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cotopaxi

 
Lehrer kassieren mehr als 180 Mio für Überstunden.

Wird wahrscheinlich stimmen. In meiner Schule gibt es praktisch keine LehrerInnen, die ohne Überstunden auskommen.

"Kann ich Überstunden ablehnen?"
Eine Frage, die Direktor und Administrator oft und oft mit einem klaren "Nein" beantworten mussten. "Könnt ihr nicht. Geht nicht!"

Ich alleine habe im vergangenen Schuljahr rund 15 Überstunden pro Monat gehalten. Bezahlt, aber unfreiwillig. Schon im Oktober bin ich mit meinem Anliegen in die Direktion gepilgert: "Könnt ihr bitte einen Ersatzlehrer auftreiben? Mir wird das zu viel."
"Wir werden es versuchen."

Sie haben keinen gefunden. Es gibt keine. PraktikantInnen und Studierende wurden angesprochen, ob sie Klassen übernehmen wollen, alle Reserven wurden mobil gemacht. Niemand.

Wir haben zu wenig Lehrer, weil in den letzen Jahren massiv davon abgeraten wurde, Lehramt zu studieren. Direkt (in Werbefoldern des Unterrichtsministeriums!) und indirekt (über gehässige Medienberichte).

Wir müssen diese Überstunden machen. Warum wirft man uns das Versagen der Behörden vor?
raumschots meinte am 24. Mai, 14:26:
Da habe ich eine tolle Organisation gefunden: GEW.de, die nennen sich Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft...sind wohl auch für Lehrer offen... 
emu (Gast) antwortete am 24. Mai, 15:30:
Für österreichische Lehrkräfte wird sich die Sinnhaftigkeit in Grenzen halten. 
teacher antwortete am 24. Mai, 20:28:
Wir werden ja ordentlich entlohnt für diese Arbeit, also sehe ich hier kein gewerkschaftliches Problem. Es gäbe einfach hunderte Jobs, die keiner übernehmen will ... 
raumschots antwortete am 25. Mai, 15:45:
Soweit mir bekannt, ist eine Gewerkschaft oder ein Lehrerberband, eine Interessenvertretung von Arbeitnehmern. Sie ist kein Problem, aber sie könnte eins für viele Politiker werden... Es geht dabei in der Regel um vielerlei Interessen, wie dieser blog zeigt, nicht in erster Linie um eine Entlohnung oder dergleichen. Einzelne Lehrer können wohl kaum die diskutierten Probleme öffentlich machen, sie zur Diskussion stellen und vielleicht auf Änderungen hoffen, es sei denn in diesem blog. Soweit mir bekannt, zählt auch Österreich zu den Demokratien. Und in einer Demokratie ist es möglich, eine Organisation zu gründen, beizutreten oder ähnliches, die die Interessen zB der Leher vertritt. Insoweit zB das Problem Überstunden auf die politische Agenda bringt...
Da helfen die Antworten: "kein gewerkschaftliches Problem" und "Sinnhaftigkeit in Grenzen" nicht wirklich weiter. 
teacher antwortete am 25. Mai, 20:32:
Im Prinzip kann ich ja zustimmen, aber Lösung erwarte ich mir von der Gewerkschaft keine - auch wenn Öst. "angeblich zu den Demokratien zählt" :-) 
raumschots antwortete am 25. Mai, 21:54:
kicher, lach...hihi...ja, ja die Demokratie! Doch noch eine letzte Frage: von wem soll dann eine Lösung kommen? 
teacher antwortete am 25. Mai, 22:24:
Vom Arbeitgeber. Er muss einfach Personalplanung betreiben wie andere Unternehmungen auch. 
atrazin (Gast) meinte am 24. Mai, 14:38:
Hab seit Jahren zwischen 4 und 9 WE zuviel.
das obwohl ich als Mutter einer kleinen Tochter jedes Jahr sogar um Herabsetzung der Lehrverpflichtung ansuche - Mangelfächer halt (NAWI und INFO). Herabsetzung wird regelmäßig abgelehnt, die Gewerkschaft meint, ab 10 angeordneten Überstunden wäre es eventuell erfolgversprechend sich aufzuregen. Zusätzlich habe ich auch immer unsere beiden Maturaklassen schriftlich.
Schön, dass ich mit meinen Stunden auch noch zu den umoralischen Privilegienrittern gehöre - gaaaanz lieb. Schlechter bezahlt ist das Ganze in Zukunft auch noch. 
teacher antwortete am 24. Mai, 20:31:
Das ist das Absurde: Wir übernehmen zusätzliche Arbeit und werden dafür gerügt. Es wäre doch so einfach (für Journalisten) einfach ein bissi zu recherchieren ... 
Michael (Gast) meinte am 24. Mai, 14:56:
wenigstens werden sie bezahlt :) Das soll es ganz andere Berufe geben... 
teacher antwortete am 24. Mai, 20:29:
Das würde ich dann Diebstahl nennen und entsprechend ahnden (lassen). 
virtualmono antwortete am 25. Mai, 01:59:
Ab einer gewissen Hierarchiestufe ist es in der freien Wirtschaft nun mal Usus, dass Ueberstunden nicht mehr extra bezahlt, sondern selbstverstaendlich unbezahlt erwartet werden... klingt komisch, ist aber so (man muss es trotzdem als Betroffener nicht gut finden). Und der naechste Politiker, der von einer gesetzlichen Obergrenze fuer Managergehaelter in Deutschland schwafelt kriegt eins auf die Goschn. 
raumschots antwortete am 25. Mai, 15:47:
Bitte, was ist eine "freie Wirtschaft"? 
deprifrei-leben antwortete am 25. Mai, 19:25:
Mit freier Wirtschaft sind bestimmt Sozialismusfreie Ausbeuter- Räume gemeint. haha.

