Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Nach dem Unterricht. Wir gehen gemeinsam die Stufen hinunter Richtung Ausgang. Im Erdgeschoß biegen wir ab, lassen das Haupttor links liegen.

"Gehst du nicht nach Hause?", fragt der Kollege.
"Doch! Und du?"
"Ich nehme den Seiteneingang."
"Ich auch."
"Warum eigentlich?"
"Ich gehe über den Parkplatz zum Einkaufen."
"Ist dir eigentlich aufgefallen, dass viele von uns das Haupttor generell meiden?"
"Nein, warum?"
"Ich glaube, dass viele die Ansammlung der Schüler davor umgehen. Immer mehr sagen mir, dass sie sich nicht anpöbeln lassen wollen."
"Na echt? Früher haben die Kinder den Eingang gemieden. Die Lehrer haben sie dort immer erwischt und zur Rede gestellt ... die Raucher, die Stänkerer ..."

Jetzt umgehen wir die Probleme. Kein gutes Zeichen.
Haben wir unser eigenes Revier aufgegeben?
Roland (Gast) meinte am 3. Mär, 09:03:
Ihr habt nicht nur euer Revier aufgegeben, sondern auch eure Autorität abgegeben.
Was seit ihr denn für Memmen? Oder ganz platt gesagt: Bist Du ein Mann oder eine Maus?
Es kann doch nicht sein, das sich gestandene, erwachsene Menschen von pöbelnden Kindern so verunsichern lassen, das sie ihnen aus dem Weg gehen?

Bitte nimm das nicht zu persönlich, aber so etwas regt mich sehr auf.
Das ist genauso wenn ich ich immer höre das erwachsene Kerle sich von Kindern zusammenschlagen lassen.

Was spielt sich denn hier ab????? 
PeZwo antwortete am 3. Mär, 12:55:
Ja, das mit dem Autoritätsverlust sehe ich auch so. Aber als Memmen würde ich die Lehrer nicht bezeichnen. Die Autorität wurde nicht abgegeben, sie wurde ihnen genommen.

Ich halte die Lehrergilde jedoch sehr wohl teilweise an ihrem Autoritätsverlust für mitschuldig. Die Öffentlichkeitsarbeit ihres Berufsstandes, repräsentiert durch die Lehrergewerkschaft, war in den letzten Jahren unter jeder Kritik und streifte mehr als einmal die Grenze zur Lächerlichkeit. Hier ist auch etwas an Hausarbeit zu leisten wenn man die Ehre und Autorität dieses Berufsstandes wieder herstellen möchte. 
steppenhund antwortete am 3. Mär, 13:01:
Ich glaube nicht, dass man sich "Autorität" nehmen lassen muss.
Es stimmt nur dann, wenn die Autorität eine aufgesetzte ist.
Es gibt aber auch eine natürliche Autorität, die man im Grunde nie verliert. Die ist von Job, Rang oder Alter unabhängig. 
PeZwo antwortete am 3. Mär, 17:31:
@steppenhund
das mit der natürlichen Autorität aufgrund der Persönlichkeit stimmt natürlich.

Aber da wird es bei den Lehrern genauso wie in der Wirtschaft bei den Chefitäten sein... hin und wieder sind welche dabei, vor denen man auch ohne ihre Position Respekt hätte. Aber den meisten Vorgesetzten wurde ihre Autorität durch ihre Position verliehen und die kann ihnen wieder weggenommen werden. 
teacher antwortete am 3. Mär, 20:09:
Autorität ist keine pädagogische Dimension - ich habe bei meiner Ausbildung nie gehört, dass ich Autorität einsetzen soll. Ist doch verpönt, oder? 
steppenhund antwortete am 4. Mär, 00:17:
Kinder brauchen Autorität. Sie brauchen keine Prügel, was oft damit verwechselt wird. Aber sie brauchen klare Regeln und Grenzen. Selbst wenn es nur wenige sind.
Ich würde vermuten, (sicher kann ich mir da nicht sein) dass Autorität etwas mit Achtung zu tun hat. Nicht mit Furcht. Aber ein typisches Beispiel für Autorität wäre z.B. dann gegeben, wenn eine Schülergruppe zwar auf die Lehrer im Allgemeinen schimpft, aber dann über einen bestimmten sagt: "Aber den lassen wir in Ruh, der ist schon in Ordnung." Das könnte ein Indiz für natürliche Autorität sein. Oder vielleicht auch nur für Authentizität.
Das ist aber eh die wichtigere Eigenschaft. Für jeden Menschen - nicht nur für Lehrer.
Wer sich das antun will, sollte einmal Charles Taylor lesen. 
walküre meinte am 3. Mär, 14:35:
Was vielen Lehrern heutzutage fehlt, ist m. E. eine gewisse Grundautorität (Copyright Walkürentochter), welche wiederum aus gesundem persönlichem und beruflichem Selbstwertgefühl resultiert. 
teacher antwortete am 3. Mär, 20:11:
Mangelndes Selbstwertgefühl ist mE auch Auslöser für viele Probleme, von Depressionen bis zu Repressionen.
Es ist hart, sich wertvoll zu fühlen, wenn du zum Sündenbock tausender Gesellschaftsprobleme gestempelt wirst. 
stichi meinte am 3. Mär, 15:13:
Also mir würde es nicht einfallen, mich aus dem Hintereingang zu schleichen, aber ich sehe diese Tendenz bei vielen Kollegen. Sie scheuen die Konfrontation. Sie "sehen" es auch nicht, wenn Schüler mit Knopf im Ohr (ist bei uns offiziell verboten) in der Schule unterwegs sind. Man müsste ja einschreiten, man müsste sich mit dem Schüler auseinandersetzen. Das kostet alles Zeit und Kraft.
Leider ist die Folge, dass das Einschreiten sich auf immer weniger Kollegen konzentriert und die Verstöße gegen die Schulordnung zunehmend ungeahndet bleiben. Darunter haben dann alle zu leiden.
Würden alle ihrem Auftrag gerecht, würde die Last auf viel mehr Schultern verteilt und der Effekt wäre um einiges größer!
Ich ärgere mich über diese "Feigheit"!!! 
teacher antwortete am 3. Mär, 20:15:
Mir war es bis dato nicht aufgefallen, aber es ist ein klares Zeichen, dass auch die Lehrer Konfrontationen scheuen. Sie wollen nicht als Disziplinierer gesehen werden, sondern als Freund und Helfer. 
Anja-Pia antwortete am 4. Mär, 16:03:
So lange Notengebung und Unterricht von ein und derselben Person erfolgen, sollten sich Lehrer woanders ihre Freunde suchen. 
miss B antwortete am 4. Mär, 17:23:
bei manchen lehrern mag das stimmen, aber ich sehe auch immer wieder, dass es kein problem ist freund und disziplinierer zu sein
viel schlimmer finde ich aber die feigheit der kollegen untereinander, da wird jeder konfrontation aus dem weg gegangen und lieber gleich beim chef vorgesprochen und der betroffene weiß nix davon 
nehalennia (Gast) meinte am 3. Mär, 23:29:
Jg 1969
und schon meine Lehrer (Gymn) nahmen den Seiteneingang, der ausdrücklich (in Form eines Schildes) nur für das Lehrpersonal war.

Böse Zungen behaupten, sie nahmen den Seiteneingang, um eben nicht vor/nach ihrer Arbeitszeit schon/noch Schüler maßregeln zu müssen ;-) 
teacher antwortete am 4. Mär, 19:06:
Damals schon modern! 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma