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cotopaxi

 
Vielleicht bin ich übersensibel, aber wenn mich jemand fragt: "Warum bloggst Du anonym?", dann höre ich gleich den Vorwurf mitschwingen, zu feig zu sein, für meine forschen Worte mit meinem Namen gerade zu stehen.

Nein. So feig bin ich nicht.

Beim letzten Interview für eine "Presse"-Reportage über bloggende Lehrer habe ich versucht, diesen leisen Vorwurf zu entkräften: Es geht mir primär um den Schutz meiner Umgebung. Ich habe nicht das Recht, meine SchülerInnen und meine KollegInnen an die Öffentlichkeit zu zerren.

"Was würden Sie tun, wenn Ihr Name bekannt wird?", setzt die Journalistin nach.
Ich zögere und erzähle, dass ich bereits hunderte Postings offline gestellt habe, als ich vermuten musste, dass mir Kollegen auf die Spur gekommen wären.
"Ich würde sofort aufhören!"
Ich könnte nicht mehr frei niederschreiben, was mich ärgert und was mich beschäftigt. Ich müsste ständig hunderte Interessen abwägen - was mich als Lehrer schon überfordert, will ich nicht als Blogger fortführen.

Das Gegenteil reizt mich: Ein frecher Lehrer, ohne Maulkorb.

Die umgekehrte Frage lautet: "Willst Du nicht stolz deine Werke herzeigen? Zum Lesen weitergeben? Deinen Erfolg auskosten."
"Gut", sage ich, "Eine Spur Eitelkeit kennt jeder, oder?" Und dann erzähle ich vom dahin schlummernden Projekt, die Highlights der letzten Jahre zu einem Buch zu verdichten.

Noch bin ich zu faul dazu. Frech, sicher nicht zu feig.
Ist es eitel, wenn man seine Meinung verbreiten und lesen will?
wenn (Gast) meinte am 31. Mär, 17:51:
dieser schuss nur nicht nach hinten losgeht ....
als elternteil wäre ich nicht besonders begeistert, zu wissen, dass mein kind von Ihnen unterrichtet wird. 
teacher antwortete am 1. Apr, 10:26:
Echt? Warum?
Ich mache mir viele Gedanken, ich reflektiere und beobachte ... und versuche daraus zu lernen.

Natürlich stelle ich keine Kinder bloß - nicht vor der Klasse und schon gar nicht vor der Leserschaft. 
. (Gast) antwortete am 1. Apr, 11:49:
erinnerlich ist u.a. ein früherer beitrag, in dem Sie Ihren sexuellen fantasien in bezug auf ihre schülerinnen feien lauf gelassen haben - absolut widerlich. 
Tom (Gast) antwortete am 2. Apr, 05:24:
Widerlich? Oder einfach menschlich und ehrlich? 
micha (Gast) antwortete am 2. Apr, 12:07:
Widerlich ist...
...wohl eher ihre Gefühls- und Phantasiewelt.

Ich fand es gut und ehrlich, das der teacher den betreffenden Artikel geschrieben hat. Dieses Empfinden ist so menschlich und natürlich. Einen Hackklotz als Lehrer wünscht man keinem Schüler, unverantwortlich wäre, wenn er diesem nachgeben würde.

Menschen wie sie, sind dafür verantwortlich, das Lehrer (männlich wie weiblich) sich immer mehr von der menschlichen Schiene entfernen und nur noch Roboter mit Lehrauftrag werden.

Ich habe erlebt, wie eine verknöcherte Lehrerin (aufgrund ihrer widerlichen eigenen Phantasie) ihrem jüngeren Kollegen vorwarf, dass er, wenn er eine Schülerin im angrenzenden Vorbereitungszimmer eine Klausur nachschreiben lässt, ja ihr unsittlich nächerkommen könnte, da der Rest der Klasse ja keine Einsicht in den Raum hat, wenn er mal nach dem Rechten schaut.

Micha 
teacher antwortete am 3. Apr, 12:48:
Ist es nicht für alle Betroffenen besser, wenn wir ehrlich über unsere Gefühle (inkl. der Schattenseiten) Bescheid geben?