Knapp 4 Stunden hast du Überstunden pro Woche, klingt nicht nach viel, ich hätte es mir schlimmer ausgemalt.
In der Pflege sind leider noch mehr Überstunden üblich. Ich finde die Lehrer klagen auf einen recht hohem Niveau. 
virtualmono antwortete am 25. Mai, 19:47:
Freie Wirtschaft? Ich würde mal sagen alle, die jetzt nicht nach Unterstützung vom Staat betteln (im Gegensatz zu denen, die es vergeigt haben und allesamt selbst Schuld sind). 
teacher antwortete am 25. Mai, 20:46:
@deprifrei:
Vier Überstunden pro Woche hört sich wirklich nicht extrem an. Aber ich musste spontan eine Matura- (Abschluss)klasse übernehmen, d.h. ich musste fertigstellen und abprüfen, was eine Kollegin über sechs Jahre aufgebaut hatte. Da übernimmt man die Projektleitung im Endstadium und es kommt auf jede gehaltene Stunde mindestens eine weitere dazu, um den Durchblick zu erwerben und das Richtige abzuprüfen: Was wurde schon gelesen? Was muss ich noch üben? Was ist bisher passiert? Wo liegen meine Ansprüche, wo muss ich die Klasse abholen? Was darf ich verlangen, was verschweigen mir die SchülerInnen? Wo liegen die Problemfälle bei den Kindern? ... Ich kannte niemanden aus der Klasse und war plötzlich für ihre Gesamtleistungen verantwortlich. Kein Spaß. 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 25. Mai, 23:56:
Das es kein Spaß ist, eine Matura-Klasse zu übernehmen und abzuprüfen, kann noch nachvollziehen ... die offenen Fragen nicht. Müssen österreiche Lehrer keine Lehrberichte bzw. Schüler-Portfolios führen? 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 26. Mai, 00:02:
... österreichir...e /wie schreibt man das? 
teacher antwortete am 26. Mai, 19:58:
hihi: österreich - ja, das sind wir.
Nein, solche Berichte und Portfolios schreiben wir nicht. Da werden ja 100 geschrieben, und 1 wird gebraucht. Nicht nötig, da kämpfe ich mich lieber 1 x durch. 
aiiiia meinte am 25. Mai, 20:01:
wer wirft den lehrern denn vor, dass sie überstunden machen?

Im übrigen kann ich mich virtualmono nur anschließen: überstunden sind kein übel, unter dem nur lehrer zu leiden haben. Und man muss noch nicht einmal in höheren hierarchiesphären arbeiten, um überstunden gratis zu machen... 
Roman (Gast) antwortete am 25. Mai, 20:30:
Immerhin kriegen die Überstunden die Lehrer bezahlt, ein netter Nebenverdienst. 
teacher antwortete am 25. Mai, 20:52:
Ja, Arbeit kriegt man bezahlt. Das halte ich für ziemlich normal.

Wenn unser Arbeitgeber ein bissi Planung betreiben würde, könnte mit weniger Geld bessere Leistung erbracht werden: Junglehrer hätten nette Jobs und SchülerInnen entspannte Lehrer.

Wir wissen, wie viele Schüler wir in den nächsten Jahren haben und wie viele Lehrer dafür benötigt werden - da wäre vorausschauende Personalentwicklung nicht zu viel verlangt. 
ottivgrau antwortete am 25. Mai, 21:15:
stimmt, im verlinkten orf-artikel gibts keinen vorwurf. wo dann? na, wo wohl: www.krone.at/krone/S153/object_id__136202/hxcms/index.html
ich denke, in dem kontext ist der orf zu verstehen...
preisfrage: wie könnte das bzö auf die idee für die anfrage gekommen sein? 
teacher antwortete am 25. Mai, 21:48:
Dieses Blatt wollte ich nicht verlinken. 
aiiiia antwortete am 25. Mai, 22:48:
@ freiherr von grau:
gott, sind die eklig... ich revidiere von "wir brauchen einen eltern-führerschein" und "wir brauchen einen wähler-führerschein" auf "wir brauchen einen medien-führerschein". aber da predige ich wahrscheinlich wasser und saufe wein ; )

@ teacher:
ich wollte ja nur darauf hinaus, dass überstunden nun mal ein notwendiges übel sind. im idealfall sollten diese natürlich bezahlt sein, aber hier ist der arbeitsmarkt eben auch einfachen gesetzen unterworfen. wenn ich auf bezahlte überstunden bestehe, stehen hinter mir 4 andere, die es auch gratis machen... 
ottivgrau antwortete am 26. Mai, 16:57:
Naja, aber nur weil man selbst auf Grund der normativen Kraft des Faktischen unbezahlte Überstunden machen muss, obwohl das rechtlich eigentlich nicht so gedacht ist, kann man doch von den Lehrern nicht verlangen (ich unterstell das jetzt mal ;) ), dass sie sich gefälligst genauso damit abfinden sollen. Zumal ja wirklich keine Gefahr besteht, dass hier irgendjemand zu wenige Überstunden machen würde. Kern der Sache ist doch, dass a) Überstunden nun mal bezahlt gehören und b) zu viele Überstunden dem Unterricht und so den Kindern schaden.
So oder so, das mit dem notwendigen Übel stimmt natürlich. 
Bayernlehrer (Gast) antwortete am 13. Jun, 22:16:
Das gottbegnadete Bayerische Kultusministerium hat vor ca. zehn Jahren die bis dahin jährliche Herausgabe der Broschüre "Prognosen zum Lehrerbedarf" eingestellt. Damalige Begründung: Man wolle sich nicht länger (mit völlig unbrauchbaren Voraussagen) lächerlich machen. Vom damaligen Staatssekretär mündlich so begründet; schriftlich wählte man etwas diplomatischere Worte.

Ist also kein rein österreichisches Problem. Ein interessantes Beispiel, dass Bayern und Österreich doch noch Gemeinsamkeiten haben, wo doch seit der Sendlinger Mordweihnacht... au, ned schlogn, bin scho stad. 
teacher antwortete am 14. Jun, 12:26:
Immerhin machen wir gemeinsam die gleichen Fehler :-)
A propos: Die Bayern haben in (Ost-)Österreich einen sehr guten Ruf: Reden wie wir ... und saufen das gleiche Bier. Prost! 
Bayernlehrer (Gast) antwortete am 15. Jun, 12:43:
Verstehen...
tu ich es trotzdem nicht:
- Geburtenzahlen: bekannt
- Zahl und Alter der aktiven Lehrer: bekannt (inklusive der Quote an Frühpensionierungen, die eh kaum mehr ins Gewicht fällt)
- Zahl der Grundschüler: bekannt

Also warum, zum Teufel, schafft man es nicht, wenigstens für die weiterführenden Schulen einigermaßen brauchbare Zahlen zu errechnen? 
teacher antwortete am 16. Jun, 12:55:
Auch die Zahl der Studierenden ist halbwegs bekannt.

Böse Menschen vermuten, dass unsere vorgesetzten Dienstbehörden eher nach politischen denn intellektuellen Kriterien rekrutieren. Solche Ergebnisse unterstützen diese These ... 
ketzerkatze (Gast) meinte am 26. Mai, 13:59:
2 Lehrer sitzen hier nutzlos rum
Keine Chance auf Einstellung: ein Dipl.Phys mit Lehrerfahrung an der Uni, mit Ü45 keinerlei Chance, auch nur eine einzige Stunde zu bekommen, und eine Deutschlehrerin, die als sogenannte "Behinderte" ebenfalls keine Chance bekommt, weil leiderleider die Schulbauten nicht rollstuhlfähig ... und die Disziplinprobleme ... Sie können sich ja gar nicht durchsetzen ... Sie verstehen?

Es ist zum Göbeln! 
teacher antwortete am 14. Jun, 12:27:
Gerade LehrerInnen mit Behinderungen würden ein weiteres Stück Menschlichkeit in unsere Anstalt bringen, ich bin da ganz dafür. 
Interessentin (Gast) meinte am 15. Okt, 17:43:
Ich trage mich seit einiger Zeit mit der Idee, vom Beruf der Dolmetscherin auf Gymnasiallehrerin für Französisch umzusteigen.

Ihren Blog habe ich mit grossem Interesse durchstöbert. Allerdings stelle ich fest, dass die Realität in der Praxis doch ganz anders aussieht, als was ich mir in der Theorie so vorgestellt habe. Keine Anerkennung, ständige Disziplinprobleme, lernunwillige Schule, demotivierende Vorgesetzte und Kollegen, ständig meckernde Eltern...

Ich weiss nicht, ob ich damit umgehen könnte... 
BIA (Gast) antwortete am 15. Okt, 18:32:
Ich empfinde einen Teil der von Ihnen angesprochenen Kollege viel weniger problematisch als teacher - ständig meckernde Eltern sind z. B. an meiner Schule schlicht nicht die Regel, sondern die große Ausnahme. Hängt halt alles stark davon ab, an welcher Schule Sie sind und mit welchem Klientele Sie zu tun haben.
Es ist ein schöner Beruf. 
teacher antwortete am 15. Okt, 19:34:
Ja mag den Beruf immer noch, sonst würde ich hier nicht über allerlei Verbesserungen nachdenken sondern einfach verschwinden. 
 

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