde mal während der Schulzeit gesagt, ich würde ständig meine Lippen benässen... Konnte/Kann ich nicht bestätigen!
Aber ich hab das gefühl, dass ich ständig nachprüfen muss, ob meine Nase noch am richtigen Fleck sitzt und streiche über Nasenrücken und -flügel 
teacher antwortete am 13. Mär, 20:29:
1. Das müsste der Labello-Verbrauch beweisen. Ständig befeuchtet, muss doch ständig nachgefettet werden.
2. Griffe ins Gesicht zeigen häufig Unsicherheit. Bei öffentlichen Reden bewusst reduzieren.
(Hier spricht der Rhetorik-teacher, sorry, wenn's ungelegen kommt.) 
sailordaenu antwortete am 14. Mär, 08:38:
...hmmm, zeugt von Unsicherheit? Stimmt, das könnte durchaus der Grund sein. Da werde ich doch einmal versuchen, das bewusst zu verhindern. Ich hab nämlich auch die Gewohnheit mir häufiger über die Nasenflügel zu reiben.

Ausserdem muss bei mir immer alles rechtwinklig auf dem Pult angeordnet liegen. Ordner oben links daneben das Etui, Schreibblock davor mit dem Stift oben quer bis er zum Einsatz kommt...
Daraus ersieht man auch, dass ich nicht mehr unterrichte, sonder wieder einmal selber die Schulbank drücke... 
teacher antwortete am 14. Mär, 16:21:
Ein Ordnungstick? NIE in der heutigen Schule gesehen (außer bei Lehrpersonen) 
Kevin (Gast) antwortete am 28. Mär, 23:15:
wenn ich so überlege und mir visuell meinen tisch vor mir versuch vorzustellen, dann glaub ich hatte ich damals inner schule auch nen tick das alles SO liegen muss, wenn einer mein mäppchen wegnahm, und ich es dann endlich mal wieder ergattert hab, wurde es wieder zurecht gelegt. 
Blogzombienchen meinte am 13. Mär, 19:35:
Hm, ich fürchte das einzige, was ich bieten kann ist, daß ich immer meine Stifte in Reihe und Glied sortiert habe.
Zählt das auch ;-)?
Falls nicht, vielleicht findet sich ja eine Schule, auf die ich nochmal gehen kann um den versäumten Tick nachzuholen *g*.
Grüße von der Untoten 
teacher antwortete am 13. Mär, 19:53:
Untotes Zombienchen ist zum Nachsitzen eingeladen!
Aber Stifte ordnen, das tickt auch schon ganz ordentlich. 
DonnaVivace (Gast) antwortete am 14. Mär, 15:46:
Teachers in Action
Nach 25 Jahren Schuldienst habe ich vor zwei Jahren die Seite gewechselt. Meine Schüler wusste, wenn ich mich über Unaufmerksamkeit und Der hat Schuld geärgert hatte, noch drei vier bornierte Kollegen oder Eltern diplomatisch abkänzeln musste, dass es soweit war: Ich nahm die Brille ab, ein Schüler rannte zum Fenster und riss es auf. Ich ließ mehrere MUH raus und gut war es. :-) 
 

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