Mir ist schon klar, dass Schweigen angenehmer ist, aber hilfreicher ist es für niemanden. 
EssenMitLöffeln (Gast) meinte am 31. Mär, 18:35:
Ich versteh Sie zu 100%
Ich versteh es zu mindestens 100 Prozent, dass Sie anonym bloggen und fordere Sie auf, es auch weiter so zu halten.

Es gibt eine beträchtliche Klasse von Leuten, denen es überhaupt nicht egal ist, ob das Umfeld sie schlecht oder gut behandelt, und die trotzdem vernünftige oder zumindest hörenswerte Meinungen haben. Diese Leute sollten nicht von der Unfähigkeit der anderen, mit Kritik umzugehen, am Sprechen gehindert werden.

Nehmen wir als Beispiel den Kommentar zum "Stinker" letztens: Die Kritik am Körpergeruch wird nicht als Hilfestellung verstanden, was bitte falsch läuft, sondern als Angriff auf eine vollkommen überdehnte persönliche Freiheit.

Wenn diejenigen, die die Gesellschaft weiterbringen wollen, von solchen bestraft werden dürfen, die sich durch eine demonstrativ kritikfeindliche oder künstlich positive Haltung beliebt machen wollen (obwohl die Kritik berechtigt ist), dann bewegt sich diese Gesellschaft in seltsamem Terrain. Wenn Positivismus ungebraten reicht, um die Zustimmung der Masse zu erhalten, müssen die Leute, die durch diese Haltung verlieren, sich schützen - unter anderem durch Anonymität.

(So ich hoffe das war jetzt nicht zu pathetisch ^^) 
teacher antwortete am 1. Apr, 10:31:
Manchmal ist es schwer, Hilfe anzunehmen. Da müssten die Eltern ihr Leben umstellen, wenn sie Ihrem "stinkenden" Kind eine neue Chance geben wollen. Deshalb werden unsere Tipps (bzw. unsere Kritik) oft als unangenehm empfunden ... 
deprifrei-leben meinte am 31. Mär, 18:49:
Das Ende der Anonymität ist auch das Ende der Freiheit der Gedanken im Internet. Ich finde es interessant ein Blog zu lesen, der aus der Perspektive eines Lehrers geschrieben ist und der einfach so labert wie unter guten Freunden.
Je mehr Leute meinen Blog kennen, desto weniger kann ich unverfänglich über sie sprechen. Ich muss immer abwägen. Im persönlichen Alltag sagt ja auch nicht jeder was er über den anderen denkt und das ist auch nicht immer hilfreich.
Ein Lehrer muss ja immer eine gewisse Professionalität mitbringen und kann ja all die Gefühle die er gegenüber den Schüler empfindet nicht immer offen artikulieren. Und das ist auch gut so. Das Internet erlaubt da ein Blick in eine andere Welt, die vielen sonst verschlossen bliebe.
Und dafür will ich mich bei Teacher bedanken! Auch für den Mut! 
PeZwo meinte am 31. Mär, 19:14:
Ich würde es mir gut überlegen, aus der Anonymität zu treten und zu einem frechen Lehrer ohne Maulkorb zu werden. Dieser Schritt wäre irreversibel.
Du hättest nicht nur wenig bis keine Fairness zu erwarten... du würdest vermutlich zum Abfalleimer von sowohl den Lehrern als auch der Eltern mutieren. Ob sich das auszahlt, muss jeder für sich selbst entscheiden. 
Herr Rau (Gast) meinte am 31. Mär, 20:34:
Bloß weiter so, teacher, einer muss ja seine Wahrheit laut sagen können. Und das geht nur anonym. Das leuchtet hoffentlich und wahrscheinlich jedem ein, der leise Vorwurf ist vielleicht wirklich nur Überempfindlichkeit. Außerdem hat das anonyme Bloggen ja Tradition.

Ob es eitel ist, wenn...? Selbst wenn das so wäre, ich halte Eitelkeit für sehr lässlich. Gehöre aber selber zu den Eitlen. 
Herr Schwarzmüller (Gast) meinte am 31. Mär, 20:58:
Weiß ja keiner, wer hier feige und eitel ist ;-)
Ich halte es nicht für eitel, gelesen werden zu wollen. Und die Identität tut nichts zur Sache, wenn es um eine Meinung und Kritik geht. Jedem Leser steht es frei, die Kritik ernst zu nehmen oder hinter dem Blogger ein 13jähriges böses Mädchen zu vermuten.

Anonymes Bloggen hat auf jeden Fall seine Berechtigung. Meine ersten 10 Artikel hätte ich niemals unter Realnamen schreiben können. Nicht weil sie Persönliches zum Inhalt hatten, sondern weil sie unter Umständen mit den Interessen meines Dienstherren oder dem Dienstherren meiner Frau kollidieren könnten. Dennoch möchte ich meine Meinung bekannt machen und natürlich auch gehört werden. Wenn ich mich aber z.B. allgemein darüber auslasse, wie falsch sich manche Eltern in Erziehungsfragen und ihrer Einstellung zur Schule verhalten, dann möchte ich mich nicht beim nächsten Elternsprechtag dafür rechtfertigen müssen - das wäre dekonstruktiv für das Verhältnis zwischen mir und den Eltern, die ich gar nicht meinte. Gerade mit Blick auf den Kommentar von Gast um 17:51 Uhr ist es schön zu wissen, dass der Kommentator keinen realen Angriffspunkt findet.

Feige ist anonymes Bloggen auch nicht, denn jeder Leser hat die Möglichkeit Kommentare zu hinterlassen. Eine Auseinandersetzung, die im virtuellen Raum beginnt, kann auch dort weiter geführt werden, egal wer real hinter den Standpunkten steht. 
o. klein (Gast) antwortete am 31. Mär, 22:19:
Eitel
"Ist es eitel, wenn man seine Meinung verbreiten und lesen will?"

Wir Kommentatoren tun ja auch nichts anderes, nur halt als Trittbrettfahrer. Für einen eigenen Blog sind wir zu faul, aber wir hinterlassen gerne unsere Duftspuren auf fremden blogs.

Also haben wir Euch Bloggern sicher nichts vorzuwerfen... 
o. klein (Gast) meinte am 31. Mär, 22:22:
Allerdings möchte ich davor warnen, sich in "anonymität" in Sicherheit zu wiegen: zu leicht kann jemand ein paar Details kombinieren und ganz zufällig die Identität des Bloggers erfahren. Und dann besteht auch die Gefahr, dass er weitererzählt, was xy da auf seinem Blog schreibt...

Freie Meinungsäusserung: sehr schön. Aber besser nichts schreiben, hinter dem man nicht auch mit Namen stehen kann... Diese Internet-Anonymität ist sehr prekär... 
Deprifrei (Gast) antwortete am 31. Mär, 23:09:
Ich habe mir die Reportage durchgelesen und es ist differenziert beschrieben, ohne gleich reisserisch zu werden. Das nenne ich mal Qualitätsjournalismus. 
teacher antwortete am 1. Apr, 08:01:
Ich war auch sehr positiv überrascht! 
steppenhund meinte am 1. Apr, 08:21:
anonyme Blogger
ich mag ja keine anonymen Blogger...
D.h. anonyme Blogger sind für mich durchaus ok. Die outen sich durch ihre Meinung und sind damit für mich etwas analog zu einer "rechtlichen Person". (Oder auch Gesellschaft)
Was ich nicht mag, sind anonyme Blogger, die meistens gar keine sind, welche auf anderen Blogs untergriffige oder einfach polemische Kommentare hinterlassen.
Da habe ich mir auch schon manchmal die Mühe gemacht, deren Anonymität zumindest für mich aufzubrechen. Manchmal ist das möglich, allerdings habe ich das schon mindestens zwei Jahre nicht mehr gemacht.
Dass Sie anonym bleiben wollen, verstehe ich sehr gut und halte ich für absolut richtig - genau aus den von Ihnen beschriebenen Gründen. Sie sind für mich auch nicht wirklich anonym, selbst wenn ich nicht weiß, wie sie heißen oder wo sie wohnen. In ihren Beiträgen findet sich so viel an persönlicher Substanz, dass Sie zu einer "Person" geworden sind.
Machen Sie einfach so weiter. Und feig sind Sie nicht! 
micha (Gast) meinte am 2. Apr, 12:14:
bleiben Sie anonym...
... sonst wird hier schnell Ruhe einkehren und Sie im Stress versinken. Es ist gut, wie es ist. Auch wenn ich gern wissen würde, ob Sie aus Wien sind. Verraten Sie es bitte nicht. :)

