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cotopaxi

 
steppenhund meinte am 20. Nov, 23:04:
[off topic und on topic]
Gestern ist in der Presse im Spectrum eine Gegendarstellung zu Eva Novotnys Behauptung erfolgt. (Sie meint, dass "jeder" alles lernen kann.) Aljoscha C. Neubauer kontert mit großer Höflichkeit aber auch Hinweisen auf falsch interpretierte Studien (Lewis Terman Studie und andere) und meint, dass Begabung doch auch als Erbgut enthalten sein muss, "obwohl es noch nicht gelungen ist, Begabungsgene zu identifizieren".
Ohne jetzt weiters darauf einzugehen (seine Argumentation fundiert mehr auf noch unbewiesene (Arbeits-)Hypothesen als die von E.N.) möchte ich einen Satz zerpflücken, den er dazu verwendet, dass Lernen nicht unbedingt Spass machen muss:
Es geht um die Expertiseforschung von Anders Ericson, der seit den 1990er-Jahren emiprisch zeigen konnte, dass herausragende "eminente" menschliche Leistungen nicht möglich sind ohne vieljähriges Lernen und Üben. (Jetzt, wo ich den Satz abschreibe, stelle ich den Fehler in der Satzstellung fest, aber sei's drum.) Der Befund ist als Zehnjahresregel oder 10.000-Stunden-Regel bekannt. ...
[Das wertet er] ... Aufbau nur durch mühevolles Lernen oder Üben (was diametral steht zu dem in der sogenannten Neuropädagogik oft propagierten Leitsatz, demzufolge Lernen Spaß machen soll) ...
--- [diametral bedeutet soviel wie absoluter Widerspruch]
Ich sehe da deswegen keinen Gegensatz, weil ich aus eigener Erfahrung lernen konnte, dass "das mühevolle Üben" sehr wohl lustbetont erlebt werden kann. Solange ich während des Übens eine Leistungs- oder Qualitätssteigerung erfahren kann, macht mir das Üben Spaß. Ich habe gerade eine Liszt-Transkription im letzten Monat "erarbeitet", die ich vor zehn Jahren aufgegeben hatte. (Für einen Amateur zu schwer) Gestern habe ich sie vor einem teilweise kritischen Publikum vorgeführt.
Es hieß, täglich - in der Nacht - zwei Stunden konzentriert üben und an den Wochenenden habe ich neun bis zehn Stunden pro Wochenende hineingesteckt. Manchmal wollte ich nur das Stück, welches 4 Minuten dauert, einmal durchspielen, damit sich Spielqualität nicht verschlechtert. Aus den einmaligen 4 Minuten ist immer mindestens eine Stunde daraus geworden, weil es die Vorstellung gab, dass es noch ein bisschen besser gehen könnte. Die Musik ist wunderbar und man wird ihrer nicht überdrüssig. Jetzt waren das zwar nicht 10.000 Stunden sondern nur 100, aber viel mehr arbeitet ein Berufspianist wohl auch nicht daran.
-
Die Frage ist allerdings: woher kommt das Durchhaltevermögen? Das ist aber eine gänzlich andere Frage. Und wenn ich die vielen Leute ansehen, die monatelang für die Teilnahme an einem Marathonlauf trainieren, dann kann ich nur den Schluss ziehen, dass körperliche Fitness interessanter ist als geistige.
Denn man kann dem andern viel besser in die Goschen hauen, wenn man körperlich fit ist:) 
teacher antwortete am 21. Nov, 11:16:
Wir lesen die gleichen Artikel in der gleiche Zeitung.
Ich finde auch diese Gegendarstellung höchst interessant, glaube auch, dass beide Darstellungen in der Praxis zu verbinden sind: Es braucht Talent und Übung.

Zu Deiner Vorstellung von Lust am Üben.
Ja, die gibt es, wenn man freiwillig besser werden will (das ist in der Schule selten da und wird von den Mitschülern schnell abgestraft: "du Streber"), ich glaube, das läuft sogar an den Unis und in der Wirtschaft nicht viel anders ... 
steppenhund antwortete am 22. Nov, 19:54:
Also eines kann ich mit Sicherheit behaupten. Mich hat man nie als "Streber" bezeichnet. Dazu waren auch meine Betragensnoten nicht angetan:) Heute würde ich vermutlich als ADHS diagnostiziert werden, aber davon hat man damals noch nichts gewusst:) 

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