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cotopaxi

 
Die Ausschreibung ist zu Ende gegangen, jetzt werden die Kostenvoranschläge nachverhandelt. Der Chef einer Installationsfirma spricht beim Unternehmer persönlich vor, schließlich will er in der Krise auf diesen Großauftrag nicht verzichten.

"Ihr Offert passt ja im Großen und Ganzen, aber bei den Arbeitskosten müssen wir noch runter."
"Da haben wir absolut keinen Spielraum mehr ... die Spezialisten haben ihren Preis!"
"Wir denken so an 8 - 10 % Nachlass, dann könnten sie mithalten."
"Wir haben so knapp kalkuliert, da bleiben nöchstens 3 % Skonto für Anzahlungen über."
"Ach, lassen Sie die Mitarbeiter am Freitag länger auf der Baustelle - zwei Stunden gehen sogar bei den Lehrern!"

Kein Witz, so ist das gelaufen.
rotzpipn meinte am 16. Apr, 17:30:
Der Vergleich hinkt ...
weil auch das Offert im Großen und Ganzen nicht paßt.
weil der Arbeiter nicht in einer "geschützten Werkstätte" arbeitet und somit sehr leicht seinen Job verlieren kann.
weil viele Arbeitnehmer auch unbezahlte Überstunden leisten (Stichwort Allinclusive-Verträge).
weil Geographie-/Biologie-/Turn-/Musik-etc-Lehrer nun mal keine Überstunden in Form von Schularbeitskorrekturen leisten müssen.
weil es auch im freien Markt Inflation und Deflation (bei Preisen wie Gehälten) gibt.
und weil daher das Preis-Leistungsverhältnis bei Lehreren schon lange nicht mehr stimmt und in den letzten Jahren schon sehr zugunsten von Lehrern ging. 
ketzerkatze (Gast) antwortete am 16. Apr, 20:01:
Der Kommentar hinkt
weil die Ausbeutung sogenannter "Behinderter" in beschönigend "beschützte Werkstätten" genannten Zwangsanstalten nicht zur Bebilderung von Unmut taugt. 
rotzpipn antwortete am 16. Apr, 22:09:
Als 'geschützte Werkstatt' war hier die Pragmatisierung (Unkündbarkeit ... es kann einem also auch trotz Fehlleistung nichts geschehen) gemeint und nicht echte 'geschützte Werkstätten'. 
BIA (Gast) antwortete am 17. Apr, 22:38:
Wo wird denn noch pragmatisiert? War schon zu meiner Zeit nicht mehr so, und das ist ein paar Jahre her. 
Stefan (Gast) antwortete am 18. Apr, 08:45:
Wer heutige Schulen als "geschützte Werkstätten" ansieht, hat echt den Zug der Zeit vorbeirauschen gesehen. Es ist geradezu angähnend, wie gebetsmühlenartig immer die selben Argumente angeführt werden, die unlängst - mittlerweile sogar in großen Verlagshäusern - widerlegt wurden.

Da wären Bereiche wie Gehälter, Arbeitszeit, Jobsicherheit, Arbeitsklima, Anforderungen, etc.

Einen Punkt will ich jedoch herausgreifen, weil er mich richtig aufregt: Finanzkrise und die ach so glücklichen Lehrer. Ich weiß ja nicht, wie das in Österreich ist/war, aber hier in Deutschland wurden in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs (!) öffentliche Haushalte auf dem Rücken der Beamten saniert. Aber Lehrer können nicht streiken oder ihre Gehälter aushandeln. Jetzt aber, wo ein paar (!) Akademiker (!) um ihren Job bangen müssen, sind plötzlich die Lehrer die überpriviligierte Berufsgruppe. Das ich nicht lache ...

Übrigens: Unfähigkeit im Beruf ist nicht nur dem öffentlichen Dienst vorbehalten. 
teacher antwortete am 19. Apr, 11:31:
In Österreich gibt es im Lehrerbererich seit 10 Jahren keine Pragmatisierung mehr - aber die großteils uninformierten Leute werfen sie uns immer noch vor. 
marsundco (Gast) meinte am 17. Apr, 09:11:
Und wie...
...komt ein Lehrer an Zitate aus Preisverhandlungen zwischen zwei Unternehmen? Das würd MICH jetzt persönlich mal interessieren... 
teacher antwortete am 19. Apr, 11:32:
... wir sind ja verheiratet und haben Kinder. 
michael (Gast) meinte am 17. Apr, 16:42:
kein witz
dieses, nennen wir es zitat, ist schwer mit der aktuellen lehrer-debatte zu verbinden.
der beruf des lehrers sollte nicht leichtsinnig mit anderen arbeiten verknüpft und verglichen werden, ich denke darauf will dieser beitrag hinaus. in diesem punkt gebe ich auch bis zu einem gewissen maße recht.
allerdings sollte auch ihnen klar sein dass die qualitätsschwankungen innerhalb des lehrpersonals drastisch sind.

irgendwann müssen wir uns dem klar werden, dass es hier, in dieser diskussion, nicht nur um die lehrer geht, sondern in weiterer folge um die ausbildung, qualifikation und den wissensdurst unserer kinder, und der zukunft dieses landes.

ich frage mich warum den lehrern eine diskussion um das bildungssystem nicht sogar recht ist, hier können sie alle leistungen in die waagschale werfen, hier können sie gegen alle schlechtreder, von denen es sehr viele gibt, argumentieren. warum wird das nicht gemacht, warum werden hier keine argumente auf den tisch gelegt und argumentiert, wie es sich für erwachsene menschen gehört?
hier wird ein entsetzes und verletztes theater aufgeführt und mit drohungen und gegendrohungen geendet.


warte gespannt auf weitere beiträge oder sogar eine antwort. 
Loco (Gast) antwortete am 18. Apr, 17:33:
Weil...
weil das schlicht keiner hören will. Das paßt nämlich nicht ins einmal gefaßte Weltbild. 
BIA (Gast) antwortete am 19. Apr, 00:22:
Ich kenne viele österreichische Lehrer - und die würden nichts lieber tun, als ganz grundsätzlich über das Bildungssystem zu diskutieren. Was sie nicht wollen, ist aber eine unehrliche Diskussion, wie sie zur Zeit stattfindet. Da geht es nämlich mitnichten um eine grundsätzliche Reform des Bildungssystem, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Schülern und Lehrern, bessere Lehrerausbildung und -unterstützung, bessere Unterstützung der Schüler (Psychologen, Individualisierung), bessere Raumkonzepte, eine Schule, die tatsächlich ein Lebensraum für die Beteiligten sein kann, welche Mittel das erfordert und wie sie am Gewinnbringendsten eingesetzt werden können...

Worum es geht? Schlicht um Einsparungen, schön verpackt in ein bevölkerungsgerechtes Konzept ("Lehrer sollen mehr hackeln.").

Na, super. 
teacher antwortete am 19. Apr, 11:35:
Ein Kollege wurde vom ORF zu einer Diskussion eingeladen. Er hat genau diese Bedingungen gestellt: Reden wir über echte Reformmöglichkeiten.
Er wurde wieder ausgeladen: "Das interessiert niemanden, das gehört nicht zum Thema." 
BIA (Gast) antwortete am 19. Apr, 13:14:
This sucks.
Dabei gäb's wirklich jede Menge best practices und guter Ideen - im Standard steht grad ein Artikel über Lernumgebungen ("der Raum als 3. Pädagoge"), sehr lesenswert.
(Bis zu dem Moment, in dem man auch die eigenen feuerpolizeilichen Bestimmungen liest oder sich ansieht, welche Zimmergröße vorgesehen und gefördert wird...) 
 

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