Feig sind sie nicht, da sie sich ja den Diskussionen auf ihre Artikel stellen. Es geht um Inhalte in einem Blogg, selten um Personen - alles würde sich verschieben. Damit wären Sie selbst nicht glücklich.
LG Micha 
teacher antwortete am 3. Apr, 12:50:
Das bestärkt mich, anonym zu bleiben. 
studi (Gast) meinte am 2. Apr, 12:26:
eine Art "leak"
wikileaks ist auch ok für die meisten, wieso dann nicht ein leak aus einer Schule? genau die kollegen die wikileaks so hochpreisen und den Jugendlichen über dieses TOLLE Projekt erzählen sind in der Regel (keine ohne Ausnahmen) jene die einen Anonymen Blogger gleich vor das Jüngste Gericht zerren würden. Solange man selbst nicht "geleakt" wird ist es ja toll. Wie sieht das der Teacher wenn über Ihn gebloggt wird? *fg* Es ist wahrlich keine einfache Materie, es ist unterhaltsam zu lesen und wenn man(n) aus der Branche kommt, liegt der Schluss nahe dass der oder die werte Blogger(in) sicherlich auch aus dem Elite Kader Lehrkörper stammt, und nicht ein verbissener Jugendlicher ist or whatever...
Da wir uns derzeit meiner Meinung nach sowieso in einem modernen Biedermaier befinden, sind solche Blogs sowieso nur der Anfang. Wir sitzen zu Hause, in Kaffeehäusern reden über alles mögliche, manchmal auch Politik, wie schlecht alles nicht ist, zeigen Jugendlichen Filme z.B. Plastic Planet, aber dagegen etwas zu Unternehmen traut sich bzw will niemand. Wer ist unser aller Metternich? Wer ist unser persönlicher Metternich? Ist der anonyme Blogger ein Denunziant? oder ein "RegimeKritiker"? SChwarz Weiß, Bunt,.. wie ist alles zu sehen?
Die Zukunft unserer Jugendlichen wird es zeigen, auch welche Wege die staatlichen Schergen für das kleine Reich Schule vorgeben. 
teacher antwortete am 3. Apr, 12:45:
Kritisch und gut!
Was ich mir zum ersten Mal überlege: Was würden Schüler über mich schreiben? Spannender Ansatz, aber es müsste anonym sein! 
Deprifrei (Gast) antwortete am 4. Apr, 15:51:
Mit Wikileaks das zu vergleichen ist nicht richtig. Da gehts um Politik und Kriegsverbrechen. 
mariarosa meinte am 21. Apr, 19:32:
Wurschtigkeit
Dem Direktor ist es wurscht wie es seinen Lehren geht - er steht maximal hinter ihnen, wenns auch um seine Haut geht. Geschützt wird nur, wer dem direktorialen Beispiel folgt - Unterricht wenn überhaupt - erst 20 Min nach Stundenbeginn und bis 10 Minuten vor Stundenende. Als Direktor hinter den Schülern stehen und sei es noch so absurd und pödagogischer Wahnsinn. Sich selber einige Untergebene (meist mit nicht abgeschlossener Ausbildung) "halten", die als wandelnde Ohren durch die Lehrerzimmer wandeln und die statt des Unterrichtens sich Schul - Schüler - Lehrergeschichten anhorchen und an die Obrigkeit weiterleiten. Selbigen er eine Wichtigkeit durch Qualitätsaufgaben verleiht die sie von anderen einfordern wollen, selbst aber nicht einmal verstehen. 
 

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